Betrüger lassen Telefone heiß laufen
Am Montagabend klingeln bei Dutzenden Menschen in der Region die Apparate. In der Leitung: falsche Polizeibeamte, die es auf Bargeld und Wertsachen abgesehen haben. Wieso die Täter scheitern
Landkreis/kempten Eine Welle von über 50 Anrufen falscher Polizeibeamter suchte am Montag in den Nachmittags- und Abendstunden die Landkreise Neu-ulm und Günzburg heim. Die Betrüger kamen jedoch nicht ans Ziel: Alle Angerufenen verhielten sich nach Angaben der Polizei nämlich richtig, beendeten das Gespräch und informierten die Polizei. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich eine wesentlich höhere Anzahl an betrügerischen Anrufen ereignete.
„Unter Umständen wurden Personen finanziell geschädigt oder stehen aktuell noch in Kontakt mit den vermeintlichen Polizeibeamten“, warnt das Polizeipräsidium Schwaben Süd-west in Kempten in einer Pressemitteilung. Um an weitere Ermittlungsansätze zu gelangen, werden etwaige Geschädigte gebeten, sich mit der örtlichen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen. Auch verdächtige Wahrneh- seien für die Polizei wichtig.
Allein in Weißenhorn hat die Polizei am Montagabend 38 Fälle registriert, in denen sich telefonisch ein falscher Polizist bei einer Vielzahl von Bürgern im Stadtgebiet meldete. Die Masche: In der Nachbarschaft seien Einbrecher festgenommen worden, bei denen angeblich der Name und die Anschrift des Angerufenen gefunden wurden. Das Display der Angerufenen zeigte dann die manipulierte Nummer 07309/110 an. Man solle jetzt alle Fenster und Rollläden geschlossen halten. Dann wurde nach Geld beziehungsweise Wertgegenständen in der Wohnung gefragt.
Den Angerufenen war aber die Betrugsmasche aus den Medien mittlerweile hinlänglich bekannt, sodass sie auf Fragen und Forderungen des falschen Polizisten nicht eingingen, sondern anschließend sich mit der ‚richtigen‘ Polizei in Ver- bindung setzten und den Vorfall zur Anzeige brachten. „Offenbar klapperten die Täter gestern Abend das komplette Stadtgebiet von Weißenhorn ab“, heißt es im Polizeibericht. Auch in Neu-ulm haben Anrufer in mindestens fünf Fällen den überwiegend älteren Angerufenen die bereits bekannte Masche von festgenommenen Straftätern aufgetischt. Dazu verwendeten sie in mindestens zwei der Fälle die technisch manipulierte Telefonnummer 0731/110, um den „offiziellen“Charakter des Anrufs zu verstärken. Die Angerufenen fielen nicht auf die Masche herein, genauso auch die drei Menschen im Alter von 67 bis 80 Jahren, die am Abend in Illertissen angerufen wurden.
Rund ein Dutzend Anrufe von falschen Polizeibeamten wurden am Montagabend im Bereich Günzburg registriert. Die weiblichen und männlichen Anrufer erzählten ihnen unter anderem, dass eine Einbremungen cherbande festgenommen worden sei und bei dieser Bande auch ein Zettel mit der Adresse der Angerufenen gefunden wurde.
In den vergangenen Wochen und Monaten hatte die Polizei wiederholt vor falschen Polizeibeamten gewarnt, die in dieser oder in ähnlicher Form Bürgerinnen und Bürger anrufen, um diese zur Herausgabe von Bargeld oder Wertsachen zu bewegen. Zum Teil geben die Täter dieser bekannten Betrugsmasche bei den Anrufen auch an, dass sie Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft oder anderer Behörden seien.
Die Polizei bittet darum, solche Anrufe grundsätzlich anzuzeigen und diese auch im eigenen Bekanntenund Verwandtenkreis anzusprechen, damit auch die eigenen Bekannten, Freunde, Verwandte vorbeugend gewarnt werden. Hinweise nimmt die Polizei Günzburg unter der Telefonnummer 08221/919-0 entgegen.
Die Polizei rät zu folgenden Verhaltensweisen:
● Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Zeitdruck setzen – hinterfragen Sie alles kritisch.
● Geben Sie am Telefon nie Auskunft über Vermögensverhältnisse. ● Behörden fordern nie auf solche Art und Weise Geld oder Vermögenswerte.
● Lassen Sie sich eine Rückrufnummer geben.
● Trennen Sie die Verbindung durch Auflegen und wenden sie sich an die Notrufnummer 110, wenn möglich von einem anderen Telefon. Lassen Sie sich nicht verbinden. ● Setzen Sie Familienangehörige über diese Vorgehensweisen in Kenntnis.
● Informieren Sie bei derartigen Anrufen Ihre Angehörigen.
● In Bayern erhalten Sie keine Anrufe von der Notrufnummer 110.
● Rufen Sie bei dem geringsten Zweifel den Polizeinotruf 110.