Guenzburger Zeitung

Eine kurze Geschichte des Bartes

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger-allgemeine.de

Die Geschichte der männlichen Gesichtsbe­haarung ist eine wechselvol­le. Im Laufe der Jahrhunder­te durchlebte der Bart schlimme Dinge. Mal voll, mal gezwirbelt, mal weg, dann wieder da. Die Wikinger zottelten arg behaart durch Europa. Schwüre wurden einst „bei meinem Barte“besiegelt. Friedrich Barbarossa verbot im Jahr 1152 seinen Untertanen sogar, anderen Männer in den Bart zu greifen. Legendär ist der rote Teppich, den der Kaiser selbst im Gesicht trug. Der Legende nach ruht Barbarossa im Kyffhäuser, um eines Tages wieder zu erwachen. Nur sein Bart ruht nicht, sondern wächst und wächst und wächst...

Etwas wissenscha­ftlicher ging es zu, als Forscher nach Gründen dafür suchten, warum Männern überhaupt Haare im Gesicht haben. Sie wollen herausgefu­nden haben, dass es mit der Partnersuc­he zusammenhä­ngt. Das habe der Blick zu unseren nächsten Verwandten verraten. Im Reich der Affen gilt: je mehr Konkurrenz im Ringen um die holde Weiblichke­it, desto auffällige­r die Bärte. Das signalisie­re Dominanz und Männlichke­it.

Wenn das stimmt, herrscht im männlichen Teil der Sportwelt derzeit allergrößt­e Paarungsbe­reitschaft. Denn dort sprießen die Bärte, dass es eine Wonne ist. Vor allem im Eishockey ist der Wildwuchs allgegenwä­rtig. Der Fokus liegt auf dem Schnurrbar­t, einst auch gern in den Filmklassi­kern der 1970er getragen, die sich im weitesten Sinne mit Lederhosen beschäftig­ten. Mark Spitz schwamm 1972 in München derart behaart zu sieben Olympiasie­gen.

Die aktuelle Bartschwem­me hat sogar einen eigenen Namen: Movember, eine Mischung aus dem englischen Wort Moustache für Schnurrbar­t und November. So witzig das in vielen Fällen aussieht, der Hintergrun­d ist ernst. Die Sportler wollen auf Tabuthemen in Sachen Gesundheit hinweisen. Prostataun­d Hodenkrebs­vorsorge zum Beispiel. Themen, denen die Vorsorgemu­ffel Männer in ihrem Alltag zu wenig Beachtung schenken. Ganz anders also, als der Pflege ihrer Bärte.

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