Das Volk übernahm die Macht
Im Jahr 1918 hungerten viele Menschen in Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt tobte der Erste Weltkrieg schon vier Jahre. Viele Soldaten waren gestorben, das Essen war knapp. Die Leute wünschten sich Frieden. Zuerst weigerten sich Matrosen in der Hafenstadt Kiel, mit ihren Kriegsschiffen in eine weitere Schlacht zu starten. Dann schlossen sich Arbeiter dem Protest an. Auch Soldaten stellten sich gegen die Machthaber. Der Aufstand begann in der Stadt Kiel und weitete sich von dort auf ganz Deutschland aus.
Eigentlich herrschte der Kaiser über Deutschland. Doch in mehreren Städten übernahmen die Menschen, die bei den Aufständen mitmachten, nun die Macht. Schließlich hieß es: Der Kaiser verzichtet auf seinen Thron. Seine Herrschaft war damit am Ende.
Vor genau 100 Jahren, am 9. November 1918, trat der Politiker Philipp Scheidemann an ein Fenster in Berlin. Er sagte zu den tausenden Menschen draußen: „Es lebe das Neue, es lebe die deutsche Republik!“Mit Republik meinte er eine Staatsform, bei der nicht mehr der Kaiser, sondern zum ersten Mal in Deutschland das Volk regieren durfte.