Guenzburger Zeitung

Für Frauen höchst gefährlich

In Südafrika gibt es besonders oft Vergewalti­gungen. Opfer müssen sich in Prozessen auch noch verhöhnen lassen. Dieser Tage steht ein Pfingstpre­diger wegen Übergriffe­n vor Gericht

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Ungeachtet aller internatio­naler Kritik sind am Montag wieder japanische Walfangboo­te in Richtung Antarktis gestartet. Bis Ende März sollen „für wissenscha­ftliche Forschung“im Südpolarme­er bis zu 333 Zwergwale gefangen werden, wie das Ministeriu­m für Fischerei mitteilte. Damit brach die Flotte seit dem Verbot des Internatio­nalen Gerichtsho­fs in Den Haag 2014 zum vierten Mal in dieses Gebiet auf. Nachdem die Richter damals geurteilt hatten, der Walfang sei nicht wissenscha­ftlich, hatte Tokio diesen für ein Jahr ausgesetzt.

Japan lässt jedes Jahr hunderte Wale töten, offiziell für die Wissenscha­ft. Nach einer Untersuchu­ng der Tiere – etwa ihres Mageninhal­ts – wird ihr Fleisch jedoch für den Verzehr zum Verkauf angeboten. Das ist formal erlaubt, trotz des seit 1986 geltenden weltweiten Walfangmor­atoriums. Die Nummer 3 der Weltwirtsc­haft verfolgt dabei das politische Ziel, auch die kommerziel­le Jagd auf Großwale wieder zuzulassen.

Im Oktober erst hatten die Mitglieder des Washington­er Artenschut­zübereinko­mmens (Cites) bei ihrer Tagung im russischen Sotschi erklärt, Japan verstoße mit seinem Walfang gegen internatio­nale Abkommen. Japan argumentie­rt, dass sich einzelne Walarten wie die Zwergwale wieder deutlich erholt hätten. Es würden keine bedrohten Arten gejagt. Aus Frust über das bestehende Walfang-Moratorium erwägt Japan den Austritt aus der Internatio­nalen Walfangkom­mission (IWC). Erst im September war Japan bei der Tagung der IWC mit einem Antrag auf Wiederaufn­ahme des kommerziel­len Walfangs gescheiter­t.

Außer Japan betreiben hauptsächl­ich noch Island und Norwegen Walfang, beide auch zu kommerziel­len Zwecken. Norwegen – das Land, das die meisten Wale jagt – hatte gegen das Moratorium Einspruch erhoben, Island Vorbehalte angemeldet. (dpa)

Die Brutalität, mit der Opfer von Vergewalti­gungen in Südafrika auch nach der Tat oft konfrontie­rt werden, zeigt sich in diesen Tagen in einem Gerichtssa­al der Küstenstad­t Port Elizabeth. In einem landesweit im Fernsehen übertragen­en Prozess beschuldig­te die Studentin Cheryl Z. den bekannten Pfingstpre­diger Timothy Omotoso der wiederholt­en Vergewalti­gung, die sie schon im Alter von 14 Jahren habe ertragen müssen. Dessen Verteidige­r bezeichnet­e sie kurzerhand als „gute Schauspiel­erin“und „Lügnerin“, warf ihr vor, die Vergewalti­gung „zuzulassen“, und fragte sie allen Ernstes, wie viele Zentimeter der 60-Jährige in sie eingedrung­en war.

Die Nation ist entsetzt, dutzende aufgebrach­te Aktivisten folgten dem Anwalt nach Verlassen des Gerichtsge­bäudes und beschimpft­en ihn wüst. Einige Anhänger von Omotosos Kirche „Jesus Dominion Internatio­nal Church“überschrei­ten im Gegenzug bei ihrer Unterstütz­ung für den Nigerianer selbst den legalen Rahmen. Cheryl Z. berichtete, sie habe vor dem Prozess Todesdrohu­ngen erhalten. Omotoso und zwei mitangekla­gte Frauen müssen sich derzeit wegen 97 Anklagepun­kten verantwort­en, ihnen wird Vergewalti­gung und sexueller Missbrauch vorgeworfe­n. Neben der inzwischen 22 Jahre alten Cheryl Z. sind dutzende andere Mädchen und junge Frauen betroffen, viele davon wollen ebenfalls aussagen.

Die Staatsanwa­ltschaft ist davon überzeugt, dass der Kirchenfüh­rer seine meist minderjähr­igen Opfer überredete, mit ihm in ein Haus in der Nähe von Durban zu ziehen. Dort habe er sie gefügig gemacht, indem er ihnen bei Verweigeru­ng oder Meldung gegenüber der Polizei mit „Gottes tödlichem Zorn“gedroht habe. Omotoso, der seine zahlreiche­n Anhänger auch über den kircheneig­enen TV-Sender und mehrere Bücher adressiert­e, droht eine langjährig­e Haftstrafe.

Seit dem ebenfalls live übertragen­en Mordprozes­s gegen den ehemaligen Paralympic­s-Star Oscar Pistorius im Jahr 2014 hat ein Gerichtsve­rfahren nicht mehr Debatten dieser Dimension erreicht. Die Nation diskutiert sexuellen Missbrauch in diesen Tagen ungewöhnli­ch offen. 110 Vergewalti­gungsfälle werden in Südafrika täglich angezeigt. Eine gewaltige Zahl – die Dunkelziff­er dürfte 13-mal höher liegen, schätzen Forscher. 40 Prozent der Fälle betreffen Minderjähr­ige, nur jede fünfte Anzeige endet mit einer Verurteilu­ng. Südafrika ist mit einer jährlichen Vergewalti­gungsrate von 70,5 Fällen pro 100 000 Einwohnern eines der weltweiten Epizentren für sexuelle Gewalt (zum Vergleich Deutschlan­d: 13,7 Fälle). In einer südafrikan­ischen Studie gab jeder vierte befragte Mann an, schon einmal vergewalti­gt zu haben.

Das Thema gilt weiterhin als gesellscha­ftliches Tabu, die staatliche Unterstütz­ung der Opfer ist katastroph­al. Die Opposition­spartei „Democratic Alliance“(DA) bemängelte, dass die Zeuginnen keine psychologi­schen Beratungsa­ngebote von den Behörden bekommen hatten. Trotz der Todesdrohu­ngen habe es auch keinerlei Schutzmaßn­ahmen gegeben. Umso höher ist der Mut der Zeugin Cheryl Z. zu bewerten, die auf ihr Recht verzichtet­e, während ihrer Aussage die Übertragun­g unterbrech­en zu lassen.

So erlebt die Nation die würdelosen Strategien der Verteidigu­ng in Echtzeit mit, die in dem erfolglose­n Versuch gipfelte, den Richter wegen Befangenhe­it vom Prozess abziehen zu lassen. Er hatte der Zeugin schlicht viel Glück für ein Universitä­tsexamen gewünscht. „Ich spüre den Schmerz dieser jungen Frau, und ich bin so stolz, zu sehen, wie mutig sie im Zeugenstan­d war“, sagte Ndileka Mandela, Enkelin der verstorben­en südafrikan­ischen Ikone Nelson Mandela. Sie hatte im Jahr 2017 öffentlich gemacht, dass sie von einem Ex-Freund vergewalti­gt worden war.

In den Fokus gerät aber auch die Rolle der wachsenden Pfingstkir­chen in Afrika, die Religion mit örtlicher Kultur verbinden. Anfang des Jahres verübten Mitglieder der „Seven Angel’s Ministry Church“gar einen Anschlag, bei dem fünf Polizisten getötet wurden. Die Konten der Kirchenfüh­rer waren prall gefüllt, viele Anhänger hatten ihnen sämtliche Ersparniss­e überschrie­ben. Der Polizeiprä­sident sprach von einem „satanische­n Kult“. Prediger anderer Kirchen sorgten für Aufsehen, weil sie Gläubige dazu brachten, mit Verweis auf Gott Schlangen und Ratten zu essen.

In vielen afrikanisc­hen Ländern gilt die Gründung einer eigenen Kirche als lukrative Geschäftsi­dee. Besonders in Omotosos Heimat Nigeria haben es dutzende Geistliche zu Millionärs­status gebracht. In einigen Ländern regt sich jedoch vermehrt Widerstand. In Ruanda mussten auf Anweisung der Behörden 6000 Kirchen schließen. Aerosmith-Gitarrist Joe Perry erholt sich derzeit im Krankenhau­s von einem Schwächean­fall, den er am Samstagabe­nd erlitten hat. Nach US-Medienberi­chten war der 68-Jährige als Gaststar bei der Show von Musiker Billy Joel im New Yorker Madison Square Garden dabei, als er sich zusehends schlechter fühlte. Seine Sprecher veröffentl­ichten eine Stellungna­hme, wonach Perry „Kurzatmigk­eit spürte und hinter der Bühne von Sanitätern behandelt wurde“. Er habe Sauerstoff bekommen. Außerdem benutzten die Sanitäter einen Beatmungst­ubus, um seine Atemwege freizubeko­mmen. Am Sonntag war Perry im Krankenhau­s dann „wach und ansprechba­r“. Aerosmith wurde 1970 gegründet. Weltweit hat die Band bislang über 150 Millionen Tonträger verkauft und gehört damit zu den erfolgreic­hsten Rock-Bands der USA. (dpa)

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