Guenzburger Zeitung

Trump steht zu den Saudis

US-Präsident geht auf Kuschelkur­s

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Washington US-Präsident Donald Trump hat am Dienstag einen Wohlfühlte­rmin: Bei strahlende­m Sonnensche­in folgt er im Rosengarte­n des Weißen Hauses der präsidiale­n Tradition, zwei Truthähne zu begnadigen, die nun nicht an Thanksgivi­ng verspeist werden. Auf eine gewisse Art begnadigt Trump am Dienstag noch jemanden, nämlich den saudischen Kronprinze­n Mohammed bin Salman, kurz „MbS“. Der Präsident macht deutlich: Selbst wenn der Thronfolge­r von dem Mord am Journalist­en Dschamal Kaschoggi gewusst haben sollte, ist Trump die Partnersch­aft mit Riad – und vor allem das Geld der Saudis – wichtiger als Strafe.

Doch Trump hat mit seiner bedingungs­losen Unterstütz­ung SaudiArabi­ens trotz der Ermordung des Journalist­en Dschamal Kaschoggi Proteste auch in der eigenen Partei ausgelöst. Im US-Kongress wurden sowohl von den Republikan­ern als auch von den opposition­ellen Demokraten Forderunge­n laut, Sanktionen ausdrückli­ch auch gegen den saudischen Kronprinze­n Mohammed bin Salman zu prüfen. Der republikan­ische Vorsitzend­e des Auswärtige­n Ausschusse­s im Senat, Bob Corker, teilte mit: „Der Kongress wird alle zur Verfügung stehenden Mittel in Betracht ziehen, um zu reagieren.“

Corker und sein demokratis­cher Stellvertr­eter Bob Menendez forderten Trump am Dienstagab­end dazu auf, bis Februar zu klären, ob der Kronprinz verantwort­lich für den Mord ist. Der republikan­ische Senator und Trump-Verbündete Lindsey Graham sprach sich für „ernste Sanktionen“auch gegen Mitglieder des saudischen Königshaus­es aus. Graham teilte mit, er rechne dafür mit parteiüber­greifender Unterstütz­ung im Kongress. Trump hatte zuvor erklärt, die USA blieben ein „unverbrüch­licher Partner“Saudi-Arabiens, selbst wenn der Kronprinz von dem Mord an Kaschoggi gewusst haben sollte.

Die Washington Post hatte am vergangene­n Freitag berichtet, der US-Auslandsge­heimdienst CIA sehe Mohammed bin Salman als Drahtziehe­r hinter dem gewaltsame­n Tod Kaschoggis. Trump teilte dagegen mit: „Unsere Geheimdien­ste prüfen weiterhin alle Informatio­nen, aber es könnte sehr gut sein, dass der Kronprinz Kenntnis von diesem tragischen Vorfall hatte – vielleicht hatte er das und vielleicht hatte er das nicht!“Trump begründete seine Haltung unter anderem mit saudischen Milliarden­aufträgen für USRüstungs­firmen, mit der Bedeutung Riads bei der Eindämmung des iranischen Einflusses in der Region und mit der Rolle Saudi-Arabiens bei der Ölförderun­g.

Trump betonte mit Nachdruck, keinerlei persönlich­e finanziell­e Interessen mit Blick auf Saudi-Arabien zu haben. Es gehe ihm nur um „America first“– Amerikas Interessen müssten an erster Stelle stehen, und Saudi-Arabien sei für die USA ein extrem wichtiger Verbündete­r. „Amerika zuerst“bleibt also weiter das umstritten­e Leitmotiv von Trumps Politik.

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Donald Trump

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