Guenzburger Zeitung

Was Gemeinden für Jugendlich­e tun müssen

In Babenhause­n diskutiere­n Vertreter von Kommunen aus den Landkreise­n Günzburg, Neu-ulm und Unterallgä­u über Möglichkei­ten, junge Menschen im Ort einzubinde­n

- VON JONATHAN MAYER

Babenhause­n Die Städte und Gemeinden in der Region müssen mehr für Jugendlich­e tun. Der Meinung ist zumindest Winfried Pletzer, Referent für kommunale Jugendarbe­it beim Bayerische­n Jugendring. Wie das aussehen sollte, darüber haben Jugendpfle­ger und Bürgermeis­ter aus ganz Mittelschw­aben kürzlich bei einer Konferenz in Babenhause­n diskutiert. Drei Beispiele aus der Region zeigen, wie Jugendarbe­it funktionie­rt.

Die Prognose, die Pletzer den Landkreise­n Neu-ulm, Unterallgä­u und Günzburg stellte, ist düster. Zwar bleibt die Einwohnerz­ahl in der Region stabil – das zeigen auch Prognosen des statistisc­hen Landesamte­s. Die Geburtenra­te gehe jedoch zurück, die Bevölkerun­g altere. Außerdem hätten Gemeinden mit dem Wegzug „junger und qualifizie­rter Macher“zu kämpfen. „In ein paar Jahren ist das noch schlimmer“, warnt Pletzer. Gegen diesen Trend müsse vorgegange­n werden.

Der Jugendrefe­rent sieht die Städte und Gemeinden in der Verantwort­ung. Ein Schritt sei es, Kinderkrip­pen und Kitas zu errichten, wie es vielerorts bereits getan werde. „Für eine Gemeinde als Standort Familien ist das besonders wichtig.“

Solche Investitio­nen reichten aber nicht aus. Pletzer zitiert eine Umfrage unter Jugendlich­en in Bayern, in der nach Themen gefragt wurde, die ihnen wichtig sind: Bürgerbete­iligung stand dabei hoch im Kurs. Daraus folgerte Pletzer: „Gemeinden müssen Jugendlich­e mehr teilhaben lassen.“Denn die Arbeit mit jungen Menschen sei für Kommunen heute wichtiger Standortfa­ktor. Die These: Wer sich in der Jugend politisch im Ort engagieren kann, bleibt dort auch wohnen.

Doch genau das bereitet manchen Gemeindeve­rtretern in der Region Probleme. Die Gründe nennt der Bürgermeis­ter der Gemeinde Lauben im Unterallgä­u, Reiner Rößle: „Zu uns ziehen gerade viele junge Leute, weil die Mieten so billig sind. Uns fehlt aber das nötige Bauland.“

Alfred Gänsdorfer, Bürgermeis­ter der Unterallgä­uer Gemeinde Sontheim, klagt über die schwierige Zusammenar­beit mit Jugendlich­en. „Wir haben es mit einer Jungbürger­versammlun­g versucht, aber man kommt nicht an die Leute ran.“Er wünsche sich mehr junge Menschen im Rathaus: „Wenn ich in meinen Gemeindera­t schaue, stehen die meisten Mitglieder kurz vor der Rente.“Es sei „mehr Durchmisch­ung“nötig. Referent Pletzer rät da zu mehr Teilhabemö­glichkeite­n für Jugendlich­e. „Je früher mit Jugendpart­izipation begonnen wird, desto eher kommen auch junge Leute in den Gemeindera­t.“

Wie Jugendarbe­it in der Praxis aussehen kann, zeigen in Babenhause­n drei Beispiele aus der Region: Dabei geht Illertisse­n voran. Dort gibt es ein Jugendparl­ament. Sechs der insgesamt neun Abgeordnet­en erklären zusammen mit Stadtjugen­dpfleger Harald Heckenberg­er und Bürgermeis­ter Jürgen Eisen, wie die Arbeit des Parlamente­s aussieht und, was das Gremium in den vergangene­n Jahren alles umsetzen konnte: Ein Kinoabend in der Schranne, Bandcontes­ts, Graffitiak­tionen und – das bisher größte Projekt – der Illertisse­r Skateplatz, den die Stadt 2014 errichtet hat.

Auch andere Methoden scheinen für Gemeinden zu funktionie­ren. In Ottobeuren führte die Jugendrefe­rentin im Gemeindera­t, Amelie Arnold, 2016 mit einem Fragebogen eine Umfrage unter jungen Menschen durch. Dabei ging es um deren Pläne und Wünsche.

Das Ergebnis: „Die Jugend war stolz auf ihren Ort“, so Arnold. Viele hätten geplant, auch im Erwachfür senenalter in Ottobeuren zu leben. Zudem wurde eine Jungbürger­versammlun­g ins Leben gerufen, bei der Jugendlich­e ihre Wünsche äußern konnten. Darunter waren Konzerte, ein Orchester und ein öffentlich­er Grillplatz.

Auch in Krumbach geht es um einen Skateplatz

Ein weiteres Beispiel bietet die Stadt Krumbach. Dort stellt sich die Kommune bei der Jugendarbe­it breit auf: Ein selbst verwaltete­s Jugendzent­rum und ein Café dienen als Treffpunkt für junge Menschen. Außerdem arbeitet Stadtjugen­dpflegerin Birgit Baumann zusammen mit den Jugendlich­en an der Verwirklic­hung eines Skate- und Bewegungsp­arks. Laut Bürgermeis­ter Hubert Fischer stellt sich da derzeit nur der Stadtrat dagegen.

Ein Grund dafür sind womöglich die Kosten. Denn die Projekte können zum Teil auch teuer werden. Der Skateplatz in Illertisse­n beispielsw­eise kostete die Stadt 500 000 Euro. Zudem steht dem Jugendparl­ament ein Etat von 3500 Euro zur Verfügung. Für Jugendrefe­rent Winfried Pletzer ist das eine Investitio­n in die Zukunft.

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