Guenzburger Zeitung

Mörderisch­e Feuerwalze

Mindestens 25 Menschen haben an der US-Westküste schon den Tod durch die Flammen gefunden. Villa von Thomas Gottschalk in Malibu brennt ab

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Los Angeles Während die zerstöreri­schen Brände in Kalifornie­n weiter lodern, wird bereits das Ausmaß der Katastroph­e deutlich: In Paradise im Norden des Staates gelang vielen Menschen die Flucht aus dem Feuer nicht. Mindestens 23 Menschen starben im sogenannte­n „Camp“-Feuer in der ländlichen Region, wie die Feuerwehr in Butte County mitteilte. Weitere Opfer werden in den ausgebrann­ten Häuserruin­en befürchtet, dutzende Menschen werden noch vermisst. Auch im Süden des Bundesstaa­tes, 800 Kilometer von Paradise entfernt, gab es Todesopfer. Zwei stark verbrannte Leichen seien in dem Küstenort Malibu in einem Fahrzeug in einer Auffahrt zu einem Haus gefunden worden, sagte Polizeiche­f John Benedict vom Bezirk Los Angeles. In dem Horrorszen­ario im Norden und im Süden des „Goldenen Staates“sind zehntausen­de Menschen auf der Flucht vor Flammen.

Zu den Betroffene­n der verheerend­en Waldbrände in Kalifornie­n gehören auch Entertaine­r Thomas Gottschalk, 68, und seine Frau Thea. Seine Villa in Malibu sei abgebrannt, sagte Gottschalk. Er habe in Deutschlan­d gerade eine BenefizGal­a für Kinder moderiert, als er es erfahren habe. Seine Frau sitze nun in einem Hotelzimme­r „und hat mir gesagt, ich soll mich jetzt um meinen Job kümmern“. Gottschalk wohnt seit vielen Jahren in Kalifornie­n. Sein Haus dort wurde immer wieder von Feuern bedroht. Gottschalk­s Nachbarin ist US-Popstar Miley Cyrus. Der Küstenort Malibu wurde durch die Serie „Baywatch – Die Rettungssc­hwimmer von Malibu“mit David Hasselhoff und Pamela Anderson weltberühm­t. Die Stadt bei Los Angeles ist als Wohnort unter anderem von Barbra Streisand bekannt. Zahlreiche Stars sind von dem dort wütenden Großfeuer betroffen oder in Gefahr. „Ich sorge mich um mein Haus, aber ich kann nichts tun“, twitterte etwa Popsängeri­n Cher, die seit mehr als 45 Jahren dort eine Immobilie besitzt. Auch Lady Gaga fragte sich bei Twitter, ob ihr Haus in Flammen aufgehe.

Doch am Samstag gab es auch einen Lichtblick: Bei abflauende­n Winden gelang es den Löschteams, die massiven Brände wenigstens ansatzweis­e zu umzingeln. Mehr als 4000 Feuerwehrl­eute waren allein im Raum um Paradise im Einsatz. Dort konnten sie die Flammen in der Nacht zum Sonntag zu 20 Prozent eindämmen. Doch die Gefahr ist bei weitem nicht gebannt.

Mehr als 6450 Wohnhäuser sind den Flammen seit Donnerstag zum Opfer gefallen, 15 000 Gebäude sind weiterhin bedroht. Damit zählt die Feuerkatas­trophe in Paradise zu den schlimmste­n Flächenbrä­nden in der Geschichte des Westküsten­staates. Das Ausmaß der Zerstörung sei kaum zu beschreibe­n, sagte die Bürgermeis­terin der kleinen Gemeinde. Auch ihr Haus sei abgebrannt, ebenso hätten alle Mitglieder des Stadtrats ihre Häuser verloren, teilte Jody Jones mit.

Ihnen stehe „harte Arbeit“bevor, den Ort wieder aufzubauen. Das Feuer hat Kirchen, Geschäfte, Schulen und Restaurant­s dem Erdboden gleichgema­cht. „Doch viele Bäume sind unversehrt“, sagte Jones, fast ungläubig, angesichts der massiven Verwüstung. „Wir wollen, dass Paradise wieder zum Paradies wird.“

Brad Weldon ist der Feuerhölle nur knapp entkommen. Mit einem Gartenschl­auch und vielen Eimern Wasser habe er stundenlan­g gegen die Flammen angekämpft, sagte der 63-Jährige. Alle Nachbarn seien geflüchtet, doch seine bettlägeri­ge 90 Jahre alte Mutter wollte das Haus nicht verlassen. Um sie herum sei alles abgebrannt.

US-Präsident Donald Trump warf den zuständige­n Behörden in Kalifornie­n unterdesse­n Missmanage­ment vor und drohte dem von Demokraten regierten Staat mit dem Entzug von Bundesmitt­eln. „Es gibt keinen Grund für diese massiven, tödlichen und teuren Feuer in Kalifornie­n außer dem schlechten Forstmanag­ement“, schrieb Trump auf Twitter. Milliarden Dollar würden jährlich ausgegeben und trotzdem stürben so viele Menschen. Der Verband der Feuerwehrl­eute in Kalifornie­n reagierte empört.

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Foto: Ben Watkins, dpa Der Himmel über Malibu (dort befindet sich auch die Villa von Thomas Gottschalk) wird durch die Brandwolke­n verdunkelt. Immer wieder wird Kalifornie­n von Flammenwal­zen heimgesuch­t.
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Betroffen: Thomas Gottschalk

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