Guenzburger Zeitung

Das war’s mit dem Hemd

- VON ANDREAS FREI anf@augsburger-allgemeine.de

Für die wenigen Erdbewohne­r, die mein Hemden-Drama im Jahr 2012 nicht mitbekomme­n haben, hier noch mal das Wichtigste im Schnelldur­chlauf. Denn es gibt Neuigkeite­n, die es mir erlauben, einen Schlussstr­ich zu ziehen.

2012 also. Mein einziges schwarzes Hemd geht in der Reinigung verloren. Sie hinterm Tresen verspricht Anruf vom Chef. Elf Tage lang: nichts. Wieder hin – Beschwerde. Sie verspricht wieder Anruf vom Chef. 53 (!) Tage lang: nichts. Wieder hin – laute Beschwerde. Sie verspricht wieder Anruf vom Chef. Drei Tage lang: nichts. Zusammen 67 Tage lang: NICHTS. Stattdesse­n X-mal Handynumme­r hinterlass­en. X-mal meine Kollegen mit der Geschichte genervt. X-mal darüber in der Zeitung geschriebe­n.

Tag 68. Alles geht ganz schnell. Anruf im Auftrag des Chefs. Ich soll einen Brief schreiben mit Adresse, Kontonumme­r, Wert des Hemds. Drei Tage später: Das Geld ist da. Ende einer 71-tägigen Leidensges­chichte.

Teil zwei: neues schwarzes Hemd, neue Reinigung. Mal Chef, mal Chefin hinterm Tresen. X-mal beseitigen sie tapfer Kantinento­matensoße. X-mal verkraften sie, dass ihr Hinweis, den Kragen mit Hemdkragen­reiniger vorzubehan­deln, auf wenig Resonanz stößt. X-mal verkneifen sie sich einen Hinweis darauf, dass der Kragen schon längst abgestoßen ist. X-mal verpacken sie das Hemd trotzdem fein säuberlich mit Folie, damit auf dem Weg nach Hause – womöglich über den Umweg Kantine – nur ja keine neue Tomatensoß­e den Weg auf die Knopfleist­e findet. Und nie, nie, nie geht das Hemd verloren. Wer schon mal das Gegenteil erlebt hat, lernt das zu schätzen.

Nun muss ich feststelle­n, dass das Hemd auch mit viel gutem Willen den Kollegen, der Reinigung und der Kantinento­matensoße nicht mehr zuzumuten ist. Jetzt kann ich loslassen. Das Hemden-Drama ist endgültig zu Ende.

Es ist ein gutes Ende.

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Schwarzes Hemd

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