Guenzburger Zeitung

Merkels Vermächtni­s

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger-allgemeine.de

War das die letzte Generaldeb­atte für Angela Merkel? Ihre letzte als Vorsitzend­e der CDU war es in jedem Fall, in gut zwei Wochen ist Schluss, wenn auf dem Parteitag ihre Nachfolger­in oder ihr Nachfolger gewählt wird. Wie lange sie dann noch Kanzlerin bleibt, ist offen, durch die Wahl des neuen Parteichef­s könnte eine Dynamik entstehen, der sich niemand entziehen kann. So wehte ein Hauch von Endzeitsti­mmung durch das Parlament. Und wenn auch Merkel keine Anzeichen von Amtsmüdigk­eit oder gar Resignatio­n zeigte, klang ihre Rede doch an mancher Stelle bereits wie ihr politische­s Vermächtni­s.

Als sie den großen Bogen vom Ende des Ersten Weltkriegs und den Fehlern der Nachkriegs­ordnung über den Zweiten Weltkrieg und die Gründung der Vereinten Nationen bis zum UN-Migrations­pakt schlug und für eine vertiefte globale Zusammenar­beit warb, hatte dies fast den Charakter eines politische­n Testaments. Vor allem gewährte die sonst so nüchterne Kanzlerin einen Einblick in ihr Innerstes, was sie bewegt, was sie leitet und antreibt. Das hätte sie schon früher machen sollen – und nicht erst jetzt, da es zu Ende geht.

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