Im Schatten des Merz-Hypes
Glaubt man den Wettanbietern, dann kann sich die CDU die aufwendige Organisation von acht Regionalkonferenzen sparen und sofort ihren neuen Vorsitzenden wählen. Denn im Grunde sei die Sache längst gelaufen: Friedrich Merz heißt der Volltreffer. Aber ist die Sache wirklich so klar, wie es die Wettquoten suggerieren? Nein. Denn in der Politik ist es wie beim Fußball: Die Wahrheit ist auf dem Platz. Nicht Umfragen entscheiden, sondern 1001 Delegierte auf dem Parteitag in Hamburg Anfang Dezember. Gleichzeitig haben die Kandidaten noch vier Wochen Zeit, Positionen zu beziehen und für sich zu werben. Politik ist ein schnelllebiges Geschäft.
Merz mag im Augenblick der Favorit sein, weil er wie kein anderer für einen Neuanfang steht. Aber er ist eben auch eine große Projektionsfläche, auf der alle Unzufriedenen das sehen, was sie sehen wollen. Eine Wahl gewonnen hat er noch nie. Im Schatten des Hypes positioniert sich Kramp-Karrenbauer als selbstbewusste Kraft und punktet mit Regierungserfahrung, während Merz plötzlich die Durchsuchungen bei seinem Arbeitgeber Blackrock an der Backe hat. Nichts ist daher entschieden.