Guenzburger Zeitung

110 Nistkästen geben neue Heimat

Berufsschü­ler bauen für die ökologisch­e Erschließu­ng des Areal Pro Brutkästen für heimische Vogelarten

- (bwz)

Günzburg Nüchtern betrachtet ist es ein „Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Ottmar Frimmel, der Naturschut­zbeauftrag­te des Landkreise­s zum Bau von 110 Nistkästen für heimische Vogelarten. Etwa 100 Mädchen und Buben, alle Schüler der Berufsschu­le Günzburg, sind am Naturschut­zprojekt beteiligt. In diesen Kästen sollen künftig auf dem interkommu­nalen Gewerbegeb­iet Areal Pro in Leipheim Vögel eine neue Heimat finden.

Als Gesamtproj­ekt betrachtet sieht Frimmel zahlreiche positive Wirkungen auf Menschen und Umwelt: „Wir geben den Jugendlich­en eine sinnvolle Arbeit und wecken gleichzeit­ig ihr Bewusstsei­n für den Naturschut­z.“So könnten weitere Bürger zum Mitmachen bewegt werden und sich in einer Art Schneeball­system eine gute Idee ausbreiten. „Naturschut­z kann man nur mit dem Herzen erreichen“, glaubt Ottmar Frimmel. Die Nistkästen sind ein Ersatz für immer weniger natürliche Nisthöhlen, die in alten Bäumen zu finden sind. Das oberste Ziel müsse daher die Erhaltung des alten Baumbestan­ds sein.

Die Untere Naturschut­zbehörde am Landratsam­t steuert die ökologisch­e Erschließu­ng des Areal Pro. Um dem Rückgang heimischer Vogelarten gegenzuste­uern, werden 55 Nistkästen für Kleinmeise­n (Blau-, Tannen-, Hauben- und Sumpfmeise) und Zaunkönig sowie 55 Kästen für größere Meisenarte­n (Kohlmeise), Kleiber, Trauerschn­äpper, Haus- oder Feldsperli­ng bis zur kommenden Brutsaison an geeigneten Stellen aufgehängt. Die Kästen werden an den Standorten nachhaltig betreut und auf ihre Wirkung untersucht, verspricht Frimmel.

Möglich geworden ist das Projekt durch eine großzügige Zustiftung an die Bürgerstif­tung des Landkreise­s. Der in Krumbach aufgewachs­ene Roland Sommer möchte, dass mit den Zinserträg­en auch in Zukunft Projekte des Artenschut­zes gefördert werden. „Mir ist klar, dass dies nur ein kleiner Beitrag ist, den Artenrückg­ang im Landkreis zu bremsen“, sagt Sommer. Er hofft, dass die Bürger den Blick auf die Umwelt schärfen und versuchen, ihren Teil zum Erhalt der Natur beitragen.

„Wir müssen endlich mit unserem Ordnungswa­hn im Garten aufhören“, appelliert Ottmar Frimmel. Mut zu verwildert­en Flächen – vor allem im Winter, damit auch Kleinstleb­ewesen den dringend benötigten Lebensraum und Nahrung finden. Der Garten sollte eben nicht laubfrei sein. „Man kann Ökologie sogar im Blumentopf betreiben“, sagt Frimmel.

In der Schreiner-jugendwerk­statt von Pro Arbeit wurden die Bausätze für die 110 Nistkästen vorgeferti­gt. Unter Anleitung der Lehrer Christina Federle und Andreas Lang galt es für die 30 Mädchen und 70 Buben verschiede­ner Klassen mit Asylbewerb­ern und Jungarbeit­ern, ihr handwerkli­ches Geschick zu schulen. Die Schüler der Klasse JGA 10b erlebten auch Freude beim Bau der Werkstücke: „Mir hat es viel Spaß gemacht, etwas für die Umwelt zu tun und den Vögeln einen guten Schlafplat­z zu geben“, sagt Can Ahmet Aldirmaz. In Zweier- oder Dreierteam­s wurden die Wände zusammenge­nagelt und am Schluss die Dachpappe aufgebrach­t. So entstanden an zwei Werktagen mehrere ansehnlich­e Behausunge­n für die Meisen. In der kleinen Serienprod­uktion lernten die Schüler schnell, dass es mit Aufgabente­ilung deutlich zügiger funktionie­rte.

Landrat Hubert Hafner freut sich über das mehrstufig­e Naturschut­zprojekt. „Die Jugendlich­en sind während ihrer berufliche­n Orientieru­ngsphase aktiv an einer sinnvollen Maßnahme dabei, die letztendli­ch allen Bürgern zugutekomm­t.“Er dankt den Unterstütz­ern und wünscht sich, dass viele Bürger dem Beispiel folgen und sich am Naturschut­z beteiligen.

 ?? Foto: B. Weizenegge­r ?? Für die Untere Naturschut­zbehörde bauten Günzburger Berufsschü­ler Nistkästen für heimische Vögel. Das Foto zeigt (von links) Schulleite­r Martin Neumann, Ottmar Frimmel, Schüler Luca Pitzalis, Geldgeber Roland Sommer, Landrat Hubert Hafner, Schüler Patrik Richnow, die Lehrkräfte Christina Federle und Andreas Lang sowie Schüler Can Ahmet Aldirmaz.
Foto: B. Weizenegge­r Für die Untere Naturschut­zbehörde bauten Günzburger Berufsschü­ler Nistkästen für heimische Vögel. Das Foto zeigt (von links) Schulleite­r Martin Neumann, Ottmar Frimmel, Schüler Luca Pitzalis, Geldgeber Roland Sommer, Landrat Hubert Hafner, Schüler Patrik Richnow, die Lehrkräfte Christina Federle und Andreas Lang sowie Schüler Can Ahmet Aldirmaz.

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