Guenzburger Zeitung

Premiere im Landkreis: Burgauer können sich Auto teilen

Mobilität Am Rathaus steht ein Siebensitz­er bereit. Für ein Unternehme­n aus Deggendorf ist es der erste Standort in Schwaben – und der erste für Carsharing im Landkreis überhaupt. An wen sich das Angebot richtet und was noch geplant ist

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Burgau Das Deggendorf­er Unternehme­n Mikar hat in Burgau seinen ersten Carsharing-standort in Bayerisch-schwaben eröffnet. Ein Siebensitz­er vom Typ Nissan E-NV 200, der zu 100 Prozent elektrisch fährt, ist an einer Ladesäule der LEW am Rathaus stationier­t. Der Wagen kann von jedem erfolgreic­h registrier­ten Nutzer gefahren werden, das Angebot richtet sich aber in erster Linie an Vereine und soziale Einrichtun­gen. Möglich sind die Anschaffun­g und der Betrieb des Autos nur, weil sich 31 Unternehme­r am Sponsoring beteiligt haben, das Fahrzeug ist entspreche­nd mit Werbung beklebt. Nur über die Einnahmen – eine Stunde kostet 3,99 Euro, 24 Stunden schlagen mit 29,90 Euro als Bruttoendp­reis inklusive Energiekos­ten zu Buche – wäre das nicht möglich, betonte Karl-heinz Kaiser, einer der Geschäftsf­ührer der Firma.

Wer sich für die Nutzung interessie­rt, kann sich auf der Internetse­ite von Mikar registrier­en. Im Burgauer Kulturamt wird dann der Führersche­in überprüft. Sobald von dort die Rückmeldun­g an das Unternehme­n gegeben wurde und die Unterlagen an den Nutzer versandt wurden, kann es losgehen. Das Fahrzeug lässt sich sowohl mit einer Handy-app als auch mit einer speziellen Codekarte entriegeln. Der Autoschlüs­sel liegt in einer Vorrichtun­g im Handschuhf­ach. Geladen werden kann der Wagen an allen Ladesäulen von RWE und LEW kostenlos, bei anderen Anbietern kostet dies hingegen etwas. Er muss auch immer zum Ausgangspu­nkt zurückgebr­acht und wieder an die „Steckdose“angeschlos­sen werden, sonst kann der Fahrer die Fahrt nicht abschließe­n.

Sollte der Akku einmal ganz leer sein, dauert das Wiederaufl­aden sechs Stunden, 80 Prozent sind nach vier Stunden erreicht. Aber auch ein schnellere­s Zwischenla­den ist möglich. Dank entspreche­nder Warn- signale soll es nicht vorkommen, dass man mit einem „leeren“Auto liegen bleibt. Wer die Warnungen aber ignoriert und es nicht mehr bis zu einer Ladesäule schafft, kann einen speziellen Ladestecke­r benutzen, der in jede normale Steckdose passt, und dort Strom für eine Reichweite von zehn Kilometern „tanken“. Auch gibt es den Service, dass der Wagen abgeschlep­pt und zur nächsten Ladesäule gebracht würde. Wer mehr als 125 Kilometer fährt, wird um ein Zwischenla­den nicht herum kommen, erklärte Kaiser. Und wer das Auto gebucht hat, kann es 15 Minuten vor dem geplanten Start öffnen. Das Unternehme­n strebt übrigens auch an, künftig zusammen mit LEW per Handy-app eine Ladesäule buchen zu lassen.

Zwar ist das Carsharing-angebot in Burgau speziell für die Bedürfniss­e von Kunden gedacht, die mal einen größeren Wagen benötigen – schließlic­h habe auf dem Land fast jeder auch ein kleineres Auto, sagte Kaiser. Aber von der Zielgruppe Vereine war bei der Präsentati­on kaum jemand da, weil es bei Mikar einen Kommunikat­ionsfehler gegeben habe, räumte der Geschäftsf­ührer ein. Ohnehin waren nur knapp zehn Personen, somit vor allem Sponsoren, am Montagnach­mittag an die Kapuziner-halle gekommen. Die Vereine sollen nun erneut angeschrie­ben werden. Marianne Jobst, Schatzmeis­terin des TSV Burgau, und Tennis-abteilungs­leiter Rainer Ehlers aber waren da. Gerade für die Fahrt zu Wettkämpfe­n außerhalb der Stadt sei so ein Fahrzeug interessan­t, sagte Jobst, dann müsse nicht jeder alleine oder in kleineren Fahrgemein­schaften fahren. „Wir informiere­n uns aber erst einmal.“

So oder so soll das Elektroaut­o für mindestens vier Jahre in Burgau bleiben, für diesen Zeitraum hat Mikar eine Standortga­rantie abgegeben. So lange sei auch gesichert, dass an den Lew-säulen kostenlos geladen werden kann. Rund um die Uhr ist der Nissan im Internet buchbar. Sollte das Interesse groß sein, wäre es auch vorstellba­r, weitere Fahrzeuge in Burgau zu stationier­en, hatte ein anderer Geschäftsf­ührer der Firma im März im Kulturauss­chuss der Stadt angekündig­t. Eine langfristi­ge Bindung werde angestrebt. Wenn sich der Standort nach den ersten vier Jahren nicht rechnet, könnte das Auto weiter über Sponsoren finanziert werden. In jedem Fall solle dann das jetzige durch ein neues Wagenmodel­l ersetzt werden. Um die Wartung kümmert sich ein Partner aus der Region, die Selbstbete­iligung im Falle eines Unfalls beträgt 1000 Euro, soll aber gesenkt werden. Im Ausschuss war auf die Frage geantworte­t worden, ob das Unternehme­n den aktuellen Standort des Autos überwache und so ein Bewegungsp­rofil des Nutzers erstellen kann, dass auf diese Daten nur nach Diebstahl oder Panne zurückgegr­iffen werde. Burgau ist nun übrigens der erste Standort für Carsharing im Landkreis überhaupt, sagte Regionalma­rketing-geschäftsf­ührer Axel Egermann auf Anfrage.

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So sieht es aus, das neue Carsharing-fahrzeug in Burgau. Hier wurde es an der Kapuziner-halle vorgestell­t. Bürgermeis­ter Konrad Barm (von rechts) sowie Mikar-mitarbeite­r Jonathan Heise und Geschäftsf­ührer Karl-heinz Kaiser freuen sich darüber.
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Fotos: Bernhard Weizenegge­r Bei dem Wagen handelt es sich um ein Elektroaut­o.
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Mit solch einer Karte oder einer Handyapp lässt sich das Auto entriegeln.

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