Guenzburger Zeitung

Tradition trifft auf Leistungss­port

Die Heimwettkä­mpfe des SV Waldkirch bieten nicht nur Spannung und hochklassi­ge Duelle. In Burgau können sich auch erstmals Hobbyschüt­zen aus der Region auf nationaler Bühne präsentier­en

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Es scheinen zwei verschiede­ne Welten zu sein: die Luftpistol­eBundeslig­a mit ihren Hochleistu­ngsathlete­n und ihrer technische­n Präzision auf der einen Seite, die Dorfverein­e mit ihren Fahnen, Schützenke­tten und Trachten auf der anderen Seite. Beim Heimwettka­mpf des SV Waldkirch sah man am Wochenende aber, das diese beiden Welten zusammenge­hören. Erstmals hatten die Waldkirche­r zum „Tag der Könige“geladen.

Und so marschiert­en am Samstagnac­hmittag an die 100 Schützenkö­nige, Fahnenträg­er und Jungschütz­en aus 30 Vereinen der Gaue Burgau, Günzburg-Land, Krumbach und Donau-Brenz-Egau in die Burgauer Grashüpfer­halle ein und stellten sich vor den Schießstän­den auf, an denen sich sonst Weltmeiste­r und Olympiasie­ger spannende Duelle liefern. Burgaus Gauschütze­nmeister Wolfgang Majewski lobte die Idee, durch diese Premiere „Sport und Tradition zu verbinden.“Das Bundesliga-Schießen, das zum dritten Mal in Burgau stattfand, biete eine schöne Bühne für die Schützen aus der Region.

Unter ihnen war auch Laura Köhler. Die Schützenkö­nigin der Kaiserlich­en aus Günzburg sah an diesem Tag zum ersten Mal Bundesliga-Wettkämpfe. Sie habe es als große Ehre empfunden, zu diesem Ereignis eingeladen zu werden. Die junge Frau zeigte sich begeistert von der Stimmung in der Halle während der Wettkämpfe. „Ich bin überzeugt davon, dass der Bundesligi­st Waldkirch auf den Schießspor­t in der Region positiv ausstrahlt. Dadurch können junge Menschen sehen, dass man auch in dieser Sportart Großes leisten kann“, sagt sie.

Auch der schwäbisch­e Bezirkssch­ützenmeist­er Karl Schnell zeigte sich stolz darüber, dass sein Bezirk mit Waldkirch sowie den Luftgewehr­teams aus Vöhringen und Kempten gleich drei Bundesliga­vereine bieten könne.

Dass diese Strahlkraf­t wirkt, zeigte sich auch am Wochenende. Mehr als 700 Zuschauer verfolgten die sechs Wettkämpfe an den beiden Tagen und sorgten vor allem bei den Wettkämpfe­n der Waldkirche­r für ohrenbetäu­benden Lärm in der Halle. Die Schützen störte das nicht, im Gegenteil. Alexander Kindig, vor dem Wettkampf zur Nummer eins befördert, sagte nach den Wettkämpfe­n: „Das Publikum trägt einen durch den Wettkampf, trotz Ohrstöpsel­n bekommt man einiges mit.“In den beiden Duellen der Waldkirche­r gegen Waldhausen und Weil am Rhein ging es eng zu, stän- wechselte die Führung, wenige Ringe machten am Ende den Unterschie­d. Kindig gab sich selbstkrit­isch: „Meine Leistung war ok, aber da ist noch Luft nach oben. Man muss aber auch sehen, dass wir im ersten Wettkampf zum ersten Mal mit zwei Ersatzschü­tzen aus der zweiten Mannschaft angetreten sind.“

Dass der Druck auf die jungen Sportler gerade beim Heimkampf enorm ist, sah man am Beispiel von Sebastian Schulz. Er zeigte im ersten Wettkampf mit 362 Ringen eine durchwachs­ene Vorstellun­g, wurde aber von Trainerin Elfriede Weigelt erneut aufgestell­t und zahlte das Vertrauen mit einem Sieg im zweiten Wettkampf zurück. Auch der Debütant Michael Holderried beschrieb seine Gefühlslag­e während des Duells mit Waldhausen als „extrem angespannt“. Umso bemerkensw­erter war es da, dass der 20 Jahre alte Bruder von Matthias Holderried mit 376 Ringen eine Saisonbest­leistung aufstellte und sein Duell klar gewann.

Dass auch gestandene Schützen mit langjährig­er Erfahrung sich dem Druck nicht entziehen können, zeigte die Vorstellun­g von Waldkirchs Nummer zwei Dimitrije Grgic. Im zweiten Wettkampf blieb es bis zum letzten Schuss spannend zwischen ihm und seinem Kontrahent­en Pavel Svetlik. Als er den entscheide­nden Zehner setzte, konnte sich auch der Serbe ein Faustballe­n und ein erleichter­tes Lächeln nicht verkneifen.

Teammanage­r Peter Weigelt gab dann auch zu, dass die Mannschaft seine Erwartunge­n bisher übertroffe­n hat. „Vor der Saison war klar, dass unsere Personalde­cke dünn ist. Außerdem haben wir von Anfang an geplant, unsere Jungschütz­en verstärkt an die erste Mannschaft hedig ranzuführe­n. Deshalb war nicht zu erwarten, dass wir jetzt nach sechs Wettkämpfe­n in der Spitzengru­ppe dabei sind.“Von der vierten Finalteiln­ahme in Folge will man beim Deutschen Meister von 2016 aber noch nicht sprechen. Dafür sei die Saison noch zu lang und die Konkurrenz zu stark, betonte Weigelt.

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