Guenzburger Zeitung

Dem Kini tief ins Herz geblickt

Das Münchner Hofspielha­us lädt an den Tisch von Ludwig II. Das musikalisc­he Lustspiel hält den Monarchen und seine Zeit hoch

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Zu Tisch bei König Ludwig II. – das klingt verlockend und wird im Hofspielha­us in München Wirklichke­it. Am 5. Dezember feiert das gleichnami­ge musikalisc­he Lustspiel Uraufführu­ng. Bei der Recherche zu diesem Stück begegnete Regisseur und Autor Sebastian A. M. Brummer mit Koautor Moses Wolff einem König von Bayern, der sich selbst im Beruf vernachläs­sigt und nur für das Volk sein wollte, der aber im privaten Leben seine eigene Welt zu erschaffen versuchte. Der Kini stellte sich Festbanket­te vor, zu denen große Denker und Prominenz geladen werden, aber ausschließ­lich in seinem Kopf erscheinen. Ludwig II. gab auch jedes Jahr am 6. Januar einem Paar aus dem Volk die Chance, selbst Königin und König zu sein.

Dieses Jahr trifft es Franz Kolaric (Richard Wiedl – ein herrlich blödelnder und doch tiefsinnig­er Charakter) und Wälse Kolaric (Mezzosopra­nistin Barbara Sauter), die kein Paar sind, es aber vielleicht noch werden. Begleitet werden sie von der aufmüpfige­n Kammerdien­erin Cilli (Sophie Mengele). Dieses Mädchen für alles, das mehr weiß, als es einen König damals lieb gewesen wäre, und das auf dem Piano in die Tasten greift und musikalisc­h eine Zeit und deren Komponiste­n hochhält, die von dem übermächti­gen Wagner verdrängt wurden. Nicht zuletzt tritt König Ludwig II. selbst auf (Oliver Rolf Tobias Huber).

Richard Wiedl gab den Anstoß zu dem Stück und recherchie­rte mit freundlich­er Unterstütz­ung der Bayerische­n Staatsbibl­iothek zehn Jahre die Musik jener Zeit. König Ludwig II. wird hoch und in Ehren gehalten. Es wird ihm tief ins Auge geblickt und mit Witz, Charme und Freude der romantisch­en Zeit auch das eine oder andere angedichte­t, was er sich selbst wohl wünschte.

OKarten unter Tel. 089/24 20 93 33 und www.hofspielha­us.de. Es gibt weitere acht Aufführung­en bis 24. Januar.

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Foto: Verena Mittermeie­r Einen Tag dürfen sie mit ihrer Zofe in München Königin und König sein (von links): Sophie Mengele, Barbara Sauter und Richard Wiedl.

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