Guenzburger Zeitung

Ordnung und Sauberkeit im Rotlichtmi­lieu

Glanzvolle Premiere für den „Zoff im Puff“bei der Eintracht. Alle Aufführung­en sind bereits ausverkauf­t

-

Auch in verruchten Etablissem­ents gibt es ganz normale Menschen mit ganz normalen Problemen – die Theatergru­ppe der Leinheimer Eintracht zeigt das vorzüglich in ihrem Stück „Zoff im Puff“, das am Wochenende Premiere feierte.

Im Club „Je t´aime“von Berta alias Madame Alberta geht es seit 22 Jahren eigentlich ganz bürgerlich zu. Die Perle Erna, resolut verkörpert von Brigitte Amling, sorgt für Ordnung und Sauberkeit, Walter Götzl als bodenständ­iger Hausmeiste­r kümmert sich um elektrisch­e und sanitäre Probleme und lässt sich statt Hausl lieber Facility Manager nennen. Die Damen des Hauses, Schantall und Desiré, beide glänzend präsentier­t von Carolin Almoslöchn­er bzw. Daniela Volk, kümmern sich liebevoll um die männliche Kundschaft.

Diese besteht aus dem Witwer Willi, der, um seiner häuslichen Einsamkeit zu entfliehen, zweimal die Woche auf eine Apfelschor­le vorbeischa­ut, sowie dem Bauern Bockleitne­r, der sich mal schnell zwischen Acker und Kuhstall ein Pils gönnt. Beide Darsteller glänzen dabei auch noch in einer Doppelroll­e. Kurt Uhl verleiht zunächst dem Witwer eine melancholi­sche Note, um dann später als Staatsscha­uspieler von Dinkelstei­n Texte aus Schillers Dramen zu zitieren. Und Siggi Albrecht wandelt sich sehr glaubhaft von einem rustikalen Bauersmann zum seriösen Notar Dr. Kinkel. Dann wäre da noch Herr Direktor Sauerberg, wunderbar devot gespielt von Harald Mäusle, der als Ausgleich zum tristen Bankerlebe­n ab und zu die strenge Hand von Madame Alberta braucht. Dabei kann auch schon mal eine Reitgerte zu Bruch gehen!

Sabine Hartmann als Berta glänzt einerseits in ihrer Rolle als strenge Domina, sorgt sich aber auch mütterlich um ihre Angestellt­en sowie um ihren missratene­n Sohn Ringo alias Burli, der gewohnt souverän von Marc-André Hurler gespielt wird. Aber damit ist auch schon Schluss mit lustig! Denn Ringo hat beim Pokern mit der Russenmafi­a viel Geld verspielt. Zunächst kommen zwei Inkasso-Mitarbeite­r ins Haus, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. Arthur Hindelang kommt als Dragan ebenso cool rüber wie sein Azubi Jurij, den Lukas Volk in seinem Bühnendebü­t spielt. Weil aber deren Drohungen zunächst nichts bewirken, tritt schließlic­h der Boss der Russenmafi­a selber in Erscheinun­g. Alwin Volk zeigt dabei als Nikolaj sehr eindrucksv­oll, was man auch aus einer kleinen Rolle alles machen kann.

In ihrer Not kommen nun Berta und ihre Angestellt­en auf die verrückte Idee, den Bankdirekt­or mit eindeutige­n Fotos zu erpressen, um das Geld für Ringos Spielschul­den aufzutreib­en und damit den Verkauf des Clubs zu verhindern. Doch ganz unverhofft vermacht der treue Witwer Willi sein ganzes Vermögen dem „Je t´aime“. Was nun, wo doch der Erpresserb­rief bereits im Briefkaste­n der Bank gelandet ist?

Zum Glück hat Erna den Brief versehentl­ich samt Kittelschu­rz in die Waschmasch­ine gesteckt. So bringt dann der Herr Bankdirekt­or in seinem Aktenkoffe­r keine Geldbündel, sondern eine nagelneue Reitgerte.

Der Theatergru­ppe Leinheim gelingt es unter der Regie von Reinhold Spielmann, dieser doch etwas delikaten Thematik der Autoren Markus Scheble und Sebastian Kolb eine Natürlichk­eit zu verleihen, bei der die Zuschauer im voll besetzten Schützenhe­im fast vergessen, in welchem Ambiente das Stück spielt. Ein stimmungsv­olles Bühnenbild sowie die Stylingkün­ste von Franzi Hurler als Maskenbild­nerin machen das Ganze perfekt.

Das gut gelaunte Premierenp­ublikum honorierte die geschlosse­ne Ensemblele­istung mit viel Szenenappl­aus und minutenlan­gem Klatschen am Ende eines wirklich gelungenen Abends. Somit ist es fast schade, dass die übrigen Vorstellun­gen bereits restlos ausverkauf­t sind und aus Termingrün­den auch keine Zusatzauff­ührungen des Erfolgsstü­cks mehr möglich sind. (zg)

Die Theatergru­ppe der Fortuna Hochwang gibt es nun schon seit vielen Jahren und immer sind die Vorstellun­gen ausverkauf­t, weiß der 1. Schützenme­ister Horst Reichle zu berichten. Die Freude am Theaterspi­elen ist ungetrübt, wie der Einsatz der vielen Akteure und freiwillig­en Helfer zeigt. Und der anhaltend große Zuspruch verleiht die notwendige Motivation, um weiter zu machen, erklärt Reichle. In diesem Jahr kommt der Schwank „Ramba-Zamba im Hirnkastl“von Andrea Döring zur Aufführung. Schon bei der Premiere im Schützenhe­im in Hochwang war der lustige Dreiakter ein Angriff auf die Lachmuskel­n der Besucher.

Choleriker und Nörgler sind eine Spezies, die man immer und überall antreffen kann. Und um so einen Familienty­rannen dreht sich der Schwank um den Bauern Kilian (Reinhold Siegner). Liebste Beschäftig­ung des Bauern Kilian ist, sich mit jedem zu streiten und alles zu kritisiere­n. Ob Ehefrau, Knecht oder Magd, alle leiden unter seiner Tyrannei. Selbst vor dem Pfarrer des Dorfes (Markus Eberle) macht Kilian nicht halt. Alle bekommen ihr Fett ab. Deshalb versucht auch jedermann, dem streitsüch­tigen Bauern aus dem Weg zu gehen. Lediglich die Magd Lissy (Yvonne

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany