Guenzburger Zeitung

Wählen Frauen anders als Männer?

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Das Frauenwahl­recht wurde lange Zeit abgelehnt, da man befürchtet­e: Frauen wählen anders – und würden die eigene Partei schwächen. Wie die Faktenlage 100 Jahre nach der Einführung des Frauenwahl­rechts aussieht, hat die Politikwis­senschaftl­erin Gesine Fuchs zusammenge­fasst:

● Historie: Bis etwa 1980 wählten laut Fuchs die Frauen vor allem christdemo­kratisch und damit konservati­ver als Männer. Eine Erklärung sei die stärkere religiöse Bindung der Frauen zu dieser Zeit. Seit den 80er Jahren wählten die Frauen eher links, im Sinne des Wohlfahrts­staates. Für Fuchs sind die Gründe dafür „sozial-

wurden

Straße angefeinde­t.

Als der Erste Weltkrieg ausbrach und die Männer an die Front geschickt wurden, gerieten die Forderunge­n der Frauenrech­tlerinnen ins Hintertref­fen. Ein Land ohne Männer bedeutete nicht die Emanzipati­on der Frau. „Der Erste Weltkrieg

auf

öffentlich­er strukturel­le Veränderun­gen wie steigende Erwerbsquo­ten und Bildungsni­veaus“. Zudem brachen klassische, weibliche Rollenmust­er auf.

● Wahlbeteil­igung: Bei der Wahlbeteil­igung gibt es kaum einen Unterschie­d zwischen den Geschlecht­ern.

● Parteien: Wissenscha­ftlich erwiesen ist, dass Frauen andere Parteien als Männer unterstütz­en. Der sogenannte Tingsten-index gibt an, ob Frauen bzw. Männer eine Partei über- oder unterpropo­rtional wählen. Früher haben Frauen eher konservati­ve Parteien gewählt, heute wählen beide Geschlecht­er gleicherma­ßen die CDU/ CSU. Die Grünen dagegen waren in

war kein Motor, sondern ein Hindernis für die Demokratis­ierung“, sagt Linnemann. Der Kampf um das Frauenwahl­recht wich dem alltäglich­en Überlebens­kampf. Knappe Lebensmitt­el, zunehmende Armut und immer mehr kriegsvers­ehrte Männer führten zu Unmut in der Gesellscha­ft. Die brodelnde Stimtranti­nnen ihrer Anfangszei­t mehr eine Männerpart­ei. Seit den 2000er Jahren bevorzugen Frauen die Grünen. Dagegen wählen Männer eher FDP oder Die Linke. Das Gleiche gilt für die AFD. Bei der Bundestags­wahl 2017 wählten 12,6 Prozent der Männer die Alternativ­e für Deutschlan­d, bei den Frauen waren es 9,2 Prozent.

● Sachfragen: Ob Frauen und Männer zu Sachfragen unterschie­dlich abstimmen, ist laut Politikwis­senschaftl­erin Fuchs für Deutschlan­d bislang nicht untersucht worden. Laut Forschunge­n aus der Schweiz würden Frauen eher sozialer und ökologisch­er wählen. (dp)

mung mündete in die Novemberre­volution 1918 und in die Ausrufung der Republik. Am 30. November 1918 trat das neue Reichswahl­gesetz in Kraft. Die Frauenrech­tsbewegung war am Ziel.

Bei der Wahl zur Nationalve­rsammlung am 19. Januar 1919 durften Frauen zum ersten Mal wählen –

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