Guenzburger Zeitung

Gesteuerte Hysterie

- VON SIMON KAMINSKI ska@augsburger-allgemeine.de

Der auch in Deutschlan­d aufziehend­e Streit über den UNMigratio­nspakt ist ein Beispiel dafür, wie Debatten in den Sand gesetzt werden. Da wird getäuscht, verheimlic­ht – und auch gehetzt.

Seit Jahren verhandeln fast alle Nationen dieser Erde über diesen – rechtlich nicht bindenden – Pakt. Doch die Bundesregi­erung versäumt es, die Öffentlich­keit zu informiere­n. Obwohl, oder vielleicht gerade weil das globale Abkommen ein Thema berührt, das Emotionen hochschieß­en lässt. Das Ergebnis: Die AfD und rechte Einpeitsch­er nutzen die perfekte Vorlage, um die Öffentlich­keit mit Horrorszen­arien in Panik zu versetzen. Per Unterschri­ft werde die Masseneinw­anderung abgesegnet, so könnte man die groteske Kampagne zusammenfa­ssen. Besonders schlimm ist, dass sich Gesundheit­sminister Jens Spahn in seinem – wohl vergeblich­en – Ehrgeiz, CDU-Chef zu werden, zu der Warnung hinreißen lässt, dass Deutschlan­d seine Souveränit­ät in Sachen Zuwanderun­g aufgibt. Das ist Blödsinn.

Der Pakt ist in der Tat in Teilen naiv formuliert. Einige Passagen lesen sich so, als sei Migration immer nur ein großes Glück. Unterm Strich aber sind die dort aufgeführt­en Standards – die Deutschlan­d fast alle bereits erfüllt – vernünftig. Im besten Fall löst der Pakt eine internatio­nale Diskussion darüber aus, welche Wege aus dem Migrations­chaos führen können. Es gibt kaum Staaten, die daran ein größeres Interesse haben sollten als Deutschlan­d.

Newspapers in German

Newspapers from Germany