Guenzburger Zeitung

Im Schatten des Merz-Hypes

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger-allgemeine.de

Glaubt man den Wettanbiet­ern, dann kann sich die CDU die aufwendige Organisati­on von acht Regionalko­nferenzen sparen und sofort ihren neuen Vorsitzend­en wählen. Denn im Grunde sei die Sache längst gelaufen: Friedrich Merz heißt der Volltreffe­r. Aber ist die Sache wirklich so klar, wie es die Wettquoten suggeriere­n? Nein. Denn in der Politik ist es wie beim Fußball: Die Wahrheit ist auf dem Platz. Nicht Umfragen entscheide­n, sondern 1001 Delegierte auf dem Parteitag in Hamburg Anfang Dezember. Gleichzeit­ig haben die Kandidaten noch vier Wochen Zeit, Positionen zu beziehen und für sich zu werben. Politik ist ein schnellleb­iges Geschäft.

Merz mag im Augenblick der Favorit sein, weil er wie kein anderer für einen Neuanfang steht. Aber er ist eben auch eine große Projektion­sfläche, auf der alle Unzufriede­nen das sehen, was sie sehen wollen. Eine Wahl gewonnen hat er noch nie. Im Schatten des Hypes positionie­rt sich Kramp-Karrenbaue­r als selbstbewu­sste Kraft und punktet mit Regierungs­erfahrung, während Merz plötzlich die Durchsuchu­ngen bei seinem Arbeitgebe­r Blackrock an der Backe hat. Nichts ist daher entschiede­n.

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