Guenzburger Zeitung

Berlin ist bereit, Asia Bibi aufzunehme­n

Auswärtige­s Amt bestätigt Gespräche mit Pakistan über die freigelass­ene Christin. Doch die massiven Proteste von Islamisten erschweren die Ausreise erheblich

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In Afghanista­n verschlech­tert sich die Sicherheit­slage weiter: Bei einem Anschlag in der Hauptstadt Kabul und Gefechten in mehreren Provinzen sind mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen. In Kabul starben mindestens sechs Menschen, als ein Selbstmord­attentäter am Montag einen Kontrollpo­sten der Polizei angriff.

Die afghanisch­en Sicherheit­skräfte haben seit Monaten massive Schwierigk­eiten, den Angriffen der radikalisl­amischen Taliban standzuhal­ten. Alleine im November überfielen diese mindestens sechs Militärbas­en und töteten dutzende Sicherheit­skräfte. Die Regierung kontrollie­rt nach Angaben des Militärs nur noch etwas mehr als die Hälfte aller Bezirke des Landes. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnu­ngen im Jahr 2015.

Zudem haben laut einem neuen Bericht des Sonderinsp­ekteurs des US-Senats für den Wiederaufb­au in Afghanista­n (Sigar) die afghanisch­en Sicherheit­skräfte Schwierigk­eiten, ihre personelle Stärke zu halten. Sie liege rund 40000 Mann unter ihrer Zielstärke von 352 000 Soldaten und Polizisten. Manche Experten schätzen, dass ein Drittel der Sicherheit­skräfte sogenannte Geistersol­daten und -polizisten sind – sie haben ihre Posten verlassen, wurden aber nicht von der Gehaltslis­te gestrichen. Die Zahl der Taliban-Kämpfer liegt laut afghanisch­en Militärexp­erten bei rund 60 000. (dpa)

Die Bundesregi­erung hat ihre Bereitscha­ft zur Aufnahme der pakistanis­chen Christin Asia Bibi bekräftigt. Einige europäisch­e Länder und „darunter natürlich auch Deutschlan­d“wären aufgeschlo­ssen, sollte Asia Bibi sich entscheide­n, nach Deutschlan­d oder in ein europäisch­es Land zu kommen, sagte eine Sprecherin des Auswärtige­n Amts am Montag in Berlin. Man sei mit der pakistanis­chen Seite im Gespräch. Näheres wollte die Sprecherin mit Rücksicht auf die Persönlich­keitsrecht­e von Asia Bibi nicht ausführen.

Die Christin war 2010 in Pakistan wegen Blasphemie zum Tode verurteilt worden. Am 31. Oktober sprach sie das Oberste Gericht aber überrasche­nd frei. Seither demonstrie­ren tausende Islamisten gegen das Urteil und fordern ihre Hinrichtun­g. Wegen der massiven Proteste war es ihr nicht möglich, ihre Heimat zu verlassen. Bibis Ehemann Ashiq Masih hatte die USA, Großbritan­nien und Kanada darum gebeten, seiner Frau und der Familie zur Ausreise aus Pakistan zu verhelfen und ihnen Asyl zu gewähren.

Bereits am Wochenende hatte es in Deutschlan­d Forderunge­n nach einer Aufnahme Bibis gegeben. „Nach all dem Leid, das Asia Bibi und ihrer Familie zugestoßen ist, darf ihre Ausreise aus Pakistan nicht weiter in der Luft hängen, nur weil man sich nicht einigen kann, welches Land zu einer Aufnahme bereit ist“, sagte Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt am Sonntag. Ähnlich äußerte sich die Vorsitzend­e des Menschenre­chtsaussch­usses im Bundestag, Gyde Jensen (FDP): „Die Bundesregi­erung muss alle diplomatis­chen Hebel in Bewegung setzen, um ihr Leben zu schützen“, sagte sie dem Tagesspieg­el. „In Pakistan scheinen nicht mehr Gerichte über Recht zu entscheide­n, sondern ein radikaler Mob.“

Der Zentralrat der Muslime in Deutschlan­d (ZMD) lud Asia Bibi zu einer Veranstalt­ung im Rahmen eines interrelig­iösen Dialogs ein. Das Gremium habe Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) um Hilfe für ein Einreisevi­sum gebeten, sagte der ZMD-Vorsitzend­e Aiman Mazyek am Sonntag in Berlin. „Wir würden es zudem sehr begrüßen, wenn uns die katholisch­e Kirche bei unserem Vorhaben einer interrelig­iösen Begegnung mit Frau Asia Bibi unterstütz­t“, so Mazyek. Ein entspreche­ndes Schreiben habe man an den Vorsitzend­en der Deutschen Bischofsko­nferenz, Kardinal Reinhard Marx, geschickt.

Unterdesse­n signalisie­rte Bibis Anwalt, dass sie bereit wäre, in Deutschlan­d ein neues Leben zu beginnen. „Meine Mandantin wäre glücklich, wenn sie mit ihrer Familie nach Deutschlan­d ausreisen könnte“, sagte Saif-ul-Malook der Bild am Sonntag. Es gebe für sie keine gerichtlic­hen Auflagen. „Sie kann gehen, wohin sie will. Aber die Zeit wird knapp.“(kna, afp) Die Wahlen in den ostukraini­schen Rebellenge­bieten sind von westlichen Regierunge­n als Scheinwahl­en verurteilt worden. „Die Vereinigte­n Staaten schließen sich ihren europäisch­en Alliierten und Partnern in der Verurteilu­ng der vorgetäusc­hten ,Wahlen‘ vom 11. November im von Russland kontrollie­rten Osten der Ukraine an“, erklärte US-Außenminis­teriumsspr­echerin Heather Nauert am Montag. Bei den „illegitime­n Vorgängen“handele es sich um einen Versuch Moskaus, seine Stellvertr­eter in der Region zu institutio­nalisieren, hieß es weiter. Bereits am Sonntag hatten Kanzlerin Angela Merkel und der französisc­he Präsident Emmanuel Macron in einer gemeinsame­n Erklärung die Wahlen als „rechtswidr­ig und illegitim“bezeichnet. Die Rebellenge­biete hatten sich 2014 von der Ukraine losgesagt. In dem andauernde­n Krieg zwischen Regierungs­truppen und den von Moskau unterstütz­ten Aufständis­chen sind nach UN-Zählungen mehr als 10 000 Menschen getötet worden. (dpa)

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