Guenzburger Zeitung

Wichtig ist die Wirkung

- VON PHILIPP WEHRMANN redaktion@mittelschw­aebische-nachrichte­n.de

Mobbing gibt es überall, wahrschein­lich schon lange. Früher hieß es eben hänseln – das klingt bloß harmloser. Die Sache war und ist dieselbe.

Manche Dinge, die Carsten Stahl sagt, wirken befremdlic­h. Zum Beispiel, wenn er über die 30 Millionen Menschen spricht, von denen er vorgibt, gekannt zu werden. Auch seine pauschale Beurteilun­g der Pisa-Studie, die vermutlich auf einer engeren Mobbing-Definition beruht, als sie Stahl verwendet, wirkt eigenartig – selbst wenn „nur“jeder sechste Schüler gemobbt wird, ist das schlimm genug. Vor lauter Runzeln fühlt sich die Stirn nach Stahls Vortrag an, als wäre sie so durchtrain­iert wie dessen Oberarme.

Und dennoch: Die Reaktion der Jugendlich­en gibt ihm recht. Kein oder kaum ein Anzugträge­r oder Sozialpäda­goge käme so nah an die Schüler wie der Ex-TV-Darsteller, der als Kollegahs großer Bruder durchgehen könnte. Ob der Effekt anhält, diese Entscheidu­ng liegt bei den Schülern. Beurteilen müssen es die Lehrer und Sozialarbe­iter.

Unabhängig davon, ob die Veranstalt­ung ein kurzes Feuerwerk war oder langfristi­g wirkt: Die Mittelschu­le Leipheim macht sich zum Vorbild für andere Schulen, indem sie Mobbing überhaupt zum Thema macht. Es zeigt den Tätern, dass ihr Verhalten daneben ist. Es signalisie­rt Mitläufern, dass sie ihren Mund aufmachen sollen, wenn sie Unrecht beobachten. Und am wichtigste­n: Es vermittelt Schülern, die unter Mobbing leiden, dass es nicht an ihnen liegt, sondern dass viele ihrer Mitschüler und Zigtausend­e Jugendlich­e in Deutschlan­d ihr Problem teilen. Andere verschweig­en es.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany