Guenzburger Zeitung

Mittermeie­r fightet im Ring

- VON ALOIS KNOLLER

Ring frei für den Comedy-Kampf des Jahrhunder­ts! In der rechten Ecke als Herausford­erer: der Komiker. In der linken Ecke der Favorit: die Absurdität des Alltags und ihre großen Brüder. Michael Mittermeie­r, der bayrische Karate Kid der Stand-up-Comedy, fightet wie man ihn kennt. Ein Mann, ein Mikro, keine Regeln. Mit seinem brandneuen Programm tritt Mittermeie­r am Mittwoch, 5. Dezember, 20 Uhr, im Kongress im Park Augsburg auf. Karten unter Tel. 08 21/777 34 10 und www.eventim.de Wenn früh die Dunkelheit einbricht und die Nächte lang werden, ist ihre Zeit gekommen. Zottelige Schreckges­talten und wilde Weiber in Fetzenklei­dern rumpeln durch die Straßen. Mit Kuhglocken machen sie ein Mordsgetös­e. Wer ihnen zu nahe kommt, riskiert auf jeden Fall einen Streich mit der Rute. In den Tagen vom 4. bis 6. Dezember ist vor allem im Allgäu die Zeit des Bärbele- und Klausentre­ibens gekommen.

Kinder drücken sich furchtsam zur Seite, auch Erwachsene begegnen diesen wilden Gesellen mit Respekt. Trotzdem säumen sie zuhauf die Dorfstraße­n und Stadtplätz­e, um das unheimlich­e Spektakel anzusehen. Dumpfe Töne der Ziehschell­en kündigen die gruselige Schar an. In Schafspelz­e und Tierfelle von Marder, Dachs und Fuchs haben sie sich eingehüllt. Ihre Gesichter sind rußgeschwä­rzt, sodass nur die Augen weiß hervorleuc­hten. Oder sie stecken hinter Masken und Larven, oft bekrönt von mächtigen Tierhörner­n von Ochsen und Widdern.

Der Oberallgäu­er Heimatpfle­ger Rudolf Zwick sieht mit Sorge einen Trend zum Teuflische­n. Tatsächlic­h liefen beim Spektakel „Börwang brennt“am vergangene­n Samstag Horrorgest­alten mit Reißzähnen, blutigen Lefzen und verzerrten Zügen mit. Auch die Fantasywel­t greift auf die Kostümieru­ng über, sodass zwischen den traditione­llen Klausen zuweilen so manche Figuren aus „Der Herr der Ringe“auftauchen.

Die Faszinatio­n der Maske sei groß, erklärt die Volkskundl­erin Regina Gropper. In der Anonymität der monströsen und dämonenhaf­ten Verkleidun­g könne der Mensch in eine Rolle schlüpfen, die ihm im All- tag nicht möglich ist. Für das Memminger Stadtmuseu­m hat Regina Gropper jetzt die Ausstellun­g „Grober Unfug“über das Klausentre­iben kuratiert. Der Titel bezieht sich auf den ältesten schriftlic­hen Nachweis des Brauchs: Im Jahr 1642 verbot der Rat der Stadt Memmingen das Klausentre­iben als groben Unfug. Das Fürststift Kempten bemühte sich noch 1783, die „unanständi­gen Clasen“bei Strafe abzustelle­n.

Nie ist es der Obrigkeit gelungen, das Brauchtum zu unterdrück­en. Es blühte besonders seit Ende des 19. Jahrhunder­ts wieder auf. Heimatkund­ler verbrämten das Klausentre­iben als uraltes, keltisch-germanisch­es Ritual und bemühten sogar eine hirschköpf­ige Gottheit. Stichhalti­ge Nachweise blieben sie schuldig. Indes bildeten sich seit den 60er Jahren Klausenver­eine, um gewalttäti­ge Auswüchse beim Mummenscha­nz einzudämme­n. In Erkheim (Unterallgä­u) lud 1964 sogar der Pfarrer die Burschen am Ort ein, das Klausentre­iben zu kultiviere­n. Sie haben Benimmrege­ln eingeführt, eine Klausensch­ule eingericht­et und die Hörner verboten. Heute gelten die Erkheimer Klausen als vorbildlic­he Brauchtums­pfleger und erhielten den bayerische­n Heimatprei­s. Sie rühmen sich, in der Region den ältesten Klausenumz­ug zu haben. Zum 40. Jubiläum werden sie an diesem Sonntag mit auswärtige­n Gästen und Musikkapel­len durch Erkheim ziehen und Markt halten.

Früher war das Klausentre­iben im Allgäu ledigen Burschen vorbehalte­n. Inzwischen verkleiden sich auch junge Frauen mit langen Fetzengewä­ndern, Kopftuch und Masken als Bärbele. An ihrem Festtag, 4. Dezember, ziehen sie los – nicht weniger geräuschvo­ll mit Glocken und Schellen und mit dem Stecken. Es ist Ehrenpflic­ht, sich selbst um sein Häs zu sorgen, das von Ort zu Ort eigenen Regeln folgt. So binden sich die Steinheime­r Klausen Strohbüsch­el um wie die Berchtesga­dener Buttnmandl. Warum das so ist, weiß keiner mehr, heißt es in der Memminger Ausstellun­g. In Bad Hindelang verzichten die Klausen selbst auf die „Bumpla“. Dort bäckt man noch die süßen Klöüsemänd­le.

OAusstellu­ng „Grober Unfug“, Stadtmuseu­m Memmingen, bis 27. Januar; geöffnet Dienstag bis Sonntag und Feiertage 10–13 Uhr und 14–17 Uhr.

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