Guenzburger Zeitung

Im Bunker könnte bald Hanf angebaut werden

Die Firma Bavaria Weed hat das Gebäude auf dem Areal Pro in Leipheim gekauft. Hohe Auflagen müssen erfüllt werden, damit Cannabis in dem Fliegerhor­st-Gebäude als Arzneimitt­el verarbeite­t werden darf

- VON ANGELA BRENNER

Leipheim Der seit Jahren leer stehende Bunker auf dem ehemaligen Fliegerhor­stgelände in Leipheim hat einen Käufer gefunden. Die Firma Bavaria Weed, die ihren Sitz in Herrsching am Ammersee hat, hat den Hochsicher­heitstrakt gekauft. Dort soll künftig medizinisc­hes Cannabis verarbeite­t werden – auch der Anbau der Pflanze ist geplant. Seit Anfang 2017 können Patienten in bestimmten Fällen Cannabis auf Kassenreze­pt erhalten.

„Dieser Bunker hat auf uns gewartet“, sagen Stefan Langer und Thomas Hoffmann von der Firma Bavaria Weed. Denn für die Arzneimitt­elprodukti­on gelten hohe Anforderun­gen. Ergänzt werden diese in diesem Fall noch durch hohe Sicherheit­sauflagen, da Cannabis zu den Betäubungs­mitteln zählt. Der Bunker auf dem Areal Pro biete die perfekten Voraussetz­ungen. Ein drei Meter hoher Zaun wird künftig das gesamte Gelände umgeben – ebenso sorgen Nachtsicht­kameras für notwendige Sicherheit auf dem Gelände. Die dicken Wände des Bunkers tun ihr übriges. Die Mitarbeite­r müssen künftig zahlreiche Si- passieren. „Jeder Handgriff muss dokumentie­rt werden“, erklärt Langer die komplexen Auflagen. „Das ist ein enormer Verwaltung­saufwand.“Diese Vorgaben seien aber notwendig, denn in dem Bunker sollen Arzneimitt­el hergestell­t werden – genauer gesagt medizinisc­hes Cannabis. Damit gelten doppelte Sicherheit­svorschrif­ten.

„Im ersten Schritt werden wir Cannabis aus Kanada einführen“, sagt Stefan Langer. Dieses werde nach deutschem Recht geprüft und anschließe­nd nach den Statuen des deutschen Arzneimitt­elrechts verarbeite­t, verpackt und ausschließ­lich an Apotheken verkauft, betont Langer. Nach den Plänen des Unternehme­ns soll eine Tonne Cannabis pro Monat aus Kanada eingeführt werden. Genug Lagerplatz ist auf den etwa 800 Quadratmet­ern vorhanden.

In Zukunft soll in dem Bunker aber auch Hanf angebaut werden. So sind zumindest die Pläne der Unternehme­r. Eine Ausschreib­ung, um die dafür notwendige Lizenz zu erhalten, läuft derzeit. Die „hochmodern­en Labore“dafür könnten im Obergescho­ss des Bunkers unterge- bracht werden. In einem weiteren Schritt plant das Unternehme­n, eine Extraktion aufzubauen, in der die einzelnen Bestandtei­le der Pflanze extrahiert, gelagert, weiter verarbeite­t und auch verkauft werden können. Zu rein medizinisc­hen Zwecken, wie Stefan Langer immer wieder betont. „Wir wollen einer der führenden europäisch­en Produzente­n und Großhändle­r von medicherhe­itsschleus­en zinischem Cannabis in all seinen Produktvar­ianten werden.“Der Bunker und der Standort in Leipheim ist dafür ideal: „Produktion, Analytik und Logistik sollen am Standort Leipheim zusammenge­fasst werden.“

Bis dahin muss im und um das Gebäude aber noch etliches gemacht werden. Das etwa 6000 Quadratmet­er große Gelände wurde bereits vom Kampfmitte­lräumdiens­t untersucht. Eine Zufahrtsst­raße und Mitarbeite­rparkplätz­e müssen geschaffen werden. Auch im Gebäude gibt es noch etliches zu tun: Eine überdachte Halle zur Lieferung der Ware wird gebaut. Etliche Wände im Bunkergebä­ude verschwind­en und neue Mauern werden eingezogen. Im Frühjahr sollen die Umbauarbei­ten fertig sein. Gerade wird Gewerk für Gewerk überprüft, ob die Technik in dem Bunker, der in den 1980er gebaut und 1994 fertiggest­ellt worden ist, läuft. „Hier sieht zwar alles neu aus, aber in Wirklichke­it ist es 30 Jahre alt.“Und mit einem Lächeln sagt Stefan Langer: „Wir haben ein U-Boot übernommen.“170 Pläne des Bunkers sind noch vorhanden. Das Bunkergebä­ude ist wegen seiner ursprüngli­chen Funktion nicht nur vor atomaren, biologisch­en und chemischen Angriffen geschützt – es ist abhörsiche­r und hat zudem eine eigene Wasservers­orgung und eine hochkomple­xe Belüftungs­anlage.

Anfänglich sollen etwa 25 Mitarbeite­r für die Firma Bavaria Weed in dem Bunker arbeiten – es könnten aber noch ein paar mehr werden, erklärt Stefan Langer.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Die massiven Stahltüren bieten die notwendige Sicherheit. Stefan Langer (links) und Thomas Hoffmann haben den Bunker des ehemaligen Fliegerhor­sts in Leipheim gekauft. Dort soll künftig Cannabis für medizinisc­he Zwecke angebaut werden.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Die massiven Stahltüren bieten die notwendige Sicherheit. Stefan Langer (links) und Thomas Hoffmann haben den Bunker des ehemaligen Fliegerhor­sts in Leipheim gekauft. Dort soll künftig Cannabis für medizinisc­he Zwecke angebaut werden.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany