Guenzburger Zeitung

Wie wird Offingen künftig aussehen?

Die Gemeinde hat sich im Laufe der Zeit verändert. Der Ortskern aber soll sein Erscheinun­gsbild behalten. Was das mit dem Haus der Musik zu tun hat

- VON PHILIPP WEHRMANN

Offingen Scheunen entgehen als Garagen der Sinnlosigk­eit, Ställe stehen leer, Misthaufen sind eine Rarität geworden. Robert Hieber, Offingens Zweiten Bürgermeis­ter, treibt das um. „Wenn wir nichts tun, dann wird aus Offingen eine Ansammlung von Siedlungen.“

Über Jahrhunder­te habe die Landwirtsc­haft den Offinger Ortskern geprägt. In den vergangene­n Jahrzehnte­n haben viele Bauern aber aufgegeben. Rückgängig machen kann man das nicht, doch die Folgen zumindest mildern. So entstand im Gemeindera­t eine Idee: Es sollte ein Leitfaden entstehen, der Bauherren bei der Gestaltung ihrer Häuser hilft – kein Zwang, nur eine Richtschnu­r, betont Hieber. Demnächst landet sie in den Briefkäste­n der Bewohner des Ortskerns.

Dabei hat sich Offingen früh verändert: 1853 entstand die Bahnlinie zwischen Augsburg und Ulm, wie Hieber in dem Heft schreibt. In der Folge siedelte sich zunächst die Papierfabr­ik, 1896 dann die BWF an. Südlich der Bahnhofsst­raße entstand die „Siedlung“. In der Broschüre ist eine Luftaufnah­me dargestell­t, die um das Jahr 1920 entstand. „Schon damals waren Teile Offingens von Ein- und Zweifamili­enhäusern für Arbeiter geprägt.“

Doch das Bild der Haupt-, Leonhardtu­nd Marktstraß­e sowie des Marktplatz­es sei durch landwirtsc­haftliche Anwesen bestimmt – und das soll auch so bleiben, wenn es nach Hieber geht. „Die Hofstruktu­r lässt sich beibehalte­n, auch wenn die Gebäude nach der Sanierung anders genutzt werden.“Einfach ist das nicht immer: Ein Neubau könne manchmal günstiger sein als eine Sanierung, sagt er.

Bürgermeis­ter Thomas Wörz sagt, er teile Hiebers Bestreben, den Dorfkern lebendig zu halten. „Bei mir muss es nicht immer unbedingt ein schwäbisch­es Haus sein.“Die beiden kommen auf das geplante Haus der Musik zu sprechen, das wegen seines flachen Dachs bei der Bürgervers­ammlung kürzlich auf Kritik gestoßen ist: „Es gibt kein größeres Projekt, das anfangs nicht kritisiert wird“, sagt Wörz. „Als junger Bürgermeis­ter hat mich das regelmäßig an mir zweifeln lassen.“Mittlerwei­le wisse er, dass viele sich mit einem Gebäude anfreundet­en, sobald es fertig ist. Das sei beim sehr modern gestaltete­n Kindergart­en genauso gewesen. „Der ist mir schwergefa­llen“, sagt Hieber, zumal es eine klassicher­e Variante gegeben habe. Beim Haus der Musik sei das nicht so. „Auf diesem Grundstück kann man kein schwäbisch­es Haus bauen, das genug Platz bietet.“

„Ich denke, dass wir auf einem guten Weg sind“, sagt Wörz. Die Gemeinde kaufe leer stehende Gebäude, wo es geht. So sei auch die Demenzwohn­anlage möglich geworden. Sie sollte dort stehen, wo der Kindergart­en gebaut wurde. Das habe aber nicht geklappt. „Damals war ich sauer, wütend, traurig. Im Nachhinein hatte es etwas Gutes.“Insbesonde­re für Kommunen seien Sanierunge­n teuer: „Da muss man jeden Eimer Dreck bezahlen, der rausgetrag­en wird.“Eine Ausnahme war das Klaiberhau­s, bei dem der Schützenve­rein viel Arbeit geleistet habe. „Es ist das letzte erhaltene schwäbisch­e Kleinbauer­nhaus in Offingen“, sagt Hieber. Für ihn hat es Vorbildcha­rakter. sprach auch über die Wassergebü­hren mit der künftig nicht vermeidbar­en Trennung in Schmutzwas­serund Niederschl­agswasserg­ebühren.

Der CSU-Kreisvorsi­tzende und Landtagsab­geordnete Alfred Sauter ging in der Diskussion­srunde in Gundremmin­gen auf Fragen der Bürger ein, unter anderem bezüglich Maut- und Dieselpoli­tik, Migration, Veränderun­g der Parteienla­ndschaft und derzeit schlechten Außenwirku­ng der CSU. Zustimmung fand die im Koalitions­vertrag verankerte Beschränku­ng des Amtes des Bayerische­n Ministerpr­äsidenten auf zehn Jahre. Sauter ehrte den überrascht­en Herrmann für 25 Jahre Tätigkeit als CSU-Ortsvorsit­zenden und dankte ihm für die erfolgreic­he Zusammenar­beit.

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Fotos: Weizenegge­r, Wehrmann Elisabeth Bantel hat vor gut 20 Jahren die Hofstelle ihrer Familie renoviert. Für den Zweiten Bürgermeis­ter hat das Vorbildcha­rakter.
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Robert Hieber, Offingens Zweiter Bürgermeis­ter, hat eine Baufibel erstellt.

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