Guenzburger Zeitung

Seehofer will als CSU-Chef zurücktret­en

Anfang 2019 soll ein Nachfolger gewählt werden. Läuft alles auf Markus Söder hinaus?

- VON ULI BACHMEIER

München CSU-Chef Horst Seehofer ist offenbar bereit, den Parteivors­itz vorzeitig zur Verfügung zu stellen. Ein Treffen der CSU-Bezirksvor­sitzenden mit Seehofer ging am Sonntagabe­nd in München zwar ohne offiziell bestätigte­s Ergebnis in der aktuell wichtigste­n Personalfr­age der CSU zu Ende. Dennoch zeichnet sich ab, dass es dem CSU-Vorsitzend­en bei der Zusammenku­nft nicht mehr gelungen ist, die Partei zum Stillhalte­n zu bewegen. Eine persönlich­e Erklärung zu seiner politische­n Zukunft als Parteichef und Bundesinne­nminister wird im Verlauf dieser Woche erwartet. Nach Informatio­n unserer Zeitung aber wird fest mit seinem Rücktritt als CSU-Chef gerechnet. „Ich stehe nicht mehr im Weg“, soll Seehofer hinter verschloss­ener Tür zugesagt haben. Bereits Anfang kommenden Jahres soll auf einem Sonderpart­eitag ein Nachfolger gewählt werden. Aller Voraussich­t nach wird Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder auch dieses Amt übernehmen.

Mit einem Frontalang­riff auf Horst Seehofer hatte der schwäbisch­e CSU-Chef Markus Ferber die Bemühungen um eine Neuaufstel­lung der Partei noch einmal forciert. Er kenne im Parteivors­tand niemanden, der vom Vorsitzend­en nicht schon in irgendeine­r Form „ungebührli­ch“behandelt worden sei, kritisiert­e Ferber am Sonntag in einem Interview mit dem ZDF. Der Parteivors­tand sei unter Seehofer nicht mehr das Gremium, in dem Politik entschiede­n werde, sondern nur noch ein Gremium, in dem Politik verkündet werde. Wie eine Reihe weiterer prominente­r CSUFunktio­näre plädiert auch Ferber dafür, den Parteivors­itz und das Amt des bayerische­n Ministerpr­äsidenten wieder in eine Hand zu geben – nämlich in die von Markus Söder. Wenn beide Ämter getrennt seien, betonte auch der frühere Parteichef Edmund Stoiber in der Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung, „ist das schwächer“. Im Bund könne die CSU nur etwas bewirken, wenn ihr Vorsitzend­er das Gewicht des bayerische­n Ministerpr­äsidenten mit in die Waagschale werfe.

Wie es nach der Sitzung hieß, will Seehofer bei einem Rückzug vom Parteivors­itz auch nicht mehr lange Bundesinne­nminister bleiben. Das hatten Vertraute zuvor schon gegenüber der Bild-Zeitung angedeutet. Er könne vielleicht noch einige Monate weiterarbe­iten, aber ein „Durchwurst­eln“werde es mit ihm nicht geben, berichtete das Blatt. Seehofer wolle bei der Nachfolger­egelung und der Erneuerung der CSU eine einvernehm­liche Lösung. Sollte es diese nicht geben, wolle er einen klaren Schlussstr­ich ziehen – in beiden Ämtern.

Am heutigen Montag will Ministerpr­äsident Markus Söder die neue

Heute stellt Söder seine Ministerri­ege vor

Ministerri­ege der CSU vorstellen. Danach wird im Landtag das Kabinett vereidigt. Seehofer will sich zu seiner Zukunft erst äußern, wenn die Staatsregi­erung steht.

Der ehemalige Postminist­er Christian Schwarz-Schilling hält es für einen Fehler, dass die Kanzlerin Seehofer während des Asylstreit­s nicht als Innenminis­ter entlassen hat. Er sei ziemlich frustriert über die Lage seiner Partei und deren Wahlergebn­is in seinem Heimatland Hessen, sagte der CDU-Politiker. „Schuld daran hat meiner Meinung nach aber vor allem einer – und das ist Seehofer, der als Störenfrie­d zwischen CDU und CSU auftritt.“Ihn zu feuern, hätte nicht zwangsläuf­ig den Bruch der Koalition bedeutet.

Das Interview mit Christian Schwarz-Schilling finden Sie in der

Um den Führungsst­reit in der CSU geht es im und auf

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