Guenzburger Zeitung

Dank Orange Campus zur Nummer eins

Am Mittwoch beginnen die Arbeiten für das Basketball-Zentrum offiziell. Die Ulmer verbinden damit gewaltige Hoffnungen. Es geht um die Weltspitze – und um begeistert­e Kinder

- VON SEBASTIAN MAYR

Neu-Ulm/Ulm Auf der Baustelle am Neu-Ulmer Donauufer herrscht bereits Betrieb. Die Arbeiten für den Orange Campus haben begonnen – auch wenn der offizielle Spatenstic­h erst am Mittwoch ansteht. Ist der Termin also nur noch eine Formalität? Andreas Oettel, der Geschäftsf­ührer der Ulmer Basketball­er, widerspric­ht: „Das ist schon so etwas wie eine Geburt“, sagt er.

Vor knapp vier Jahren haben die Basketball­er von BBU’01 ihre Pläne für ein Nachwuchs- und Leistungsz­entrum erstmals öffentlich vorgestell­t. Danach wurde immer wieder nachgebess­ert, umgeplant, viel gezweifelt und noch mehr gestritten. Das Konzept, das jetzt steht, loben fast alle: die Basketball­er genauso wie die Stadträte aus Neu-Ulm und die meisten ihrer Ulmer Amtskolleg­en. Die beiden Städte bezahlen den Löwenantei­l des rund 23,4 Millionen Euro teuren Projekts, das inzwischen in einen sportlich-ideellen und einen wirtschaft­lichen Teil aufgeteilt ist.

Zweifel habe auch er gehabt, gesteht Oettel: „Bei einem Projekt dieser Größe hast du immer die Überlegung, ist dieser Weg der richtige“, sagt er. Doch die Idee an sich habe er nie infrage gestellt, betont der Finanzchef der Basketball­er: „Als Sportler gibst du nicht auf.“Der zwischenze­itlich starke Gegenwind habe den Plänen für den Orange Campus nicht geschadet. „Du machst so etwas für die Mehrheit, es muss gewollt sein“, erklärt er. Und: „Es kommt immer ein bisschen mehr Wahrheit in so ein Projekt.“Die Planungen für den Orange Campus hätten sich mit der Zeit entwickelt. Das Ergebnis hält Oettel für gelungen.

Nach dem Kompromiss-Konzept beteiligen sich die Städte Ulm und Neu-Ulm und der Württember­gische Landesspor­tbund nur am Vereinstei­l. Sie steuern annähernd 5,5 Millionen Euro bei, Ulm bezahlt am meisten. Darüber hinaus geben die Städte dem Verein Darlehen in Höhe von fast vier Millionen Euro. Die Basketball­er müssen 2,6 Millionen Euro Eigenkapit­al mitbringen. 1,1 Millionen Euro fehlen noch, die Basketball­er haben bis zum Einzug ins neue Leistungsz­entrum Zeit, das Geld vorzuweise­n. Etwa die Hälfte der fehlenden Summe ist laut Spendenbar­ometer des Vereins schon zusammenge­tragen worden. Der Spatenstic­h könnte einen neuen Schub bringen, hofft Oettel. „Es hilft, wenn man sieht, dass sich etwas ent- wickelt“, sagt er. Den kommerziel­len Teil muss die Orange Campus GmbH stemmen. Drei Millionen Euro Eigenkapit­al kommen vom Unternehme­n, 8,3 Millionen Euro Darlehen geben die drei VR-Banken Neu-Ulm, Laupheim-Illertal und Langenau-Ulmer Alb. „Das ist eine sehr, sehr stabile Lösung“, betont Oettel.

Die Ziele, die die Basketball­er mit dem Orange Campus verbinden, sind ehrgeizig. Die Zahl der Sportler soll von rund 500 auf mehr als 1000 steigen, die Zahl der Mitglieder von rund 3500 auf etwa 6000. „Wir wollen die Nummer eins sein, der größte Einsparten­verein Deutschlan­ds“, sagt Oettel. Und der Klub mit dem besten Basketball-Nachwuchs der Republik. Schon jetzt spielen die jungen BBU’01-Sportler auf höchstem europäisch­en Niveau, deutschlan­dweit ist nur der Nachwuchs von Bayern München und Alba Berlin auf dieser Ebene. Alle Ulmer Jugendteam­s gehören im Land zu den besten zehn in ihrer Altersklas­se. „Wir schaffen das nicht nur einmal, sondern jedes Jahr“, sagt Oettel. Von dem Erfolg sollen später auch die Profis profitiere­n.

Mit Nicolas Bretzel hat ein Spieler des Bundesliga-Kaders alle Ulmer Jugendmann­schaften durchlaufe­n. Finanziell werde BBU’01 nie mit München oder Berlin mithalten können. Doch wenn es dem Verein gelinge, eigene Spieler auszubilde­n, statt diese teuer einzukaufe­n, könne sich Ulm an der Spitze der Basketball-Bundesliga etablieren. Oettel denkt noch weiter: „Wenn wir Meister werden, bin ich unglaublic­h stolz. Aber dann ist es ein Momentum. Wenn es ein Ulmer in die Nationalma­nnschaft oder in die NBA schafft, dann wird man sich daran auch in zehn oder 20 Jahren erinnern.“

Beim Orange Campus geht es trotz aller Träume von Titeln und der nordamerik­anischen Profiliga NBA nicht nur um Spitzenspo­rt. Oettel will möglichst viele junge Leute vom Sport begeistern: „Wenn du Vorbilder hast, ziehst du viele Kinder und Jugendlich­e nach.“Wenn das System Orange Campus funktionie­re, zeige es, dass Leistung sich lohnt. „Dafür sollte der Sport stehen“, sagt Oettel.

Entwickeln soll sich auch der Orange Campus selbst. Im Bebauungsp­lan ist ein Spieler-Wohnheim vorgesehen. Doch die dafür nötigen rund drei Millionen Euro wollten die Ulmer nicht auch noch auf sich nehmen. Das zusätzlich­e Gebäude könnte in einem nächsten Schritt entstehen. Die nötigen Genehmigun­gen gibt es bereits.

 ?? Fotos: Alexander Kaya, Horst Hörger ?? Die Arbeiten für den Orange Campus haben begonnen. Schon vor dem offizielle­n Spatenstic­h am Mittwoch stehen Bagger auf dem Grundstück am Neu-Ulmer Donauufer. Die Einrichtun­g, so die Hoffnung, soll künftig noch mehr Talente wie Nicolas Bretzel (Bild rechts in einem Spiel der Orange Academy) hervorbrin­gen.
Fotos: Alexander Kaya, Horst Hörger Die Arbeiten für den Orange Campus haben begonnen. Schon vor dem offizielle­n Spatenstic­h am Mittwoch stehen Bagger auf dem Grundstück am Neu-Ulmer Donauufer. Die Einrichtun­g, so die Hoffnung, soll künftig noch mehr Talente wie Nicolas Bretzel (Bild rechts in einem Spiel der Orange Academy) hervorbrin­gen.
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