Bitterer Nachgeschmack
Krombacher kündigt die Kooperation mit der Deutschen Umwelthilfe. Jahrelang spendete die Brauerei für ein Artenschutz-Projekt. Liegt die Trennung an den Klagen des Vereins für Fahrverbote?
Ein blauer See, umgeben von einem dichten Tannenwald – dann tönt das eingängige Flötenspiel: Kaum ein Unternehmen bleibt seinem Werbekonzept so treu wie Krombacher. Fällt der Name „Krombacher“, fügen Kenner in Gedanken fast automatisch hinzu: „eine Perle der Natur“. Seit Jahrzehnten wirbt die Brauerei aus dem nordrhein-westfälischen Kreuztal mit dem Umweltgedanken. Nicht nur, um zu überzeugen, dass das Bier „mit frischem Felsquellwasser“gebraut wird: „Natur und Klima zu schützen, hat für uns eine lange Tradition“, sagt das Familienunternehmen über sich selber. Das bezeugen sie durch eine Vielzahl von Projekten. Doch nun sorgt das Ende einer Kooperation für Diskussionen.
In einem Artenschutz-Projekt spendete der Bierhersteller Geld an die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Mit dem Beitrag sollen Umweltschutzorganisationen die Lebensräume von bedrohten Tierarten wie dem Fischotter verbessern. Das Artenschutz-Projekt besteht weiterhin, doch Krombacher stoppte die finanzielle Unterstützung der Deutschen Umwelthilfe. Zu den Gründen hält sich Krombacher bedeckt. Auf Anfrage unserer Redaktion schreibt das Familienunternehmen: „Natürlich achten wir darauf, dass die von uns vergebenen Mittel nur dafür eingesetzt werden. Dies ist entsprechend vertraglich geregelt.“Um im nächsten Satz anzuschließen: „Weiter dürfen wir Ihnen mitteilen, dass wir in diesem Jahr nicht mit der DUH zusammenarbeiten.“Es sei auch in Zukunft keine weitere Kooperation mit der Deutschen Umwelthilfe geplant.
Während sich Krombacher in seiner Begründung zurückhält, wird in den Medien spekuliert: Will Krombacher Dieselfahrer unter ihren Bier-Käufern nicht verschrecken? Die Deutsche Umwelthilfe machte in vergangener Zeit vor allem durch Abmahnungen gegen Autohäuser, die Energieverbrauchsangaben ungenügend ausweisen, und durch Dieselklagen gegen Städte auf sich aufmerksam. Zuletzt war die DUH in den Schlagzeilen, weil sie Mitte November das erste Autobahn-Dieselfahrverbot auf der viel befahrenen A40 bei Essen erwirkte. Im Moment laufen rund 30 Verfahren, die die Umweltschutzorganisation angestoßen hat.
Kritiker bewerten das Vorgehen weniger als einen Einsatz für die Umwelt. Sie bezeichnen die DUH als „Abmahnverein“und unterstellen der gemeinnützigen Organisation, ihren Status zu missbrauchen. Neben finanzieller Unterstützung von staatlichen Institutionen und Steuervorteilen erhält die DUH regelmäßig Spenden von Toyota. Kritiker sehen dahinter ein strategisches Vorgehen: Müssen die Autofahrer wegen der drohenden Dieselfahrverbote den Wagenhersteller wechseln, könnte Toyota profitieren. Der japanische Autohersteller bietet selbst kaum Dieselmotoren an. Unmut herrscht auch aufseiten der Politik: Laut Informationen des Handelsblatts sprechen sich Teile der CDU, wie der Bezirksverband Nordwürttemberg, dafür aus, die Gemeinnützigkeit der DUH abzuerkennen. Der Widerstand setzt sich im Netz fort. Eine Online-Petition, die mittlerweile mehr als 120 000 Menschen unterzeichnet haben, fordert ebenfalls, dass die DUH ihren Status als gemeinnützige Organisation verliert.
Die Deutsche Umwelthilfe gibt sich auf Anfrage unserer Redaktion unaufgeregt. „Kritik gehört dazu – ebenso wie Lob“, sagt eine Sprecherin. Über die Gemeinnützigkeit entscheide einzig das Finanzamt. Es bescheinige der DUH „immer wieder“seinen Status als ehrenamtliche Organisation. Dass Krombacher nicht mehr an sie spendet, steht aus Sicht des Vereins nicht im Zusammenhang mit ihrem Vorgehen in Sachen Dieselfahrverbote: „Die Kooperation mit Krombacher im Rahmen der Artenschutzkampagne lief regulär 2017 aus. Seitdem haben wir keine neuen Projektanträge gestellt“, sagt eine Sprecherin der DUH.
In der Brauerei Krombacher sorgte am Mittwoch ein anderes Ereignis für Bestürzung: Seniorchef Friedrich Schadeberg ist im Alter von 98 Jahren gestorben.