Dunkler Spaß für Kenner
Friedrich Anis neues Buch ist eine Hommage
Tabor Süden kommt nicht weit. Der Detektiv und ehemalige Polizeibeamte, spezialisiert auf Vermisstenfälle, will selbst von der Bildfläche verschwinden. Doch er kommt nur bis zum Münchner Hauptbahnhof, wo ihn seine ehemalige Chefin abfängt und mit einem Fall ködert. Vom Kriminalschriftsteller Cornelius Hallig fehlt jede Spur. Süden beißt an. Cornelius Hallig war einmal ein Großer seiner Zunft. Doch nun ist er aus dem
Hotel, wo er jahrelang mit seiner inzwischen verstorbenen Mutter lebte, verschwunden. Süden ahnt dunkel, dass er auf einen Bruder im Geiste stoßen wird.
Die Lebensläufe von zwei desillusionierten Männern führt Friedrich Ani in „Der Narr und seine Maschine“zusammen. Das Buch ist eine ausgesprochen geschickt und dicht konstruierte Hommage an den amerikanischen Kriminalautor Cornell Woolrich, der neben Raymond Chandler zu den Vätern der Schwarzen Serie zählte. Woolrich schrieb unter anderem „Das Fenster zum Hof“. Ani lässt Cornelius Hallig ebenso wie Woolrich mit seiner Mutter – am Gasteig zwar und nicht in New York – im Hotel wohnen, auch Hallig hat durch jahrelangen Alkohol- und Zigarettenkonsum ähnliche gesundheitliche Probleme wie Woolrich, und nicht zuletzt ist neben vielen weiteren Parallelen und Andeutungen Halligs Pseudonym Georg Ullrich an den Namen Cornell Woolrich angelehnt. Ein dunkler Spaß vom Krimi-könner für Krimi-kenner.
Ein Fall für Tabor Süden. Suhrkamp, 140 S., 18 ¤
Doris Wegner