Straßenausbau nicht mit Gewalt
Der Frust der Egenhofer ist gewaltig. Eigentlich sollten sie sich freuen, schließlich will die Gemeinde Kammeltal die 60 Jahre alte Dorfstraße ausbauen und verschönern und somit ihren Bewohnern etwas Gutes tun. Tut sie aber in den Augen der Anlieger überhaupt nicht, da nicht etwa die Kommune für die Millionen-Sanierung aufkommt, sondern zu 90 Prozent die Bewohner zur Kasse gebeten werden sollen.
Die Angst ist groß, so mancher sieht sich in seiner Existenz bedroht. Die Frage, warum ein kleines Dorf wie Egenhofen ausgerechnet jetzt eine perfekt sanierte Straße bekommen soll, die nach Ansicht der Anlieger keiner außer dem Gemeinderat will, die aufgrund einer Umfahrung kaum gebraucht wird und die sich keiner leisten kann, ist durchaus berechtigt. Andere Kommunen stellen ihren Straßenausbau zurück, nachdem der Landtag heuer beschlossen hat, dass Kommunen die Haus- und Wohnungsbesitzer nicht mehr zur Kasse bitten dürfen. Und wieder andere wie Jettingen-Scheppach deklarieren den Ausbau einer Straße, die genauso alt, aber in einem deutlich schlechteren Zustand als die Egenhofer Dorfstraße ist, als Zweitausbau und schultern die Kosten selbst.
Die Gemeinde Kammeltal und ihr Bürgermeister sollten sich gut überlegen, ob sie einen Straßenausbau gegen den Willen eines ganzen Dorfes auf Biegen und Brechen durchsetzen wollen. Besser beraten wären sie, das Projekt noch einmal zurückzustellen, die Anlieger anzuhören, auf ihre Wünsche einzugehen und genau prüfen zu lassen, wer welche Kosten übernehmen muss. Das würde einen langwierigen und möglicherweise kostspieligen Streit vor Gericht ersparen.