Orgel im Martinsmünster erklingt endlich wieder
Nach 15-jährigem Schweigen weiht Bischof Konrad Zdarsa in Lauingen die sanierte Albertus-Magnus-Orgel
Gisela Kapfer zählt zu den Schaulustigen, die in der Lauinger Herzog-Georg-Straße den Festzug mit Bischof Konrad Zdarsa zum Martinsmünster erwarten. „Das ist doch heute ein ganz besonderer Tag“, betont sie und erntet dabei die Zustimmung von Otto Wagner. „Ja, darauf haben wir lange gewartet“, sagt der Lauinger. Gemeint ist die Weihe der Albertus-Magnus-Orgel. 15 Jahre lang hat das Instrument auf der Empore der Stadtpfarrkirche geschwiegen, die Pfarrei St. Martin behalf sich mit einer kleinen Orgel im Altarraum. Am Sonntag haben die Gläubigen nun den Abschluss der Orgelsanierung gefeiert, die rund 550000 Euro gekostet hat. Und Wagner zählt zu denen, die das Projekt unterstützt haben. „Wir vom Schlosschor haben einige Patenschaften für Orgelpfeifen übernommen.“Mehrere Hundert Mitfeiernde beim Pontifikalgottesdienst wollen sich nun von dem Ergebnis der Sanierung überzeugen.
Stadtpfarrer Raffaele De Blasi heißt die Gottesdienstbesucher im nicht ganz gefüllten Martinsmünster mit schwäbischen Versen willkommen. „A Fescht isch heit für unsre Stadt, weil unsre Kirch a neue Orgel hat“, reimt De Blasi. Lauingen habe mit dem Martinsmünster ein großartiges Gotteshaus, aber erst die Orgel mache wieder einen Festsaal daraus. Bischof Konrad erläutert, dass dieser 11. November für die Pfarrei St. Martin in mehrfacher Hinsicht ein besonderes Datum sei.
So werde nicht nur das sanierte Instrument zum Lobe Gottes mit dem neuen Namen Albertus-Magnus-Orgel geweiht, sondern die Pfarrei begehe auch den Abschluss der bischöflichen Pastoralvisitation, die viele Begegnungen ermöglicht habe. Und drittens werde auch der heilige Martin gefeiert.
Um 10.17 Uhr kommt der Moment, den viele Katholiken in Lauingen herbeigesehnt haben. Nachdem Bischof Konrad der AlbertusMagnus-Orgel auf der Empore den Segen gegeben hat, greift Organist Heinrich Wimmer aus Burghausen in die Tasten und spielt die Toccata in b-Moll von Louis Vierne. Der Klang ist gewaltig, erhebend, majestätisch. Vorne in der Sakristei kommt der Organist Moritz Unger aus dem Schwärmen nicht heraus. „Der Klang ist sehr kraftvoll und voluminös, aber auch strahlend und klar“, sagt der Lauinger. Das Musikerlebnis perfekt machen der Kirchenchor St. Martin, die Stiftskantorei Medlingen und die Chöre Bona Voce aus Dillingen und Chorios aus Gundelfingen. Sie führen mit dem Organisten Wimmer unter der Leitung von Michael Finck die Messe in D-Dur von Antonín Dvorˇák auf und sorgen dabei für zwei erhebende kirchenmusikalische Stunden.
Den Gottesdienst zelebrieren Bischof Konrad, Stadtpfarrer De Blasi, Pater Stefan Kling vom Amt für Kirchenmusik, Diakon Robert Dörle und die Geistlichen Hermann Müller und Alexander Lungu. In seiner Predigt geht der Bischof auf das Beispiel des heiligen Martin ein, der einst seinen Mantel mit einem Bettler geteilt habe. Die höchste Tugend des christlichen Glaubens sei die Liebe, sagt Zdarsa. Und diese Liebe sei nicht eine humanistische Großtat und mehr als ein Gefühl. „Es ist eine Antwort auf die erfahrene Liebe von Gott.“Und in den Taten der Liebe vollziehe sich das Bekenntnis zu Gott. Der Bischof geht auch auf die Bedeutung der Orgelmusik zur Verherrlichung Gottes ein und erinnert an die Zeiten vor dem Mauerfall, als sich viele Menschen bei Orgelmusik in Kirchen versammelt haben. Unter dem Klang der Orgel habe „die Befreiung vom kommunistischen Joch ihren Anfang genommen“.
Mitglieder der Lauinger Pfarrei, unter ihnen Kirchenpfleger Wilhelm Götz und Pfarrgemeinderatsvorsitzende Claudia Mayer-Lindner, tragen die Fürbitten vor. Und Orgelbauer Siegfried Schmid aus Immenstadt lässt am Ende die Sanierung Revue passieren, die im Frühjahr 2017 begonnen hat. Die Technik sei auf dem neuesten Stand, zwei zusätzliche Bassregister füllen seinen Worten zufolge nun noch besser den Raum. Intonateur Martin Gessner habe beim Stimmen eine optimale Arbeit geleistet.
Der Klang der Albertus-MagnusOrgel reißt die Besucher, unter ihnen Landrat Leo Schrell, Landtagsabgeordneter Georg Winter und Bürgermeisterin Katja Müller, mit. Am Ende des Gottesdienstes zeigt Heinrich Wimmer, was aus diesem Instrument alles herauszuholen ist. Die Hörer spenden dafür Beifall. Und am Nachmittag gibt es dann auch noch ein festliches Orgelkonzert. Mesner Stefan Britzelmeier zeigt sich überwältigt. „Das ist majestätisch.“Und der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Mayer-Lindner stellen sich, wie sie unserer Zeitung sagt, „vor Freude die Haare“. Endlich erklinge wieder eine richtige Orgel, dies habe dem Martinsmünster gefehlt.