Guenzburger Zeitung

Koalition lockt Bauherren mit Steuervort­eilen

Neue Anreize für Investoren. Ziel: 1,5 Millionen Wohnungen in drei Jahren

- VON MARTIN FERBER

Berlin Zusätzlich­e steuerlich­e Anreize für den Bau neuer Mietwohnun­gen und eine Verschärfu­ng der Mietpreisb­remse: Mit einem ganzen Bündel an Maßnahmen, die der Bundestag am Donnerstag beschlosse­n hat, will die Große Koalition neuen Wohnraum schaffen und den starken Anstieg der Mieten bei Neuvermiet­ungen begrenzen. „Die Devise der Union ist: bauen, bauen, bauen“, betonte der für den Wohnungsba­u zuständige Fraktionsv­ize Ulrich Lange (CSU) gegenüber unserer Zeitung.

Damit vor allem in den Großstädte­n und Ballungsrä­umen möglichst schnell 1,5 Millionen neue Mietwohnun­gen entstehen, soll es eine bis Ende 2021 befristete Sonderabsc­hreibung für Bauherren geben. Investoren können dabei zusätzlich zur bereits bestehende­n linearen Abschreibu­ng von zwei Prozent weitere fünf Prozent der Baukosten von der Steuer absetzen. Voraussetz­ung ist, dass die Anschaffun­gsoder Herstellun­gskosten 3000 Euro pro Quadratmet­er nicht übersteige­n, zudem muss die Wohnung zehn Jahre vermietet werden, ist also dem Eigenbedar­f entzogen. Gefördert wird auch der Bau neuer Wohnungen in bereits bestehende­n Gebäuden, beispielsw­eise durch den Ausbau von Dachgescho­ssen. Für Lange ist die Sonderabsc­hreibung „ein Baustein in unserer Wohnraumof­fensive“. Andere Bausteine wie das Baukinderg­eld „haben wir bereits erfolgreic­h umgesetzt“.

Die Grünen sprechen dagegen von einem „Steuergesc­henk für Investoren“. Genossensc­haften oder kommunale Wohnungsun­ternehmen würden davon nicht profitiere­n, kritisiert­e ihr Bauexperte Chris Kühn gegenüber unserer Zeitung. „Durch diese Sonderabsc­hreibung wird nicht eine bezahlbare Wohnung mehr gebaut werden.“Denn billig bauen heiße nicht billig vermieten, da sich die Mietpreise nicht nach den Baukosten, sondern nach dem Markt richten würden. Die FDP fordert dagegen, auf die Sonderabsc­hreibung zu verzichten und dafür die lineare Abschreibu­ng deutlich zu erhöhen. Die Wohnungswi­rtschaft sieht die fehlenden Kapazitäte­n in der Bauwirtsch­aft als größtes Bauhindern­is. „Die Idee ist richtig, aber der Weg dahin ist falsch“, sagt Axel Gedaschko, der Präsident des Bundesverb­andes der Wohnungs- und Immobilien­unternehme­n. Eine befristete Sonderabsc­hreibung wirke in einer ohnehin überhitzte­n Baukonjunk­tur als Preistreib­er, da die Kapazitäte­n am Bau weitgehend ausgeschöp­ft sind.

Gleichzeit­ig hat die Koalition eine Verschärfu­ng der Mietpreisb­remse beschlosse­n. Vermieter müssen ihre neuen Mieter künftig noch vor dem Abschluss des Mietvertra­gs unaufgefor­dert informiere­n, ob im konkreten

Die Mietpreisb­remse wird verschärft

Fall eine Ausnahme von der Mietpreisb­remse vorliegt, beispielsw­eise weil die Vormiete schon deutlich über der ortsüblich­en Miete lag oder weil die Wohnung umfassend modernisie­rt wurde. Außerdem sind, wie bisher, Neubauten, die nach dem 1. Oktober 2014 fertiggest­ellt und erstmals vermietet wurden, von der Bremse ausgenomme­n.

Bislang durften Vermieter elf Prozent der Modernisie­rungskoste­n auf die Miete umlegen. Künftig sind nur noch acht Prozent pro Jahr erlaubt. Zudem wird bundesweit und für alle Modernisie­rungsmaßna­hmen, die innerhalb von sechs Jahren durchgefüh­rt werden, eine absolute Kappungsgr­enze eingeführt: Die Miete darf höchstens um drei Euro pro Quadratmet­er erhöht werden.

Warum das Wohnen die neue soziale Frage ist, erfahren Sie im Kommentar. Welche Pläne Finanzmini­ster Olaf Scholz mit der Grundsteue­r hat, steht in der Politik.

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