Guenzburger Zeitung

„Sie sind Madame Macron?“

Die kuriose Geschichte einer Verwechslu­ng

- VON MICHAEL STIFTER

Die alte Dame mit dem weißen Schal und der weißen Mütze ist jetzt sehr aufgeregt. Während der Gedenkfeie­r zum Ende des Ersten Weltkriege­s in Frankreich steht plötzlich Monsieur le Président vor ihr. Ist das wirklich möglich? Sie scheint es kaum fassen zu können, schaut sich ungläubig um. Ihr Blick fällt auf eine Frau im schwarzen Mantel, die gemeinsam mit Emmanuel Macron aufgetauch­t war. „Sie sind Madame Macron?“, fragt die alte Dame mit Tränen in den Augen. Es ist aber auch verwirrend, das alles. Die Frau im schwarzen Mantel muss lachen. „Nee, nee“, sagt sie und beugt sich hinunter. „Ich bin die Kanzlerin von Deutschlan­d.“Fotografen werden auf die rührende Szene aufmerksam. Emmanuel Macron und Angela Merkel nehmen die Dame in die Mitte. Für ein Erinnerung­sbild. „Das ist doch nicht möglich, Sie bringen mich zum Weinen“, sagt sie. Die Kameras klicken.

Es ist ein ganz großer Moment im Leben der kleinen Französin, das immerhin schon mehr als ein Jahrhunder­t andauert. Noch einmal wendet sie sich an die Frau im schwarzen Mantel. „Sie sind Madame Macron?“Merkel legt ihren Arm um sie und versucht es nun auf Französisc­h: „Chanceliää­äär Allemagne“, sagt sie ihr lächelnd direkt ins Ohr. „Es ist fantastisc­h, dass so etwas einer einfachen Frau wie mir passiert“, antwortet die 101-Jährige. Ihr Präsident gibt ihr ein Küsschen auf die Wange, wie Franzosen das eben so machen. „Danke, danke, tausend Dank“, sagt die alte Dame – und verspricht, im nächsten Jahr wieder hier zu sein.

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Foto: Kay Nietfeld, dpa Macron, Merkel und eine sehr überrascht­e Dame.

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