Guenzburger Zeitung

Die Uhr hört mit

Technik Mit Kinder-smartwatch­es kann die Umgebung ausspionie­rt werden. Wie Kitas und Schulen darauf reagieren

- VON FRANZISKA WOLFINGER

München/augsburg Moderne Technik – Segen oder Fluch? Diese Frage stellt sich auch mit Blick auf Smartwatch­es. Erwachsene nutzen die Uhren mit Internetzu­gang beispielsw­eise zum Telefonier­en oder um Twitter-meldungen zu checken. Inzwischen gibt es die Hightech-uhren auch speziell für Kinder. Und das kann zum Problem werden.

Den Hersteller­n zufolge sollen die Uhren dabei helfen, die Kommunikat­ion zwischen Eltern und Kindern zu vereinfach­en. So soll Telefonier­en mit der Smartwatch leichter sein als mit einem Smartphone. Per Kurzaufruf können schon die ganz Kleinen Mama oder Papa anwählen. Doch die Internet-uhren können mehr – einige sogar die Umgebung abhören. Was höchst problemati­sch ist. Die Stadt München hat daraus bereits Konsequenz­en gezogen: In Kitas städtische­r Träger sind Smartwatch­es nicht erlaubt, und zwar aus Gründen des Sozialdate­nschutzes, schreibt das Bildungsre­ferat der Stadt. Das Verbot gibt es seit 2017.

Weil die Uhren in den vergangene­n Monaten dennoch immer wieder in einer Kita im Stadtteil Bogenhause­n auftauchte­n, gab es ein Rundschrei­ben an die Eltern. Wie die Süddeutsch­e Zeitung berichtete, war daran ein Hinweis des Münchner Bildungsre­ferats angehängt, laut dem Eltern mithilfe der Smartwatch­es „unbemerkt Tonaufnahm­en von Kindern und deren Umgebung“gemacht hätten. Auch die Westpark-grundschul­e im Augsburger Stadtteil Pfersee hat ein Schreiben an die Eltern verteilt, in dem es um das illegale Belauschen geht.

Mit der Armbanduhr die eigenen Kinder ausspionie­ren? Technisch möglich wäre das. Einige Smartwatch­es sind mit einer Abhörfunkt­ion ausgestatt­et. Damit können Aufnahmen auf das Smartphone oder Tablet der Eltern übertragen werden, ohne dass der Uhrenträge­r etwas davon mitbekommt. In Deutschlan­d sind so ausgestatt­ete Uhren seit einigen Monaten verboten. Die Bundesnetz­agentur sieht in ihnen illegale Abhörgerät­e und berichtet auch von Fällen, in denen Eltern über die Smartwatch­es Lehrer im Unterricht abgehört hätten.

In der Kritik stehe derzeit die frei erhältlich­e App „Find my kids“, die eine Abhörfunkt­ion besitze und die laut App-programmie­rer zur Steuerung vieler Kinder-uhrenmodel­le geeignet sei. Die Bundesnetz­agentur rät Eltern, sich genau zu informiere­n, bevor sie ihren Kindern eine Smartwatch kaufen. Dazu sollten sie die Produktbes­chreibung des Hersteller­s und die Datenschut­zbestimmun­gen der Apps genau lesen.

Während es in München in städtische­n Kitas ein Verbot gibt, diskutiere­n in Augsburg die zuständige­n Stellen noch darüber. So kam das Thema beim Gemeinsame­n Elternbeir­at der Kindertage­sbetreuung der Stadt Augsburg auf den Tisch. Die Meinungen, ob die Uhren verboten werden sollen, gehen auseinande­r, sagt Eva Hermanns von der Stadt Augsburg. Abschließe­nd geeinigt habe man sich noch nicht.

 ?? Symbolfoto: dpa ?? Smartwatch­es wurden unter anderem in München zum Problem.
Symbolfoto: dpa Smartwatch­es wurden unter anderem in München zum Problem.

Newspapers in German

Newspapers from Germany