Wenn es um mehr geht als nur um Sprachprobleme
Im Landkreis Günzburg werden Fremdsprachenbegleiter ausgebildet. Elf verschiedene Sprachen sind bereits im Angebot. Auch kulturelle Besonderheiten werden berücksichtigt
Landkreis Ein in Bayern bislang einmaliges Projekt geht der Landkreis Günzburg an. Zusammen mit dem Staatlichen Schulamt in Krumbach wird das Jugendamt des Landkreises eine Gruppe von Fremdsprachenbegleitern aufbauen. Dabei geht es weniger um Flüchtlinge und Asylsuchende.
Vielmehr sollen die zahlreichen Familien vor allem osteuropäischer Arbeitskräfte, die inzwischen von heimischen Firmen angeworben wurden, begleitet und unterstützt werden – nicht zuletzt der Kinder wegen, denen eine möglichst gute Zukunft geboten werden soll.
Die ersten Fremdsprachenbegleiter konnten bereits gewonnen werden. Elf verschiedene Sprachen sei- en bereits im Angebot, erklärte Claudia Haas, Bildungsrektorin beim Schulamt, im Schul-, Kulturund Sportausschuss. Die Kosten für den Landkreis halten sich in überschaubaren Grenzen. Knapp 10200 Euro sind veranschlagt, um die erste Gruppe der Begleiterinnen und Begleiter zu etablieren und fortzubilden.
Die finanziellen Aufwendungen des Landkreises sind deshalb so gering, weil die überwiegend aus dem Ausland stammenden Fremdsprachenbegleiter außerhalb der eigentlichen Arbeit ihre Freizeit opfern und lediglich eine Aufwandsentschädigung erhalten, wie Claudia Haas auf Nachfrage von Csu-kreisrat Hans Reichhart erklärte. Bislang sind Ausländer etwa bei Schul- oder Behördengängen von Dolmetschern betreut worden. „Fremdsprachenbegleiter sind mehr“, erläuterte die Bildungsrektorin. Sie sind oder werden (sozial-)pädagogisch geschult und sollen vor allem in Kindergärten und Schulen oder bei der Jugendhilfe eingesetzt werden. Nicht nur zur Hilfe von Kindern und Eltern, sondern auch zur Unterstützung von Lehr- und anderen Fachkräften.
Die Begleiter sind aufgrund ihrer Herkunft auch mit den kulturellen Besonderheiten der verschiedenen Länder vertraut. Oft seien es nur scheinbare Kleinigkeiten, die zu Missverständnissen und Problemen führen können. Claudia Haas nannte ein Beispiel: „Wenn ein Kind aus dem arabischen Raum beim Gespräch den Lehrer nicht anschaut, ist das ein Zeichen der Ehrerbietung, nicht der Verweigerung.“
Vorrangiges Ziel sei es, vor allem die Kinder der aus dem Ausland Zugezogenen bei der Hand zu nehmen und sie auf dem Weg in die deutsche Gesellschaft zu begleiten – in Kindergarten, Schule und beruflicher Ausbildung. Zum Nutzen aller. Das sahen auch die Mitglieder des zuständigen Kreisausschusses in ihrer Sitzung am Montag so. Einstimmig sprachen sie sich dafür aus, das bislang beispiellose Projekt zu starten. Landrat Hubert Hafner erklärte: „Der Landkreis ist mal wieder weit vorn dabei.“
Oft sind es nur scheinbare Kleinigkeiten, die zu Missverständnissen führen