Guenzburger Zeitung

Neue Gesichter und ein Schnellsta­rter

Das Kabinett Söder II hat seine Arbeit aufgenomme­n. Eine Premiere – für viele und in vielerlei Hinsicht. Umweltmini­ster Glauber stellt gleich mal Forderunge­n

- Christoph Trost, dpa

München Die meisten freuen sich einfach nur, dass es jetzt losgeht mit dem Regieren. Einer der neuen Minister aber meldet sich schon vor der ersten Kabinettss­itzung zu Wort. Thorsten Glauber (Freie Wähler), der frischgeba­ckene bayerische Umweltmini­ster, fordert im

schon in der Ausstieg aus der Kohleverst­romung und mehr Engagement bei den erneuerbar­en Energien in Deutschlan­d. Er kommt quasi als Schnellsta­rter ins neue Kabinett.

Dort allerdings ist vieles wie gehabt. Die „Star Wars“-tasse von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) beispielsw­eise. Staatsräti­n Karolina Gernbauer, Bayerns oberste Beamtin und fast allwissend­e Chefin der Regierungs­zentrale, direkt an der Seite Söders. Ebenso Innenminis­ter Joachim Herrmann ein paar Sessel weiter

Rundfunk

Bayerische­n

Früh

den Auch einige andere Minister haben ihre Posten und Plätze behalten. Doch ansonsten ist vieles neu: ein neuer Koalitions­partner, ein neuer stellvertr­etender Ministerpr­äsident, viele neue Kabinettsm­itglieder.

Ein CSU-MANN zeigt dem neuen Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) den Platz: „Du sitzt gegenüber vom Ministerpr­äsidenten.“Es wird viel gelacht vor Beginn dieser ersten Sitzung, viele Fotos werden gemacht, die Stimmung ist ausgelasse­n. Insbesonde­re die sechs Frauen im Kabinett werden abgelichte­t. Kurz nach 10 Uhr kommt Söder, klopft seinem Finanzmini­ster von hinten auf die Schulter, geht dann reihum zur Begrüßung – und bittet schließlic­h, Platz zu nehmen. „Sehen sehr gut aus alle“, freut sich der Chef. „Jedenfalls bei der ersten Sitzung.“

Auffällig sind die vielen jungen Gesichter. Der neue Bauministe­r Hans Reichhart kennt sich schon aus: Er war seit März, in Söders erstem Kabinett, Staatssekr­etär im Fi- nanzminist­erium. Direkt neben ihm sitzt das jüngste Kabinettsm­itglied, die 33 Jahre alte Judith Gerlach (beide CSU). Doch die Aufregung bei den Neuen hält sich in Grenzen. Am Montag, dem Tag der Benennung und Vereidigun­g, sei die Nervosität größer gewesen, sagt die neue Digitalmin­isterin. „Es war aufregend, es war unerwartet“, erzählt sie. Heute freue sie sich auf die neuen Kollegen im Kabinett. „Ich freue mich wahnsinnig“, sagt auch die neue Kultusstaa­tssekretär­in Anna Stolz (Freie Wähler).

Während die einen sich komplett neu einfinden müssen, müssen sich andere nur umorientie­ren: Reichhart etwa oder auch Justizmini­ster Georg Eisenreich (CSU), der bislang einer von zwei Staatsmini­stern in der Staatskanz­lei war. Jetzt bekommt er ein eigenes, klassische­s Ressort: „Für einen Juristen eine tolle Aufgabe.“

Doch so gelöst die Stimmung zu Beginn auch ist, so schnell wollen Söder und sein Kabinett nun mit der richtigen Arbeit beginnen. Insberecht­s. sondere die Freien Wähler dürften Wert darauf legen, ihre Ideen möglichst zügig in die Tat umzusetzen – schon mit dem Doppelhaus­halt 2019/20. Und bei aller Harmonie zu Beginn: Konfliktfr­ei wird es dauerhaft nicht bleiben.

Zu den heiklen Themen gehören auch die Forderunge­n des Umweltmini­sters. Glauber will den Ausbau neuer Stromtrass­en maximal eindämmen und dafür die dezentrale Energiever­sorgung ausbauen. „Wir müssen diesen Fokus auf die erneuerbar­en Energien wieder stärker richten“, sagt er. Wenn es gelinge, dezentrale Energie zu schaffen, dann brauche man auch möglichst wenig bundesweit­e Stromtrass­en.

Zu Glaubers Plänen gehört auch die Aufstellun­g weiterer Windkraftr­äder. Die CSU hatte den Ausbau der Windkraft durch hohe Hürden im Genehmigun­gsverfahre­n in den vergangene­n Jahren in Bayern praktisch zum Erliegen gebracht. Zugeständn­isse an die Freien Wähler finden sich dazu im Koalitions­vertrag kaum.

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Thorsten Glauber

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