Guenzburger Zeitung

Neue Gastronomi­e für Günzburg

In der Altstadt gibt es jetzt ein weiteres schwäbisch­es Gasthaus und bald einen Coffeeshop. Warum sich die Betreiber dafür entschiede­n haben und wie zufrieden Betreiber anderer Lokale mit ihrem Geschäft sind

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Günzburg Die Gastronomi­e in Günzburg wächst. Gleich zwei Neueröffnu­ngen gibt es bald in der Altstadt. So erweitern Nicole Schröder und Günter Bolldorf das Angebot an heimischen Speisen, indem sie in bereits seit Jahren leer stehenden Räumen an der Hofgasse ab 15. November schwäbisch­e Küche anbieten. Dann ist die offizielle Eröffnung, die Türen von „Zum Schlössle“sind aber bereits geöffnet. Günter Bolldorf ist der Koch. Er war bereits selbststän­dig in der Gastronomi­e und zuletzt angestellt – und wollte eigentlich nicht mehr in die Selbststän­digkeit zurückkehr­en. Doch weil Lebensgefä­hrtin Nicole Schröder, die im Einzelhand­el gearbeitet hatte, sich selbststän­dig machen wollte, zieht er mit. Beim Spaziergan­g hatte der Mann aus Kirchheim/Teck und die Frau aus Bubesheim das bis dato leere Lokal gesehen, beim Verpächter angefragt und es gepachtet.

Gerade, weil es in Günzburg kaum noch schwäbisch­e Küche gebe, sind sie guter Dinge, schon bald viele Gäste begrüßen zu dürfen. Ein Schwerpunk­t liegt auf Maultasche­n. Lothar Schnittger ist bereits eingekehrt und er sagt: „Es schmeckt super, sie haben einen Fan gefunden.“Und weil es zusätzlich zu den gut 80 Sitzplätze­n und einem Nebenraum sechs Fremdenzim­mer gibt, soll vielleicht auch Frühstück für jedermann angeboten werden.

Am Wätteplatz ist ab Dezember ein neuer Coffeeshop von der „Kultbohne“aus Offingen geplant, die in Gundremmin­gen eine eigene Rösterei hat. Bislang hat Richard Stetter, früher Pächter vom benachbart­en „Zebrano“, mit Geschäftsp­artnern bereits derartige Kaffeeläde­n in Ulm und Memmingen, in Günzburg wird es den ersten eigenen geben. Der Kaffee ist auch bei Rewe oder Edeka zu haben, in Coffeeshop­s in Prag oder Madrid, auch im Kaufhaus KaDeWe in Berlin ist die Firma vertreten. Doch statt in der Hauptstadt selbst zu eröffnen, fiel die Wahl auf Günzburg, da Stetter und seine Familie eben in der Region leben und er gerade am Anfang häufig selbst hinterm Tresen stehen kann. Auch weitere Mitarbeite­r des Unternehme­ns sollen eingesetzt werden, aber ein Barista, der sich nur um den Standort Wätteplatz kümmert, wird noch gesucht. Das kleine Lokal im denkmalges­chützten Haus, das Stetter sehr gut gefällt, soll eine Art Showroom sein, in dem es nicht nur einen kleinen Ausschank mit wenigen Tischen gibt, sondern eben auch und Zubehör für zu Hause. Mittelfris­tig soll es auch Mehrwegbec­her zum Mitnehmen geben, und wenn es in Günzburg gut läuft, kann er sich Eröffnunge­n in Ulm und Augsburg vorstellen. Stetter, selbst Barista, bezieht die Bohnen, die er röstet, direkt von den Plantagen, sodass der Kaufpreis direkt an die Bauern gezahlt werde.

Zufrieden mit der Entscheidu­ng, in Günzburg ein Lokal zu eröffnen, sind bereits Gastronome­n, die sich vor Kurzem oder Längerem dazu entschloss­en haben. So hatte Radbrauere­i-Chef Georg L. Bucher zweieinhal­b Jahre nach einem neuen und passenden Pächter für die Brauerei-Gaststätte „Zum Rad“am Markt gesucht. Er ist froh, wie sich das Lokal seit der Wiedereröf­fnung Ende Mai entwickelt. Das geht Enrico Banno, der das Restaurant mit Giuseppe Tumbarello führt, nicht anders. Die deutsch-mediterran­e Küche, für die er schon im vorherigen Lokal in Burgau bekannt war, werde gut angenommen. Über die Eröffnung an der Hofgasse freut er sich, schwäbisch­e Küche gebe es in Günzburg zu wenig. Konkurrenz belebe das Geschäft – und Gastrono- die Stadt. Ebenfalls seit einem guten halben Jahr gibt es wieder das italienisc­he Restaurant „Backstube“an der Hofgasse, jetzt geführt von Serenella Cordella und Giovanni Palma. Auch sie sind zufrieden, wie das Geschäft bislang läuft. Ihr Bruder habe ein Restaurant in Jettingen-Scheppach, sagt Serenella Cordella, sie habe früher bereits in Dortmund und am Silbersee in Gaststätte­n gearbeitet.

Wie die „Backstube“ist auch die Kneipe „Spatzennes­t“in der Gasse Zum Kuhturm den Günzburger­n seit Jahren ein Begriff, und ebenfalls seit diesem Jahr unter neuer Leitung. Sabine Schiller war selbst früher gerne dort und übernahm das Lokal vom Vorgänger, als dieser es aus gesundheit­lichen Gründen aufgeben musste. Sie hatte zuvor ein paar Jahre lang eine Gaststätte in Blaubeuren und kehrte gerne in ihre Geburtssta­dt zurück. Es sei sehr gut angelaufen, bloß im Sommer habe der Betrieb wegen der Hitze etwas nachgelass­en. Früher habe es alle zwei Meter eine Kneipe gegeben, doch wegen vieler Auflagen sei sie nun fast die einzige. „Wo sollen die Leute noch Karten spielen?“StattKaffe­epackungen dessen gebe es mehr Kleider-, Friseurund Dönerläden, ohne deren Inhaber kritisiere­n zu wollen. Wer in eine Kneipe gehen wolle, fahre nach Ulm oder Augsburg. Leider tue der Oberbürger­meister diesbezügl­ich nichts, er solle doch mal auf ein Bier zu ihr kommen, damit sie mit ihm darüber sprechen könne.

Im April hatte nicht weit entfernt an der Dominikus-Zimmermann­Straße Madeleine Le Claire den Hofladen „Herzdame“eröffnet, wo es auch Kaffee, Kuchen, Mittagsger­ichte, Veganes, Workshops und mehr gibt. Es habe sich ein guter Kundenstam­m etabliert. „Ich habe lange überlegt, in Ulm zu eröffnen, mich aber für Günzburg entschiede­n. Das Ambiente der Stadt, der Charme passt einfach perfekt zu meinem Konzept.“Es fehle jedenfalls nicht an Gastronomi­e, sondern am Einzelhand­el, der die Menschen für einen Bummel anlockt. „Da hängt Günzburg stark hinterher.“

An der Ecke Augsburger Straße/ Wilhelm-Lorenz-Weg gibt es das italienisc­he Restaurant „Allegro“, in dem Alessio und Nicoletta Giordano vor knapp anderthalb Jahren auf ihren Vorgänger folgten, der ein andemie res Restaurant übernahm. Nachdem es anfangs ruhig gewesen sei, laufe es nun besser, sagt Nicoletta Giordano. Ihr Mann habe ein Restaurant in Ingolstadt gehabt und das jetzige im Internet gesehen, woraufhin er sich direkt in die Räume verliebt habe. Der Name „Allegro“bedeutet übrigens glücklich, und das seien sie jetzt in Günzburg.

Nicht neu in Günzburg ist Mario Schweiss, der die Bar und Event Location „Plan B“betreibt, wozu auch die „Goldbar“gehörte. Aus dieser hat er ein mexikanisc­hes Restaurant, das „El-Mexikano“, gemacht, das vor gut einem Monat öffnete. Denn im Landkreis gebe es bislang kein mexikanisc­hes Restaurant und das Ausgehverh­alten habe sich sehr geändert. Dass es in Günzburg wieder eine Disco gibt, findet er angesichts dessen mutig, aber gut. Im Sommer plant er eine Außenbestu­hlung – und wenn er sich für Günzburg in Sachen Gastronomi­e etwas wünsche, dann wäre es eine Hausbrauer­ei à la „Barfüßer“in Ulm.

Wie vielfältig Günzburg gastronomi­sch aufgestell­t ist, freut natürlich auch die Stadtverwa­ltung. Wirtschaft­sbeauftrag­te Beate Agemar erklärt, gerade die heimische Küche sei zuletzt im Vergleich zur internatio­nalen, etwa aus den Mittelmeer­ländern und dem asiatische­n Raum, „etwas unterreprä­sentiert“gewesen. Das ändere sich mit der Eröffnung an der Hofgasse. Sie wünscht sich „eine verstärkte Beteiligun­g der Gastronome­n mit fairen Produkten auf ihrer Speisekart­e im Rahmen der ,Fairen Stadt Günzburg‘ und vielleicht noch weitere Mitglieder aus der Gastronomi­e in der Cityinitia­tive“. Die von dieser gestellte Citymanage­rin Nikola Gamm war für eine Einschätzu­ng nicht zu erreichen.

Auch die Wirtschaft­svereinigu­ngsVorsitz­ende Eva Flemisch sieht die Entwicklun­g positiv – wenngleich sie sagt, dass es durchaus recht lange gedauert habe, bis das Lokal an der Hofgasse gefüllt werden konnte, wo das schwäbisch­e Gasthaus öffnet. Es spreche für die Innenstadt, dass es viele Restaurant­s seit Jahrzehnte­n gebe und Neues komme. Es gebe viele Gastronome­n, die sich an Aktionen wie dem Kultursomm­er beteiligen, aber leider gelte das nicht für jeden. Insgesamt sei Günzburg in Sachen Lokale sicherlich sehr gut aufgestell­t, aber gerade für junge Leute fände sie es schön, wenn es mehr für sie gebe. Das große Zukunftsth­ema sei, ob es gelingt, dass die Gastronomi­e noch Personal findet – und alt eingesesse­ne Lokale weitergefü­hrt werden.

Den Kaffee gibt es auch beim KaDeWe

Einige Wünsche an die Betreiber der Lokale

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Günter Bolldorf führt mit Nicole Schröder, deren Sohn Florian Betz (von rechts) und weiteren Angestellt­en das Gasthaus.
 ??  ?? Richard Stetter zeigt in seinen Räumen in Gundremmin­gen, wie es auch am Wätteplatz (links) aussehen soll.
Richard Stetter zeigt in seinen Räumen in Gundremmin­gen, wie es auch am Wätteplatz (links) aussehen soll.
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Fotos: Weizenegge­r
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