Die Hoffnung ruht auf der Jugend
Trotz schwieriger Zeiten und anhaltender Erfolglosigkeit: Marco Zahler, kommissarischer Trainer und Abteilungsleiter des Fußball-kreisklassisten TSV Burgau, verliert nicht den Mut
Herr Zahler, der TSV Burgau hat seine zweite Mannschaft nach nur wenigen Spieltagen aus der A-klasse zurückgezogen. Die erste Mannschaft ist nach dem Abstieg aus der Kreisliga mit nur fünf Punkten aus 13 Spielen und einer Tordifferenz von minus 50 Schlusslicht der Kreisklasse West II. Was ist los mit dem früher so erfolgreichen Fußball in Burgau?
Zahler: Wir haben momentan ein Loch und es wird eng. Aber wir müssen alles tun, um das zu überbrücken. Vor der letzten Saison hatten wir einen großen Umbruch und haben mehrere Spieler verloren. Wir mussten uns neu aufstellen und haben uns dabei auf die Jugend ausgerichtet. Einige Spieler aus der A-jugend sind jetzt schon bei den Herren dabei.
Ist es bezeichnend für die personellen Probleme, dass zuletzt im Spiel gegen den FC Günzburg mit Torwart Metin Bastan ein 51-Jähriger eingreifen musste?
Zahler: Wir waren in den vergangenen drei Jahren auf dieser Position schon nicht ausreichend besetzt und mussten vor eineinhalb Jahren noch einen Torhüter abgeben. Wir haben zwar zwei Nachwuchs-torleute, aber der eine studiert in Innsbruck und der andere ist verletzt. Und so sind wir froh und dankbar, dass Bastan gespielt und seine Sache gut gemacht hat.
Beim Blick auf die Burgauer Aufstellung könnte man den Eindruck gewinnen, dass hier eine „Welt-elf“spielt.
Zahler: Internationale Besetzung hatten wir in den vergangenen Jahren immer, also auch zu Zeiten, als wir noch in der Bezirksliga gespielt haben. Der Anteil an internationalen Spielern ergibt sich einfach aus der Burgauer Stadtstruktur. Die sind hier von klein auf dabei. Ich möchte behaupten: 90 Prozent der Spieler mit Migrationshintergrund sind in Burgau oder im Umkreis der Stadt aufgewachsen.
Vor zwei Wochen hat sich der TSV Burgau von Trainer Anton Göppel getrennt. Was war der Grund?
Zunächst muss ich betonen, dass die Trennung in beiderseitigem Einvernehmung vonstatten ging. Der Trainer hatte das Gefühl, dass er keinen Zugriff mehr auf die Mannschaft hat. Unsere Meinung war, dass wir nach den zum Teil hohen Niederlagen neue Impulse setzen müssen. Dass sich etwas tut, hat sich zuletzt trotz der 0:2-Niederlage im Spiel gegen Spitzenreiter TGB Günzburg bereits gezeigt.
Die Trennung vom Trainer hat nun aber zur Folge, dass für Sie neben der Funktion als kommissarischer Abteilungsleiter noch eine weitere Aufgabe hinzugekommen ist.
Zahler: Stimmt. Ich werde bis zur Winterpause die Mannschaft betreuen, werde dabei aber von einigen erfahrenen Spielern unterstützt. In der Winterpause werden wir versuchen, uns zu verstärken, was allerdings nicht leicht sein wird. Zum Glück konnten wir in den vergangenen Wochen schon einige frühere Akteure reaktivieren.
Und in Sachen Trainer?
Zahler: Wir sind schon in Gesprächen mit betreffenden Personen, aber es ist noch nichts spruchreif. Ich hoffe, dass wir in der Winterpause dann einen Nachfolger für Anton Göppel präsentieren können.
Gibt es ein Konzept, wie der TSV Burgau wieder an erfolgreiche Zeiten anknüpfen kann?
Zahler: Wir haben da eine klare Marschroute und die heißt, dass der Fokus auf die Jugend gerichtet ist. Wir zählen zu den wenigen Vereinen im Landkreis, die eine eigene – im bisherigen Saisonverlauf übrigens noch ungeschlagene – A-jugend mit einem 18 Mann starken Kader im Spielbetrieb haben und auch die B-jugend ist gut aufgestellt. Da ist in den nächsten Jahren für Nachschub gesorgt. Unser Bestreben muss es sein, dass die Jugendlichen erfahrene Mitspieler zur Seite haben, die sie führen. Zudem müssen wir in den verbleibenden Monaten
„Gegen uns Punkte zu holen ist nicht mehr so einfach wie noch vor ein paar Wochen.“
Marco Zahler
der laufenden Saison versuchen, uns personell und leistungsmäßig so aufzustellen, dass wir die Kreisklasse halten – vor allem für unseren Nachwuchs.
Am Sonntag tritt der TSV Burgau im Derby beim Tabellenzehnten FC Reflexa Rettenbach an. Ihr Tipp?
Zahler: Auf ein Ergebnis will ich mich nicht festlegen. Nur so viel: Gegen uns Punkte zu holen ist nicht mehr so einfach wie noch vor ein paar Wochen. Wir sind inzwischen besser, als es der Tabellenstand vermuten lässt. Ich erwarte eine offene Partie, in der jene Mannschaft gewinnen wird, die mehr Kampf- und Laufbereitschaft zeigt.
Interview: Alois Thoma