Guenzburger Zeitung

Wie viel Macht hat Schwaben jetzt?

Die Region verliert zwar einen Posten, aber wenig Einfluss. Hans Reichhart ist als Bau- und Verkehrsmi­nister für zwei wichtige Themen verantwort­lich. Anderswo gibt es Sorgen

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Drei Buben im Alter von 11 und 14 Jahren haben in Nürnberg einen Mann mit Messern bedroht. Nach Polizeiang­aben vom Montag wollte das Trio an Geld des 38-Jährigen kommen. Nach dem Vorfall vom Samstag flüchteten die drei allerdings ohne Beute. Da der Mann die Jungs gut beschreibe­n konnte, gelang es der Polizei sehr schnell, sie festzunehm­en. Sie hatten mehrere Küchenmess­er dabei. Gegen die beiden 14-Jährigen wurden Ermittlung­sverfahren wegen räuberisch­er Erpressung eingeleite­t. Der Elfjährige ist strafunmün­dig und wird deshalb nur der Staatsanwa­ltschaft und dem Jugendamt gemeldet. Alle drei kamen in ein Jugendwohn­heim. (dpa) Ein Mann ist im mittelfrän­kischen Roth auf eine S-Bahn geklettert und durch einen Stromschla­g schwer verletzt worden. Wie die Bundespoli­zei am Montag mitteilte, war der 28-Jährige bereits am Samstag am Bahnhof auf den Zug gestiegen – warum, ist bisher unklar. Der Lokführer wollte die S-Bahn betriebsbe­reit machen und fuhr dafür den Stromabneh­mer nach oben. Dabei bemerkte er zuerst einen Lichtbogen und danach einen Menschen, der von der S-Bahn stürzte. Der 28-Jährige war an die Oberleitun­g gekommen. (dpa)

Aus Hans Reichhart sprudeln die Sätze nur so heraus, was für sich genommen schon bemerkensw­ert ist, denn der junge Jurist aus Jettingen-Scheppach (Landkreis Günzburg) ist eher ein ruhiger, zurückhalt­ender Mann. „Das kam total überrasche­nd. Damit habe ich nicht gerechnet. Es ist ein tolles Haus, da ist sehr viel Zukunft drin“, sprudelt es also aus dem Politiker. Dann entdeckt er in der Menge seinen kleinen Sohn und nimmt ihn freudestra­hlend auf den Arm.

Kurz zuvor: Reichhart wird von Ministerpr­äsident Markus Söder als neuer bayerische­r Bau- und Verkehrsmi­nister vereidigt. Da steht er noch mit ernstem Blick vorne im Landtag. Der 36-jährige bayerische JU-Chef ist die große Überraschu­ng des neuen Kabinetts. Er hat wegen des schlechten Abschneide­ns der CSU bei der Wahl über die Schwabenli­ste kein Mandat erreicht. Nun wird der bisherige Finanzstaa­tssekretär dennoch Minister für zwei wichtige Zukunftsth­emen.

Drei Reihen dahinter steht auch ein Mann mit ernstem Blick, den Rücken gerade: Franz Josef Pschierer aus Mindelheim. Der 62-Jährige hat nicht nur seinen Posten als Wirtschaft­sminister verloren, er ist nach nur acht Monaten komplett raus aus der Regierungs­mannschaft. Ent- anders ist der Ton seiner Reaktion: „Ich bedaure den Abgang aus dem bayerische­n Wirtschaft­sministeri­um sehr“, lässt Pschierer schriftlic­h verlauten. „Es ist in meinen Augen eines der Schlüsselm­inisterien, in dem man sehr viel Gutes für das Land und seine Menschen erreichen kann.“Reden will er am Montag nicht. Die Enttäuschu­ng sitzt tief. Auch seinen Job als Koordinato­r für Luft- und Raumfahrt wird Pschierer wohl verlieren.

Ein schwäbisch­er Minister muss gehen, ein anderer kommt. Was bedeutet das neue Kabinett von Markus Söder für Schwaben? Wie groß wird der Einfluss der Region sein?

Zum befürchtet­en großen schwäbisch­en Machtverlu­st in der neuen Bayerische­n Staatsregi­erung ist es nicht gekommen. Schwaben behält einen Ministerpo­sten, obwohl die CSU drei Ministerie­n an die Freien Wähler (FW) abtreten musste. Carolina Trautner (Stadtberge­n) bleibt zudem Staatssekr­etärin, sie wechselt allerdings das Ressort: Aus dem Kultusmini­sterium, das an die Freien Wähler gegangen ist, geht sie ins Sozialund Familienmi­nisterium.

Bisher stellte Schwaben mit Pschierer, Reichhart und Trautner einen Minister und zwei Staatssekr­etäre. Ein Staatssekr­etärsposte­n fällt also weg. Dafür bleibt ein weiterer einflussre­icher Posten den Schwaben: Die CSU-Fraktion im Landtag führt weiterhin Thomas Kreuzer aus Kempten. Er ist damit zwar nicht Teil des Kabinetts, hat aber viel Macht.

Für Unternehme­n in der Region ist der Abgang von Pschierer keine gute Nachricht. Er wurde als fleißiger Sacharbeit­er geschätzt, zuletzt hatten sich Wirtschaft­svertreter für seinen Verbleib eingesetzt, zumal sie mit dem neuen Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger von den Freien Wählern einen großen Unbekannte­n vor sich haben. Doch es nutzte nichts. Pschierer fällt der Verjüngung des Kabinetts zum Opfer. Zum Abschied verweist er darauf, dass er in kurzer Zeit unter schwierige­n Rahmenbedi­ngungen – Brexit, Trump, Zölle oder Handelskri­eg – „nicht nur Akzente, sondern entscheide­nde Weichenste­llungen für die Zukunft“gesetzt habe, „zum Beispiel im Tourismus, bei der Digitalisi­erung, im Mobilfunk oder in der Außenwirts­chafts- und Ansiedlung­sförderung“.

Der Einflussbe­reich Schwabens wird sich also nun ändern, doch mit Bauen und Verkehr hat der neue Minister Hans Reichhart zwei riesige Aufgabenge­biete. Das weiß der verheirate­te Vater zweier kleiner Kinspreche­nd der: „Die beiden großen Themen für die kommenden Jahre sind Mobilität und Wohnen. Mobilität wird sich gigantisch verändern und wir leben hier in Bayern von Mobilität. Und die Schaffung bezahlbare­n Wohnraums ist die große Herausford­erung. Wir müssen junge Familien in die eigenen vier Wände bringen, sonst bekommen wir ein gesellscha­ftliches Problem.“So sprudelt es wieder aus Reichhart. Dass er kein Landtagsma­ndat hat, sieht er nicht kritisch: „Das ist gar kein Problem. Ich bin ja weiter Teil der Fraktion.“

Schwabens CSU-Chef Markus Ferber ist gut gelaunt: „Hans Reichhart ist ein Hoffnungst­räger der CSU Schwaben. Wir können zufrieden sein, dass wir mit ihm an einflussre­icher Stelle vertreten sind.“Auf der anderen Seite bedauert Ferber das Ausscheide­n Franz Josef Pschierers – „einer unserer renommiert­esten und angesehens­ten Leute“.

Die Freien Wähler tragen zum Einfluss Schwabens nichts bei. Obwohl sie hier überpropor­tional gut abgeschnit­ten haben, kommt kein Freie-Wähler-Regierungs­mitglied aus Schwaben.

Nur „Fernsehric­hter“Alexander Hold aus Kempten hat einen Posten. Er ist Landtags-Vizepräsid­ent, was aber mehr repräsenta­tiven Charakter und weniger politische­n Einfluss bedeutet.

Die Schäden an dem einsturzge­fährdeten Haus in der Augsburger Altstadt sind größer als zunächst bekannt. Wie die Stadt am Montag bekannt gab, gibt es unter dem Gebäude, in dem ein Betreutes Wohnen für Senioren untergebra­cht ist, bis zu zwei Meter große Hohlräume. Deren Ursache ist noch unklar. Wie berichtet hatte die Stadt Augsburg am Freitagabe­nd, Stunden nachdem sie von einem beauftragt­en Statikbüro eine Stellungna­hme bekam, das Gebäude evakuiert. Gestern wurde die Zahl der betroffene­n Senioren mit 21 angegeben, nachdem zunächst von 27 die Rede war. Sie wurden teils in einem Hotel, teils in einer städtische­n Altenhilfe­einrichtun­g untergebra­cht. Ein Statiker hatte das Gebäude wegen Rissen in den Wänden genau unter die Lupe genommen, nachdem diese im Zuge von Renovierun­gsarbeiten im Keller sichtbar geworden waren. Am Donnerstag begann man mit Untersuchu­ngen des Bodens unter dem Haus aus dem Jahr 1899. Dabei wurden Hohlräume sichtbar.

Die Stadt will in den kommenden Tagen weitere Untersuchu­ngen durchführe­n lassen und hofft Ende der Woche auf ein Sicherungs- und Sanierungs­konzept. Vermutlich wird versucht, den Untergrund mit Beton-Injektione­n zu stabilisie­ren. Man gehe davon aus, das Gebäude retten zu können, so die Stadt. Allerdings werde dies Wochen oder Monate dauern. (skro)

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