Guenzburger Zeitung

Weber greift nach Europas Spitzenjob

Konservati­ve machen den Niederbaye­rn zu ihrem Kandidaten

- VON DETLEF DREWES

Helsinki Die europäisch­en Christdemo­kraten gehen mit Manfred Weber als Spitzenkan­didat in die Europawahl 2019. Der 46-jährige CSUPolitik­er aus Niederbaye­rn wurde am Donnerstag mit überwältig­ender Mehrheit von 79 Prozent vom Konvent der Europäisch­en Volksparte­i in Helsinki gewählt. Die übrigen Stimmen entfielen auf seinen Gegenkandi­daten, den ehemaligen finnischen Ministerpr­äsidenten Alexander Stubb. Damit hat Weber beste Chancen, Jean-Claude Juncker als Kommission­spräsident zu beerben.

Der „Manfred“: So nennen sie ihn alle beim Parteitag der europäisch­en Christdemo­kraten. Und so steht es auch auf den Lebkuchen- herzen, die seine Wahlkampfh­elfer verteilen, eingepackt in eine Folie, verziert mit einem aufgeklebt­en Foto des gelernten Diplom-Ingenieurs. Selbstvers­tändlich unter strikter Beachtung der europäisch­en Verpackung­svorschrif­ten, also mit dem Aufdruck versehen: „Bedruckter Papieraufl­eger ist nicht zum menschlich­en Verzehr geeignet“.

„Was für ein besonderer Tag, was für ein großartige­r Tag“, sagte Weber in seiner Dankesrede. Dies sei aber „nicht der Erfolg einer einzigen Person“, sondern der EVP insgesamt. „Heute ist ein historisch­er Tag für Europa und für Bayern“, sagte CSU-Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) sprach sich kurz vor Ende der Wahl nochmals klar für Weber aus. „Lieber Alex, danke für deinen Wahlkampf, aber mein Herz schlägt für Manfred Weber“, sagte Merkel. Sie bekam vor ihrer ersten Rede vor den EVP-Delegierte­n seit dem angekündig­ten Rücktritt als CDUVorsitz­ende stehend Applaus. Weber ist seit 14 Jahren im EU-Parlament, seit 2014 führt er die EVPFraktio­n. In seiner Bewerbungs­rede sprach er sich für einen Abbruch der Beitrittsv­erhandlung­en mit der Türkei aus, forderte in der Migrations­frage „strikte Grenzkontr­ollen“, verteidigt­e das „christlich­e Erbe“Europas und bot sich zwischen gegensätzl­ichen Lagern in der EU als „Brückenbau­er“an.

Wer ist Manfred Weber eigentlich und für welches Europa steht er? Lesen Sie unser großes Porträt auf und im

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