In der Kirche etwas bewegen
Gesellschaft Ferdinand Guggenmos aus Krumbach ist seit 48 Jahren Mitglied der Kirchenverwaltung. Am Sonntag werden diese Gremien in den katholischen Pfarreien wieder gewählt. Was passiert dort eigentlich?
Krumbach Am kommenden Sonntag finden in ganz Bayern die Kirchenverwaltungswahlen statt. Was macht die Kirchenverwaltung denn genau und wer wird da gewählt?
Die Kirchenverwaltung vertritt in der Pfarrei als selbstständiges Organ und mit dem Pfarrer als Vorstand die Kirchenstiftung und ist zuständig für die finanziellen, verwaltungsmäßigen und personellen Rahmenbedingungen. Dazu gehört unter anderem die gewissenhafte und wirtschaftliche Verwaltung des Stiftungsvermögens, zu dem Gebäude wie Kirche, Pfarrheim, wie auch andere kirchliche Einrichtungen zählen, und damit auch die Beratung und Beschlussfassung über durchzuführende Baumaßnahmen. Weitere Aufgaben sind die Aufstellung und der Beschluss des jährlichen Haushaltsplans, die Entscheidung über den Verwendungszweck von Spenden, wenn keine Zweckbestimmung vorliegt, wie auch die Beantragung von Zuschüssen. Ebenso befasst sich die Kirchenverwaltung mit personellen Angelegenheiten kirchlicher Einrichtungen und sie bestimmt den Kirchenpfleger. Die Amtsdauer der Mitglieder beträgt sechs Jahre. Der Wähler hat so viele Stimmen, wie Kirchenverwaltungsmitglieder zu wählen sind, er kann jedem Bewerber jedoch nur eine Stimme geben.
„Heute, wo der Pfarrer so viele Aufgaben hat, muss es Menschen geben, die ihn in weltlichen Dingen entlasten und ihm beistehen“, betont Ferdinand Guggenmos. Früher habe es zwar Unterstützer gegeben, die Pfarrer hätten aber vieles selbst in die Hand genommen, fährt er fort. Der 82-jährige ist seit 48 Jahren, genauer gesagt seit November 1970, Mitglied der Kirchenverwaltung St. Michael in Krumbach. Seinerzeit geschah dies ohne Wahl – man habe ihn damals vorgeschlagen und er habe zugestimmt. Die Aufgaben aber hätten sich seitdem gewaltig verändert.
„Die Kirchenverwaltung bestimmt mehrheitlich und der Kirchenverwaltungsvorstand, also der Pfarrer, vollzieht diese“, erklärt Ferdinand Guggenmos. Zur Kirchenverwaltung sei er unter Pfarrer Markus Holzheu gekommen – eine starke Persönlichkeit, mit dem er gleich in den ersten Jahren „aneinandergeraten“sei. Die Außenrenovierung der Kirche St. Michael war abfinanziert und es ging um die Innenrenovierung und damit unter anderem um die zu enge Bestuhlung. Guggenmos war der Meinung, es müssten vier Kirchenbänke herausgenommen werden, Pfarrer Holzheu sah es so, dass drei genügten. „Früher waren die Leute kleiner, da war auch der Abstand von der Sitzbank zur Kniebank in Ordnung“, erklärt Guggenmos. Er habe sich renovierte Kirchen angesehen, die Abstände der Kirchenbänke ausgemessen und sich hineingekniet. Die Folge sei gewesen: Heftige Debatten um die Kirchenbänke, ein beleidigter Pfarrer, der dann schließlich doch einlenkte. Oftmals sei man nach harten Auseinandersetzungen im nahegelegenen Gasthaus dann bei einem Bier wieder friedfertig zusammengesessen.
Warum ist man Mitglied in der Kirchenverwaltung? „Als Gläubiger der katholischen Kirche kann ich in meiner Kirche etwas bewegen“, antwortet Ferdinand Guggenmos, wobei seine Betonung auf „meiner“liegt. Bewegt hat er schon vieles. 1979 folgte die Gründung der Katholischen Sozialstation Krumbach, 1989 die Übernahme der Trägersehr schaft des Kinderhorts, dazwischen wurde das Pfarr- und Jugendheim St. Michael gebaut und der Pfarrhof saniert. Bei den durchgeführten Maßnahmen sei es ihm wichtig gewesen, immer wieder Zuschussgeber zu gewinnen. Er habe stets die dem Zweck entsprechenden Stellen und Behörden ausfindig gemacht und sich an diese gewandt. Als einstigem Präsident der Direktion für ländliche Entwicklung Krumbach waren ihm viele ohnehin bekannt. Teilweise habe er ein halbes Jahr telefoniert und geschrieben. Auch bei dem letzten großen Projekt: die Renovierung der Kirche St. Michael mit der Sanierung des Dachs, der Decke und der Orgel. „Es liegt sehr viel an den einzelnen Personen“, betont Guggenmos. Jedes Mitglied müsse auf die eigene Art versuchen, eine funktionsfähige Kirchenverwaltung zu bilden.
In Krumbach sind dies sechs gewählte und zwei von der Kirchenverwaltung berufene Mitglieder. Am Sonntag werden drei Mitglieder ausscheiden und drei neue hinzukommen, so Guggenmos. „Eine gute Mischung“, wie er bemerkt. Ein Aufhören steht für ihn auch nach 48 Jahren nicht zur Debatte, wichtig ist ihm vielmehr, dabei bestimmte Aufgaben nach und nach in jüngere Hände zu übergeben. „Nichts mehr zu machen, das wäre falsch“, erklärt er. Eines aber würde er sich wünschen: „Es wäre schön, wenn die ehrenamtliche Tätigkeit der Kirchenverwaltung wieder mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung gelangen würde und wenn die Wahlbeteiligung größer wäre.“
Dies kann jeder mit seinen Stimmen am Sonntag verwirklichen.