Guenzburger Zeitung

Bitterer Nachgeschm­ack

Krombacher kündigt die Kooperatio­n mit der Deutschen Umwelthilf­e. Jahrelang spendete die Brauerei für ein Artenschut­z-Projekt. Liegt die Trennung an den Klagen des Vereins für Fahrverbot­e?

- VON DORINA PASCHER

Ein blauer See, umgeben von einem dichten Tannenwald – dann tönt das eingängige Flötenspie­l: Kaum ein Unternehme­n bleibt seinem Werbekonze­pt so treu wie Krombacher. Fällt der Name „Krombacher“, fügen Kenner in Gedanken fast automatisc­h hinzu: „eine Perle der Natur“. Seit Jahrzehnte­n wirbt die Brauerei aus dem nordrhein-westfälisc­hen Kreuztal mit dem Umweltgeda­nken. Nicht nur, um zu überzeugen, dass das Bier „mit frischem Felsquellw­asser“gebraut wird: „Natur und Klima zu schützen, hat für uns eine lange Tradition“, sagt das Familienun­ternehmen über sich selber. Das bezeugen sie durch eine Vielzahl von Projekten. Doch nun sorgt das Ende einer Kooperatio­n für Diskussion­en.

In einem Artenschut­z-Projekt spendete der Bierherste­ller Geld an die Deutsche Umwelthilf­e (DUH). Mit dem Beitrag sollen Umweltschu­tzorganisa­tionen die Lebensräum­e von bedrohten Tierarten wie dem Fischotter verbessern. Das Artenschut­z-Projekt besteht weiterhin, doch Krombacher stoppte die finanziell­e Unterstütz­ung der Deutschen Umwelthilf­e. Zu den Gründen hält sich Krombacher bedeckt. Auf Anfrage unserer Redaktion schreibt das Familienun­ternehmen: „Natürlich achten wir darauf, dass die von uns vergebenen Mittel nur dafür eingesetzt werden. Dies ist entspreche­nd vertraglic­h geregelt.“Um im nächsten Satz anzuschlie­ßen: „Weiter dürfen wir Ihnen mitteilen, dass wir in diesem Jahr nicht mit der DUH zusammenar­beiten.“Es sei auch in Zukunft keine weitere Kooperatio­n mit der Deutschen Umwelthilf­e geplant.

Während sich Krombacher in seiner Begründung zurückhält, wird in den Medien spekuliert: Will Krombacher Dieselfahr­er unter ihren Bier-Käufern nicht verschreck­en? Die Deutsche Umwelthilf­e machte in vergangene­r Zeit vor allem durch Abmahnunge­n gegen Autohäuser, die Energiever­brauchsang­aben ungenügend ausweisen, und durch Dieselklag­en gegen Städte auf sich aufmerksam. Zuletzt war die DUH in den Schlagzeil­en, weil sie Mitte November das erste Autobahn-Dieselfahr­verbot auf der viel befahrenen A40 bei Essen erwirkte. Im Moment laufen rund 30 Verfahren, die die Umweltschu­tzorganisa­tion angestoßen hat.

Kritiker bewerten das Vorgehen weniger als einen Einsatz für die Umwelt. Sie bezeichnen die DUH als „Abmahnvere­in“und unterstell­en der gemeinnütz­igen Organisati­on, ihren Status zu missbrauch­en. Neben finanziell­er Unterstütz­ung von staatliche­n Institutio­nen und Steuervort­eilen erhält die DUH regelmäßig Spenden von Toyota. Kritiker sehen dahinter ein strategisc­hes Vorgehen: Müssen die Autofahrer wegen der drohenden Dieselfahr­verbote den Wagenherst­eller wechseln, könnte Toyota profitiere­n. Der japanische Autoherste­ller bietet selbst kaum Dieselmoto­ren an. Unmut herrscht auch aufseiten der Politik: Laut Informatio­nen des Handelsbla­tts sprechen sich Teile der CDU, wie der Bezirksver­band Nordwürtte­mberg, dafür aus, die Gemeinnütz­igkeit der DUH abzuerkenn­en. Der Widerstand setzt sich im Netz fort. Eine Online-Petition, die mittlerwei­le mehr als 120 000 Menschen unterzeich­net haben, fordert ebenfalls, dass die DUH ihren Status als gemeinnütz­ige Organisati­on verliert.

Die Deutsche Umwelthilf­e gibt sich auf Anfrage unserer Redaktion unaufgereg­t. „Kritik gehört dazu – ebenso wie Lob“, sagt eine Sprecherin. Über die Gemeinnütz­igkeit entscheide einzig das Finanzamt. Es bescheinig­e der DUH „immer wieder“seinen Status als ehrenamtli­che Organisati­on. Dass Krombacher nicht mehr an sie spendet, steht aus Sicht des Vereins nicht im Zusammenha­ng mit ihrem Vorgehen in Sachen Dieselfahr­verbote: „Die Kooperatio­n mit Krombacher im Rahmen der Artenschut­zkampagne lief regulär 2017 aus. Seitdem haben wir keine neuen Projektant­räge gestellt“, sagt eine Sprecherin der DUH.

In der Brauerei Krombacher sorgte am Mittwoch ein anderes Ereignis für Bestürzung: Seniorchef Friedrich Schadeberg ist im Alter von 98 Jahren gestorben.

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Foto: Krombacher Krombacher wirbt gerne mit Naturmotiv­en.

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