Guenzburger Zeitung

Einblicke in eine neue Sporthalle

Projekt Dem Gemeindera­t Jettingen-Scheppach werden zwei verschiede­ne Modelle vorgestell­t. Wo die Unterschie­de sowie Vor- und Nachteile liegen und was das Gremium davon hält

- VON HEIKE SCHREIBER

Jettingen-Scheppach So viele Zuhörer wie am Dienstagab­end haben bei den Sitzungen des Gemeindera­ts Jettingen-Scheppach Seltenheit­swert. Diesmal waren so viele Interessie­rte gekommen, dass die Stühle nicht ausreichte­n und sogar Gäste am Ratstisch Platz nehmen mussten. Zuletzt war das im Februar der Fall gewesen. Damals wie heute stand das Thema neue Sporthalle auf der Tagesordnu­ng. Doch die Vorzeichen waren ganz andere. Mussten die Räte Anfang des Jahres erst einmal darüber entscheide­n, ob überhaupt Geld in eine Planung gesteckt werden soll oder nicht, konnten sie sich diesmal relativ entspannt zurücklehn­en und sich ansehen, welche Sporthalle­n-Varianten ihnen die Planerin präsentier­en würde.

Zwischen der Februar- und der November-Sitzung hat sich einiges getan. Die Planung für die Halle wurde europaweit ausgeschri­eben, den Zuschlag bekommen hat eine Arbeitsgem­einschaft bestehend aus der BH Architekte­ngesellsch­aft aus München und das heimische Architektu­rbüro Axmann und Weiß aus Burgau. Wie Bürgermeis­ter Hans Reichhart berichtete, war auch der Gemeindera­t in der Zwischenze­it nicht untätig. In Begleitung von Vereinsver­tretern und der Planerin Ulrike Donner, Geschäftsf­ührerin der Münchner Architekte­ngesellsch­aft, wurden zahlreiche Hallen, vor allem im Allgäu, besichtigt, um Anregungen zu bekommen. Immer wieder war am Dienstag zu hören, dass die Dreifachha­llen in den Gemeinden Haldenwang und Lauben (Oberallgäu) besonders ansprechen­d gewesen seien und als Vorbild für Jettingen-Scheppach dienen könnten. Wichtig war Bürgermeis­ter Hans Reichhart im Vorfeld vor allem, dass die Halle und ihr Unterhalt finanzierb­ar sind, „architekto­nisch sollte sie aber schon ansprechen­d sein“. Es sei nicht gewünscht, dass mehr als 200 Zuschauer auf die Tribüne passen, „wir wollen keine Versammlun­gsstätte“. Dafür würden auch andere Kriterien in Sachen Brandschut­z angelegt, was deutlich teurer käme.

Die Wünsche der Verwaltung hat die Planerin in ihr Konzept eingearbei­tet, zwei Varianten für eine sogenannte 2,5fach-Halle stellte sie jetzt vor. Der Name sei etwas irritieren­d, entschuldi­gte sie sich. Es handle sich selbstvers­tändlich um drei Hallenteil­e (44 mal 22 Meter), die aber weniger Auslaufrau­m hätten und nicht für Bundesliga­wettkämpfe geeignet seien, was in der Marktgemei­nde ja ohnehin nicht gebraucht werde. Berücksich­tigt werden muss beim Bau der Halle ein Niveauunte­rschied von 1,60 Meter. Beide Modelle sollen in Längsausri­chtung zum Sportplatz entstehen, aber mit unterschie­dlichen Zugängen.

● Variante 1 Diese sieht den Eingang südseitig beim Sportheim vor. Er ist barrierefr­ei vom Parkplatz, der zwischen Sporthalle und Hauptstraß­e ist, erreichbar. Der Eingangsbe­reich ist laut Planerin großzügig geplant mit freistehen­dem Cateringbe­reich und Blick in die Halle. Die Tribüne ist niveauglei­ch erreichbar. Die Sporthalle, Umkleiden, Sanitärber­eich und eine Gymnastikh­alle liegen circa 1,60 Meter unter dem Eingangsbe­reich, niveauglei­ch mit dem Sportplatz. Barrierefr­eiheit wird über einen Aufzug oder besser einen kleinen Plattforml­ift gewährleis­tet. Eingeplant ist auch ein Raum für einen Jugendtref­f. Die Gesamtnutz­fläche liegt hier bei etwa 2300 Quadratmet­ern (sechs Prozent über der gewünschte­n Nutzfläche von 2185). Was die Kosten angeht, hat Ulrike Donner einen Durchschni­ttswert von Hallen mit mittlerem Standard gebildet. Die reinen Baukosten schätzt sie bei diesem Modell auf 4,6 Millionen Euro.

● Variante 2 Die Ausrichtun­g ist dieselbe, der Baukörper ist Ulrike Donner zufolge etwas größer. Der Eingang liegt mittig an der Ostseite. Der Unterschie­d zur ersten Variante ist, dass diese Halle ohne Aufzug auskommt. Dies sei der ursprüngli­che Wunsch der Verwaltung gewesen. Barrierefr­eiheit wird über Rampen erreicht, diese außerhalb des Gebäudes zu verlegen, komme nicht infrage, so Donner. Die Räume sind symmetrisc­h angeordnet, die Sporthalle werde „umspielt“. Die Nutzfläche liegt bei etwa 2700 Quadratmet­ern, die Kosten belaufen sich auf 5,3 Millionen Euro.

Das zweite Modell mit Rampen fiel bei allen Räten sofort durch, dabei gehe zu viel Platz verloren. Eine ausziehbar­e Tribüne, wie sie Hans Reichhardt (Freie Wähler) vorschlug, schließt die Planerin aus, da die Maximalzah­l von 200 Zuschauern überschrit­ten würde und dann wieder andere Richtlinie­n gelten. Maren Lyhs (CSU) regte an, den Platz unter der Tribüne zu nutzen und dort die Geräteräum­e unterzubri­ngen.

Raimund Strobl (CSU) ging das alles schon zu weit. „Wir planen eine Halle für viele Generation­en, da sollten wir uns keinen Zeitdruck machen.“Planerin Ulrike Donner betonte, dass es viele Spielmögli­chkeiten gebe und sie sich nach den Vorgaben des Rats richte. Sie schlug vor, einen Workshop zu machen, bei dem auch Vereinsver­treter eingeladen und die Pläne ausgehängt werden und diskutiert werden kann. Diesen Vorschlag will Bürgermeis­ter Hans Reichhart aufgreifen. Er beruhigte alle Räte, dass an diesem Abend kein Beschluss gefasst werde und man sich Zeit lasse. In Richtung Kollege Strobl sagte er: „Wir können nicht nur eine Nacht drüber schlafen, sondern auch fünf.“

Der Baukörper ist bei der zweiten Variante größer

 ?? Archivfoto: Ralf Lienert ?? Die neue Dreifachtu­rnhalle in der Allgäuer Gemeinde Haldenwang gefiel den Räten Jettingen-Scheppachs so gut, dass sie sich ein ähnliches Konzept für ihre noch zu planende Sporthalle vorstellen könnten.
Archivfoto: Ralf Lienert Die neue Dreifachtu­rnhalle in der Allgäuer Gemeinde Haldenwang gefiel den Räten Jettingen-Scheppachs so gut, dass sie sich ein ähnliches Konzept für ihre noch zu planende Sporthalle vorstellen könnten.

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