Reichlich abwegig
Zu „Kinderlose sollen mehr zahlen“(Seite 1) und „Spahns Knaller im Wahlkampf“(Politik) vom 10. November: Kinderlose sollen in der Rentenund Pflegeversicherung nach Spahns Vorstellung noch einmal mehr bezahlen als Eltern. Das sei für ihn eine Frage der Gerechtigkeit. Menschen, die vielleicht sehr darunter leiden, dass sie keine Kinder bekommen können, sollen also noch zusätzlich bestraft werden. Das ist doch reichlich abwegig.
Wenn Spahn das Sozialsystem gerechter machen wollte, könnte er dagegen vorgehen, dass nicht alle Einkunftsarten zur Finanzierung beitragen. Auf Kapitalerträge oder Mieten etwa werden keine Sozialabgaben fällig. Die Last liegt allein auf den Schultern der Lohn- und Gehaltsempfänger*innen.
Mit dieser Forderung befände sich Spahn in guter Gesellschaft. Der angesehene Ökonom Thomas Straubhaar plädiert in seinem Buch „Radikal gerecht“für einen Umbau unseres Sozialsystems, zu dem dann auch die Beamten, Freiberufler, Selbstständigen und Abgeordneten beitragen müssten und auch Kapitaleinkommen herangezogen würden. Die Finanzierungsbasis würde so auf die ganze Wertschöpfung ausgedehnt – auch auf den Teil, der von Robotern erwirtschaftet wird.
Dr. Eduard Belotti, Augsburg