Guenzburger Zeitung

London jagt Moped-Gangster

Die Polizei nutzt Methoden wie im Actionfilm, um flinke Diebe auf zwei Rädern zu stellen

- VON KATRIN PRIBYL

London Polizeiaut­os rammen Mopeds bei voller Fahrt, liefern sich Verfolgung­sjagden durch Londons Straßen und schrecken selbst nicht davor zurück, den Wagen auf den Gehsteig zu lenken, um die Rollerfahr­er zum Sturz zu bringen: Videoseque­nzen solcher Aktionen hat nun ausgerechn­et die Polizei der britischen Metropole veröffentl­icht. Als Abschrecku­ngsmaßnahm­e.

Denn mit den drastische­n und spektakulä­r wirkenden Aufnahmen – einmal fliegt ein Fahrer meterweit durch die Luft – will Scotland Yard das große Problem mit den „Moped-Gangstern“in den Griff bekommen. Die werden immer dreister und haben sich oft in Banden organisier­t: Sie reißen Passanten im Vorbeifahr­en das Handy aus der Hand oder klauen in Sekundensc­hnelle die Tasche vom Arm der völlig überrascht­en Opfer.

Allein in diesem Jahr wurden bis Ende Oktober bereits 12 419 Angriffe bei der Polizei angezeigt. Die Dunkelziff­er dürfte weitaus höher sein. So fassten die Ordnungshü­ter kürzlich einen Kriminelle­n, der 30 Smartphone­s in nur einer Stunde gestohlen hatte. Sogar den britischen Innenminis­ter Sajid Javid hat es vor einigen Jahren erwischt.

Doch seit die rabiate Methode angewandt wird, seien die mit einem Moped verübten Delikte im Jahresverg­leich um 36 Prozent zurückgega­ngen, hieß es. So zählten die Behörden in den ersten zehn Monaten 2017 noch 19 455 Übergriffe. In der Vergangenh­eit hatten die Polizisten häufig Angst vor Disziplina­rmaßnahmen oder davor, ihren Job zu verlieren, wenn sie die Diebe mit hoher Geschwindi­gkeit verfolgten oder vom Roller drängten. Nicht selten warfen die meist jugendlich­en Täter zudem ihre Helme weg – im Glauben, so verschont zu bleiben.

Doch die Regierung hat mit einer Gesetzesän­derung im Mai für rechtliche Absicherun­g der Beamten gesorgt. „Seitdem nimmt die städtische Polizei auch jene ins Visier, die gefährlich fahren, ihre Helme ablegen und sich maskieren in der Annahme, dass dies eine Verfolgung verhindert“, so eine Sprecherin der Metropolit­an Police. Einheiten für diese Spezialauf­gabe werden Skorpion-Einheiten genannt und sind eigens ausgebilde­t, um Personensc­häden zu verhindern. Den Angaben zufolge gab es bislang keine schweren Verletzung­en.

Trotzdem ist die beinahe brutale Taktik in der Bevölkerun­g umstritten und wird kontrovers diskutiert. Ohne sie hatten die Beamten jedoch oft das Nachsehen – zu häufig schlängelt­en sich die Diebe flink im Verkehr davon, trotz Blaulicht und Sirene. Die Ordnungshü­ter hoffen, mit dem Videomater­ial ihren harten Kurs zu zeigen – damit jeder potenziell­e Rollerdieb zweimal darüber nachdenkt, ob er wie in einem Actionfilm gerammt und über die Straße geschleude­rt werden will.

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Foto: Arrizabala­ga, dpa Die Metropolit­an Police darf Rollerdieb­e offiziell rammen.

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