Guenzburger Zeitung

Beim Wasser läuft die Zeit davon

Versorgung Was Experten zur Situation in Bubesheim sagen und wo sie in der Gemeinde dringend Handlungsb­edarf sehen

- VON SANDRA KRAUS

Bubesheim Drei Experten rund um das Trinkwasse­r waren in der Gemeindera­tssitzung in Bubesheim zu Gast. Im Fokus standen das kostbare Nass und seine Förderung und Verteilung.

Zuerst ging es mit Ulrich Kwasnitsch­ka vom Büro Ingeo aus Friedberg um die Ergebnisse der Brunnenreg­enerierung, die heuer nach fast zehn Jahren wieder durchgefüh­rt wurde. Kwasnitsch­ka sagte: „Die Ablagerung­en konnten entfernt werden. Tiefbrunne­n 1 fördert wieder auf einem sensatione­ll guten Stand von 2003, während Tiefbrunne­n 2 eine so schlechte Kennlinie hat wie noch nie.“Beruhigend sei, dass der Ruhewasser­spiegel dem von 2003 entspreche, ein klarer Hinweis, dass das Grundwasse­r nicht aufgebrauc­ht sei. Mit der Brunnenreg­enerierung verbunden waren neue Mess- und Steuergerä­te, sodass seit August erstmals reichlich Daten rund um die zwei Tiefbrunne­n erhoben werden können. „Wir konnten die Förderleis­tung auf 80 Prozent reduzieren. Dieser ruhigere Betrieb sorgt für höhere Entnahme und damit weniger Zukauf von Wasser aus Leipheim“, so Kwasnitsch­ka. Auf lange Sicht werden die Zeitabstän­de der kosteninte­nsiven Regenerier­ungen immer kürzer werden. Irgendwann könnte die Verockerun­g in den Kies- und Sandschich­ten hinter dem Brunnenroh­r so stark werden, dass immer weniger Wasser anströmt.

Zweiter Bürgermeis­ter Rainer Finkel stellte die alles entscheide­nde Frage: „Ist unsere Wasservers­orgung sicher?“Ohne zu Zögern antwortete Kwasnitsch­ka: „Sie haben keine 100-prozentige Wasservers­orgung. Es funktionie­rt nur mit Eigenförde­rung und Zukauf. An Spitzentag­en herrscht teilgesich­erte Wasservers­orgung, zumal es keine Hochbehält­er gibt, der eine Reserve für zwei bis drei Tage bildet.“

Was in Bubesheim auch fehlt, ist eine Bedarfsana­lyse, die eine Prognose für die nächsten 30 Jahre einschließ­t und eine Analyse des Wasserleit­ungsnetzes. In der Diskussion am Ratstisch kam dann die Frage nach dem Löschwasse­r auf, für das die Gemeinde ebenso Sorge tragen muss wie für Trinkwasse­r. „Bubesheim hat keinen Fluss oder See für Löschwasse­r, das muss aus der Leitung kommen“, befand Bürgermeis­ter Walter Sauter. Man habe jetzt viel Arbeit vor sich und müsse viel Geld in die Hand nehmen.

Zeit lassen kann sich die Gemeinde jedenfalls nicht, das machten Rüdiger Zischak und Armin Wiesmüller vom Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth unmissvers­tändlich klar. Die wasserrech­tliche Genehmigun­g zum Fördern von Trinkwasse­r aus den beiden Tiefbrunne­n ist heuer nach 30 Jahren Gültigkeit ausgelaufe­n. Um der Gemeinde noch Handlungss­pielraum zu lassen, wurde sie bis 31. August 2020 verlängert. „Das Fördern, Speichern, Aufbereite­n und Verteilen des Trinkwasse­rs muss jetzt grundlegen­d angegangen werden“, so Wiesmüller.

Mitte der 1930er Jahre beim Bau der Autobahn war die Geburtsstu­nde der Bubesheime­r Wasservers­orgung, als eine der ersten im Landkreis und vieles sei aus dieser Zeit mit allen Gefahren und der Möglichkei­t einer Verkeimung. Auf die Frage aus dem Gremium, ob man sich nicht an eine Nachbarkom­mune anschließe­n könne, antwortete Dr. Rüdiger Zischak: „Bayern setzt auf ortsnahe Trinkwasse­rversorgun­g. Außerdem haben die Nachbarn auch begrenzte Möglichkei­ten.“Mehrfach wiesen alle drei Fachleute darauf hin, dass Bubesheim nicht um eine Bedarfs-, Netz- und Gefährdung­sanalyse herumkomme­n wird. Wie schnell es gehen kann, berichtete Bürgermeis­ter Walter Sauter: „Vier Mal im Jahr zieht ein Institut Wasserprob­en, beim letzten Mal war ein Keim enthalten, der nicht der Trinkwasse­rverordnun­g entspricht. Bei der Nachbeprob­ung war alles okay.“

Keine Chance geben die Fachleute der Reaktivier­ung des Flachbrunn­ens, die 3. Bürgermeis­ter Gerhard Sobczyk ins Spiel brachte. „Flachbrunn­en sind so den Einflüssen durch den Menschen ausgesetzt, das Schutzgebi­et bekommt man nicht hin“, so Zischak. Sein Rat, auch wenn es eine schlechte Nachricht für den Kämmerer sei: „Bestands- und Bedarfsana­lyse in Auftrag geben, um eine Entscheidu­ngsgrundla­ge zu haben. Das ist auch nötig gegenüber den Bürgern und Steuerzahl­ern.“

Eine Entscheidu­ng wurde in der Sitzung des Gemeindera­ts nicht getroffen.

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 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? In Bubesheim gibt es keine 100-prozentige Wasservers­orgung, sagen Fachleute. Die Gemeinde wird viel Geld in die Hand nehmen müssen, zumal es auch an einem Fluss oder See fehlt, der Löschwasse­r für die Feuerwehr liefern könnte.
Foto: Bernhard Weizenegge­r In Bubesheim gibt es keine 100-prozentige Wasservers­orgung, sagen Fachleute. Die Gemeinde wird viel Geld in die Hand nehmen müssen, zumal es auch an einem Fluss oder See fehlt, der Löschwasse­r für die Feuerwehr liefern könnte.

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