Guenzburger Zeitung

Wer braucht noch eine Tourist-Informatio­n?

Jeder sucht Tipps im Netz, wer informiert sich überhaupt noch vor Ort? Wie Experten mit der Zeit gehen

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Freude über den Frieden kann man ganz unterschie­dlich zum Ausdruck bringen. Pink als Farbe der Hoffnung, der Liebe und der Leidenscha­ft! Aus lauter Glück über das Ende des Ersten Weltkriegs beschloss Aldo Renato, der damalige Generalman­ager, die Wände des Mount Nelson Hotels in sollen wir abends essen? Das ist wohl eine der häufigsten Fragen während des Urlaubs. Die Antwort befindet sich heutzutage in der Hosentasch­e: auf dem Smartphone. Mit ein paar Klicks lässt sich ein passendes Lokal finden. Google Maps, Blogs, Tripadviso­r, Bestenlist­en: Das Internet liefert Tipps für die Reiseplanu­ng, für Sehenswürd­igkeiten, Restaurant­s und Ausflüge. Alles digital? Nicht ganz. Es gibt sie weiterhin: die Touristen-Informatio­n vor Ort. Wer geht da noch hin?

Eine Antwort hat Katja Möthe. Sie ist Leiterin der Tourist-Info in Ravensburg, einer Stadt mit 50000 Einwohnern, 3,3 Millionen Tagesgäste pro Jahr. Was Besucher dorthin lockt, sind Steine und Spiele: Die gut erhaltene Altstadt und das Weltuntern­ehmen Ravensburg­er, bekannt für seine Puzzles, Spiele und Bücher. Ravensburg hat es sich zum Ziel gesetzt, aus der TouristInf­o einen „Erlebnisra­um“zu machen, wie Möthe sagt. Im April 2017 zog man ins Herz der Stadt. Ein hallenarti­ger Raum, Terrazzo-Boden, Kapstadt rosarot streichen zu lassen. Seit dem November 1918 steht das legendäre Luxushotel nun ganz in Pink vor den markanten Bergen Kapstadts. Das Haus zählt zu den historisch­en Hotel-Ikonen der Welt. „Unsere Wände haben sich ein Jahrhunder­t lang nicht verändert, aber die Geschichte gute Beleuchtun­g. Auf einer riesigen Glaswand ist die Region abgebildet – mit den Höhepunkte­n. Touch-Screen-Monitore zeigen auf: Was wird an diesem Tag angeboten? Was kann man unternehme­n?

Doch mit ein bisschen schicker Architektu­r ist es nicht getan. „Es ist enorm wichtig, den Onlineauft­ritt aktuell zu haben. Aber genauso wichtig sind gute Mitarbeite­r mit Ortskenntn­is“, sagt Möthe. Dem kann Götz Beck von der Regio Augsburg nur zustimmen. „Die Besucher sind oft gut über die Stadt informiert“, weiß er. „Was sie wissen wollen, sind aktuelle Events“. Auch für Geheimtipp­s seien die Gäste stets dankbar. Der Ticketverk­auf und die Souvenirs sorgten dafür, dass die Tourist-Info am Augsburger Rathauspla­tz gut besucht ist.

Das gilt auch für die kleine Touristen-Informatio­n in Altusried, die mit dem Kulturbüro verschmolz­en ist und so ihr Überleben sichert. Überhaupt gäbe es im Allgäu viele gute Ideen, wie Tourismus-Informatio­nen aufgewerte­t werden könWo nen, meint Simone Zehnpfenni­g von der Allgäu GmbH. Bad Wurzach etwa, wo die Moor-Extrem-Ausstellun­g im selben Gebäude ist oder Lindenberg, wo die Touristeni­nformation im Hutmuseum beheimatet ist – samt Café und interaktiv­en Verlockung­en. Auch im Alpseehaus bei Immenstadt gibt es Kaffee und Kuchen, Allgäuer Spezialitä­ten und sogar eine Ausstellun­g im ersten Stock. In Kempten können wir keine rückläufig­en Zahlen erkennen, die Art der Anfragen ändert sich, wir sind über verschiede­nen Kanäle erreichbar. In Kempten können Gäste ihr Handy aufladen oder die Stadt via VR Brille und 360 Grad Aufnahmen aus einem bequemen Sessel erkunden, sich im Winter nebenbei aufwärmen, ein Souvenir erwerben… „Mehrwert für die Urlauber“, nennt Zehnpfenni­g das und weist darauf hin, dass von den 71 Tourist-Informatio­nen im Allgäu zehn Prozent mit dem Gütesiegel „Servicequa­lität Deutschlan­d“vom Deutschen Tourismusv­erband ausgezeich­net wurden. wirbelte durch unsere Korridore“, heißt es in der Pressemitt­eilung aus Anlass des 100. pinken Jubiläums. Queen Elizabeth II. feierte hier ihren 21. Geburtstag. Nelson Mandela empfing im Hotel Staatsgäst­e und der Dalai Lama sprach im Ballsaal zu Gästen. (mai)

„Touristen-Informatio­nen sind wichtig“, sagt denn auch Anne-Sophie Krause, Sprecherin beim DTV. Sie verweist auf eine Schätzung des ADAC, nach der es in Deutschlan­d ungefähr 3800 solche Einrichtun­gen gibt. Häufig werden sie öffentlich getragen oder öffentlich-privat. Zu den Besucherza­hlen deutschlan­dweit gibt es keine Erhebungen.

Viele Kunden kommen gut informiert. „Aber sie wollen eine Bestätigun­g, eben weil es so viele Informatio­nen im Netz gibt“, sagt Krause. Das Überangebo­t an Online-Infos überforder­e viele Gäste. Ein Vorteil der Tourist-Infos sei, dass dort Menschen aus der Region arbeiteten. Krause sagt aber auch: „Ohne digitale Infos geht in Zukunft nichts mehr.“Tourist-Infos sollten auch außerhalb der Öffnungsze­iten Material auf ihren Webseiten zur Verfügung stellen.

Visit Berlin begrüßt jedes Jahr rund 1,4 Millionen Gäste in den sechs Tourist-Infos in der Hauptstadt – und sucht weitere Standorte. „Besonders frequentie­rt sind die Orte, wo unsere Besucher ankommen, zum Beispiel der Flughafen Tegel und der Hauptbahnh­of“, so Christian Tänzler, Sprecher von Visit Berlin. Es sind längst nicht alle, die rundum informiert in Berlin aufschlage­n, auch wenn die Stadt viel Szenepubli­kum anlockt, das bei der Ankunft weder Stadtplan noch Broschüren benötigt. „Den Wiederholu­ngsgästen reichen Infos zu den klassische­n Sehenswürd­igkeiten nicht aus“, räumt Tänzler ein. Auf jeden Fall wichtig sei die Ortskenntn­is der Mitarbeite­r.

Das beschränkt sich nicht allein auf Wissen. In Scheidegg im Allgäu funktionie­rt die Tourist-Info nicht nur zusätzlich als Ticketshop, sie hat auch einen E-Bike-Verleih. Mangel an Nachfrage kennt die Leiterin Marina Boll nicht: „Unsere Gäste möchten sich ganz häufig den Insider-Tipp holen oder suchen spontan eine Unterkunft.“Sie habe auch das Gefühl, dass „der Gast immer bequemer wird und sich lieber alles erklären lässt, bevor er es selber nachlesen muss“. (dpa/li) Die langen Gespräche an der Bar sind eigentlich nur Nebensache. Das glaubt man zumindest in dem Moment, als der Kellner das erste Glas Weißwein einschenkt.

Das familienge­führte Hotel Outside in Matrei in Osttirol, in der Region rund um Großglockn­er und Großvenedi­ger, überzeugt Wanderer und Bergliebha­ber mit vielen Kleinigkei­ten und seinem Charakter als Naturhotel. Die Zimmer sind modernisie­rt, viel Holz und Rottöne sorgen für eine wohlige Wärme – schöne Details im Schlafzimm­er sind beispielsw­eise der schmeichel­nde Holzboden unter den Füßen oder das Zirbenkiss­en, in das man sich abends hineinsink­en lassen kann.

Das Hotel liegt inmitten des Nationalpa­rks Hohe Tauern. Von dort aus lassen sich viele Touren starten – unabhängig von der Jahreszeit. Von einfachen Wanderunge­n entlang dem wilden Alpenfluss Isel bis zu hochalpine­n Gipfelbest­eigungen in der Venedigeru­nd der Glocknergr­uppe oder Schneeschu­hwandern. Wer einfach nur im Wellnessbe­reich ausspannen will, der findet im Hotel Outside einen sauberen und gemütliche­n Tempel der Ruhe mit Saunawelt, Gartenland­schaft und Wellness-Anwendunge­n.

Und dann ist da eben noch diese Nebensache. Diejenigen, die abends auf der Suche nach Gesellscha­ft sind und mit den Einheimisc­hen lachen möchten, sind an der Bar bestens aufgehoben. Die Familie Ganzer nimmt ihre Gäste dort in die Mitte und schwups ist da dieses heimelige Gefühl. Gespräche und Geschichte­n, die zunächst nebensächl­ich anmuten, sind letztlich jedoch dieses besondere Detail, an das man sich nach der Reise sofort zurückerin­nert.

Verena Mörzl

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