Eine Zeitreise in die Geschichte der Gewerkschaft
In Oberwiesenbach ehrt die IG Metall Menschen für jahrzehntelange Mitgliedschaft
Oberwiesenbach Für die IG Metall Neu-ulm/günzburg, zuständig für die gleichnamigen Landkreise, ist es eine gute Tradition, Kolleginnen und Kollegen für jahrzehntelange Treue zu ehren. Schließlich stehen die Jubilare mit ihrem Wirken im Betrieb und in der Gesellschaft in besonderem Maße für die sozialen und gesellschaftlichen Ziele der IG Metall. „Zusammen mit allen anderen Mitgliedern machen sie die Organisation unverwechselbar und wir sind stolz, dass wir heute 258 Mitglieder für 70-, 60-, 50-, 40- und 25-jährige Mitgliedschaft ehren dürfen, eine stolze Zahl in unserer ländlich geprägten Region im Vergleich zu Großstädten.“Darauf wies Gewerkschaftssekretär Siegfried Bägendorfer zu Beginn der Ehrungen hin.
Aus verschiedenen Gründen konnten nicht alle zur Ehrung anstehenden Mitglieder anwesend sein, doch trotzdem freute es Günter Frey, dem Ersten Bevollmächtigten der Geschäftsstelle in Neu-ulm, im voll besetzten Saal des Gasthauses Adler in Oberwiesenbach die Kollegen mit Partnern und weiteren Gästen zu begrüßen. In seiner Festrede blickte Frey auf geschichtliche Ereignisse zurück, an die vielfach in diesem Jahr 2018 erinnert wird und die die Zeitepochen einleiteten, die für das Land gravierende Veränderungen erbrachte.
So zitierte er aus dem Aufruf der Vollversammlung der Arbeiter- und Soldatenräte vom 10. November 1918: „Das alte Deutschland ist nicht mehr …, die Dynastien haben ihre Existenz verwirkt …, Deutschland ist Republik geworden, eine sozialistische Republik.., die Träger der politischen Macht sind jetzt Arbeiterund Soldatenräte.“
Auch bei der Gründung des Freistaates Bayern im November 1918 „liegt die politische Macht beim Rat der Arbeiter, Soldaten und Bauern“. Die Einführung des Wahlrechts für Frauen ging mit weiteren Neuerungen einher, wie die Durchsetzung maßgeblicher Grundrechte. Ein gemeinsamer Vertrag im sogenannten Zag-abkommen stellt die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern mit einem Zwölfpunkte-programm auf eine gänzlich neue Grundlage. Unter anderem beinhaltet es den Acht-stunden-tag, geltende Tarifverträge, Arbeiterausschüsse und weitere soziale Ausweitungen.
Mit einem Zeitsprung ins Jahr 1948 und die folgenden, in denen die Jubilare der Gewerkschaft beitraten, ging Frey auf weitere Ereignisse ein. Die Währungsreform, Bildung von Betriebsräten mit weitgehenden Mitbestimmungsrechten, Generalstreik mit über elf Millionen Teilnehmern folgten 1958 Ostermärsche gegen den Krieg, Änderung der Gesellschaftspolitik im Verhältnis von Mann und Frau mit dem „Gleichberechtigungsgesetz“.
Gesellschaftliche Reformen kennzeichnen das Jahr 1968 mit Protesten, Verabschiedung der „Notstandsgesetze“, an denen die EG Metall Widerstand leistete, 1978 gab es den Stahlarbeiterstreik, 1981 gelten für alle Beschäftigten 30 Tage Jahresurlaub und von 1993 berichtete Frey von Streiks in den neuen
Bundesländern, Inkrafttreten des Europäischen Binnenmarktes. „In Eurer Ära als Gewerkschaftsmitglieder habt Ihr teilweise turbulente Zeiten erlebt. Umso mehr gilt es, eure Treue heute zu würdigen“, so Frey abschließend. Zusammen mit dem stellvertretenden Bevollmächtigten Peter Hübler und Margit Messerschmidt aus dem Ortsvorstand überreichte er den Jubilaren ein Buchgeschenk und das „Symbol der Arbeiterbewegung, eine rote Nelke“.