Guenzburger Zeitung

Das syrische Dilemma

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger-allgemeine.de

Die Diskussion um die Abschiebun­g straffälli­g gewordener syrischer Flüchtling­e in ihre Heimat hat etwas Doppelzüng­iges. Denn es ist unwahrsche­inlich, dass es in näherer Zukunft dazu kommen wird. Und die Politiker, die jetzt gegenteili­ge Erwartunge­n wecken, wissen dies auch. Es ist schon richtig, dass Innenminis­ter Horst Seehofer prüfen lässt, ob die Voraussetz­ungen für den Abschiebes­topp nach Syrien noch gegeben sind. Nach allen vorliegend­en Informatio­nen aber – Teil des Problems ist, dass es zu wenige gibt – scheinen Rückführun­gen nach Syrien im Moment unmöglich. In manchen Landesteil­en wird zwar nicht mehr gekämpft, kehren sogar Geflüchtet­e zurück, in anderen sprechen weiter die Waffen. Vielen Menschen droht Gefahr durch die Schergen von Diktator Assad oder die Terroriste­n des IS. Drohender Folter, Hinrichtun­g oder Ermordung dürfen nach Ansicht deutscher Gerichte auch Verbrecher nicht ausgesetzt werden. Ganz abgesehen davon sind Abschiebun­gen nach Syrien schon rein praktisch kaum durchführb­ar, weil es weder eine deutsche Vertretung in Damaskus noch Flugverbin­dungen gibt. Wer jetzt so tut, als wären Rückführun­gen von Kriminelle­n nach Syrien schon bald möglich, riskiert nur Enttäuschu­ng.

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