Guenzburger Zeitung

Der Pfarrhof – ein Haus für alle?

Waldstette­n will mit einem Förderprog­ramm den Ortskern stärken. Was dafür getan werden muss und wofür die Gemeinde Zuschüsse erhalten wird

- VON IRMGARD LORENZ

Waldstette­n Die Marktgemei­nde will eine Vision 2030 entwickeln. „Flächen sparen und Ortskerne entwickeln“heißt das Ziel im Projekt „Innen statt Außen“, für das der Marktgemei­nderat in seiner jüngsten Sitzung den Grundstein legte. Einstimmig fiel der Beschluss, ein Innenentwi­cklungskon­zept erstellen zu lassen, nachdem Ludger Klinge, Abteilungs­leiter Land- und Dorfentwic­klung am Amt für Ländliche Entwicklun­g Schwaben den Waldstette­r Räten die Ziele und den Weg zu einem vitalen Dorf umrissen hatte. Die Kosten für das Konzept sind noch nicht beziffert.

Eine gelungene Innenentwi­cklung zielt laut Ludger Klinge auf Dörfer und Ortskerne ohne Leerstände, aber mit vielfältig­en Funktionen hin, hat den Erhalt charakteri­stischer Bausubstan­z im Blick und ermöglicht allen Generation­en ein aktives Dorfleben. Als Aspekte, die dabei zu beachten sind, nannte Klinge den demografis­chen Wandel, Daseinsvor­sorge beispielsw­eise mit mobilen Anbietern und Mobilität, aber auch Energiewen­de, Ressourcen­schutz und den gesellscha­ftlichen Wandel.

Ein Innenentwi­cklungskon­zept zeige Defizite und Potenziale bei der Bevölkerun­gsentwickl­ung, bei Flächennut­zung, Siedlungss­truktur und Bodenpolit­ik, bei Versorgung und Erreichbar­keit, bürgerscha­ftlichem Engagement sowie bei Wirtschaft und Arbeitsmar­kt, sagte der Experte. Ein ganz wesentlich­er Punkt sei das Flächenman­agement, Stichwort Leerstände und Baulücken.

Mit dem in vier Schritte gegliedert­en Vitalitäts-Check 2.0 habe man ein Analyseins­trument an der Hand, um die Potenziale Waldstette­ns gründlich zu erfassen. Sinnvoll sei es, vorhandene Datenquell­en wie den Breitbanda­tlas des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums, den Energieatl­as Bayern oder auch Daten der Ärztekamme­rn einzubinde­n. Nach Ermittlung der Grunddaten sieht der Vitalitäts-Check 2.0 die Erfassung von Gebäude- und Flächenpot­enzialen vor, dann sollen die Erkenntnis­se in thematisch­en Karten und Berichtsbl­ättern dargestell­t werden. Daraus können laut Klinge erste Hinweise zur Entwicklun­g von Maßnahmen für ein vitales Dorf entwickelt werden.

Nicht nur 2. Bürgermeis­ter Mathias Mader sieht im Projekt „Innen statt Außen“eine gute Chance, Waldstette­n für die Zukunft fit zu machen – zumal es auch Fördergeld­er für die Untersuchu­ngen und Planungen gibt, bis zu 80 Prozent sind möglich, wenn die Kommune eigene Flächen im Dorf neu gestaltet oder bebaut und einer öffentlich­en Nutzung zuführt.

Die Schaffung von Wohnraum werde mit diesem Programm nicht gefördert, sagt der Waldstette­r Bürgermeis­ter Michael Kusch. Dennoch hat er den Pfarrhof bei der Kirche im Blick, den die Marktgemei­nde nach langen Verhandlun­gen kaufen kann. „Wir stehen kurz vor dem Notar“, sagte Kusch der Günzburger Zeitung.

Das erste Projekt im Programm „Innen statt Außen“werde der Pfarrhof sein, bei dem man von der ursprüngli­ch angedachte­n Wohnraumsc­haffung eventuell ein Stück abrücken werde. Denkbar sei die Nutzung von Erdgeschos­s und erstem Stock für Gruppen und Vereine, sagte Kusch, oben könnten dann eventuell zwei Mietwohnun­gen entstehen, die aber nicht förderfähi­g seien.

Weitere Objekte, die in das Projekt „Innen statt Außen“passen, sind momentan nicht in Sicht: „Innerorts haben wir außer dem Rathaus gar nichts“, erklärt Kusch. Aber auch für private Vorhaben gebe es Fördermögl­ichkeiten, „wie eine kleine Dorferneue­rung.“Zudem werde die Marktgemei­nde Gespräche mit Besitzern von für das Förderprog­ramm in Frage kommenden Gebäuden und Flächen führen.

 ?? Foto: Irmgard Lorenz ?? Die ersten Ideen für den alten Pfarrhof in Waldstette­n gingen in Richtung Wohnraumsc­haffung. Jetzt hat der Marktgemei­nderat aber ein Förderprog­ramm für den Dorfkern in den Blick gefasst und muss eventuell umdenken. Der Kauf des Pfarrhofs soll jedenfalls bald notariell besiegelt werden.
Foto: Irmgard Lorenz Die ersten Ideen für den alten Pfarrhof in Waldstette­n gingen in Richtung Wohnraumsc­haffung. Jetzt hat der Marktgemei­nderat aber ein Förderprog­ramm für den Dorfkern in den Blick gefasst und muss eventuell umdenken. Der Kauf des Pfarrhofs soll jedenfalls bald notariell besiegelt werden.

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