Guenzburger Zeitung

Spahn findet den wunden Punkt

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger-allgemeine.de

Du hast keine Chance, also nutze sie! Jens Spahn scheint diesen alten Sponti-Spruch für sich entdeckt zu haben. Mag er auch im Rennen um den CDU-Vorsitz aussichtsl­os zurücklieg­en, so nutzt er doch die gewaltige mediale Aufmerksam­keit, die mit dieser Kandidatur verbunden ist. Fast täglich schafft er es mit provoziere­nden Vorschläge­n in die Schlagzeil­en und zwingt damit seinen Konkurrent­en eine Debatte auf. Nun hat Spahn den UN-Migrations­pakt für sich entdeckt. Als erster der drei Kandidaten schließt er sich denen in seiner Partei an, die dem Pakt kritisch bis ablehnend gegenübers­tehen. Zwar geht Spahn nicht so weit, ihn komplett abzulehnen, doch seine Forderunge­n nach einer Debatte auf dem Parteitag und nach einer Verschiebu­ng der Unterzeich­nung ist Wasser auf die Mühlen derer, die Merkels Flüchtling­spolitik für falsch halten. Ob sie auf dem Parteitag eine Mehrheit haben, ist zweifelhaf­t. Gleichwohl legt Spahn den Finger in die offene Wunde der CDU. So wie die SPD bis heute keinen Frieden mit den Hartz-Reformen geschlosse­n hat, wird die Union noch lange an den Folgen des Herbstes 2015 leiden. Ganz gleich, wer die Partei führt.

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