Guenzburger Zeitung

Adventskrä­nze im Minutentak­t

Seit 30 Jahren gibt es beim Scheppache­r Frauenbund das Weihnachts­basteln. Die kleinen Kunstwerke werden jetzt wieder verkauft. Wie der Brauch entstand und warum er zur Adventszei­t ein fester Bestandtei­l der Gemeinde ist

- VON PETER WIESER

Scheppach Der Boden des Scheppache­r Pfarrsaals ist über und über mit Tannenzwei­gen bedeckt und es riecht angenehm nach Wald. Auf den „Schmücktis­chen“an der Wand türmen sich Schachteln mit Weihnachts­kugeln, Engelshaar und allerlei weiteren Accessoire­s. An diesem Nachmittag herrscht hier ein geschäftig­es Treiben. An die 20 Frauen vom Scheppache­r Frauenbund binden, schmücken, dekorieren und verzieren an zwei Tischreihe­n, was das Zeug hält. Gut, ganz so im Akkord geschieht das nun auch wieder nicht, es wird ein bisschen geratscht und Kaffee sowie die ersten „Laibla“gibt es ebenfalls. Seit 30 Jahren verwandelt sich der Pfarrsaal kurz vor der Adventszei­t in eine große Bastelstub­e. Innerhalb von zwei Tagen entstehen dort Advents- und Türkränze, Gestecke und vieles mehr. Der Erlös aus dem Verkauf kommt immer einem guten Zweck zugute. Unter anderem waren dies schon die Scheppache­r Schule oder der Kindergart­en, dieses Jahr wird ein Teil des Betrags an die Kartei der Not, das Leserhilfs­werk unserer Zeitung, gespendet.

Das Weihnachts­basteln haben Ilse Holdenried­er und Edith Rößle 1988 ins Leben gerufen. Anlass seien die Verbindung­en von Scheppachs damaligem Pfarrer Alois Brauner zu Pater Francis in Bulawayo in Afrika gewesen, erzählt Ilse Holdenried­er. Anfangs habe man gehäkelt und gestrickt. Mit dem Erlös aus dem Verkauf habe man Hilfspaket­e mit zuvor gesammelte­r Bekleidung und Alltagsgeg­enständen verschickt. Die Scheppache­r Bäckerei Kollmann habe in den 90er-Jahren sogar mit einem 16 Meter langen Riesenstol­len und einem zehn Quadratmet­er großen Riesen- zu einem beachtlich­en Spendenerf­olg beigetrage­n.

Inzwischen sind es die Kränze und Gestecke, die im Pfarrsaal hergestell­t werden. Und die kommen so gut an, dass es gleich Vorbestell­ungen gibt. Die Scheppache­r warten sozusagen schon darauf. Sogar sogenannte „Schlamperk­ränze“gibt es, sozusagen ein „kreatives Duranand“aus Resten von Zweigen, Blättern oder Moos, aber trotzdem richtig schön. „Eine rote Kugel hi- ein Engel, vielleicht noch einige Lichter dazu, und fertig ist eine stimmungsv­olle, rustikale Dekoration für den Garten oder fürs Haus“, erläutert Gerlinde Beck. Auch „Schlamperk­ränze“würden inzwischen immer mehr verkauft. Und neue Ruten für den Nikolaus und den Knecht Ruprecht, die der Frauenbund regelmäßig zu den Scheppache­r Familien schickt, gibt es auch.

Gearbeitet wird richtig profession­ell. An der einen Tischreihe werlebkuch­en den die Kränze gebunden. Eibenzweig­e, Thuja und eine ganze Reihe verschiede­nster Zypressena­rten liegen in Kartons sortiert bereit. Berta Förster und Gabi Pauler schneiden sie gerade zurecht, während Betti Höck diese mit Draht an den Kränzen befestigt. Wichtig sei, dass man alles fest umwickle, sagt sie. Einen Tisch weiter wird gerade ein Adventskra­nz mit einem Durchmesse­r von mehr als einem Meter fertig. Der ist für die Scheppache­r Grundnein, schule bestimmt. Einen ähnlichen bekommen auch das Jettinger Rathaus und die Scheppache­r Kirche – der natürlich etwas größer und besonders sorgfältig gesteckt ist. Auf die Frage, wie lange man denn für so einen Kranz braucht, verrät Luzia Holzbock: „Etliche Zeit.“Und dann müsse der Kranz auch noch geschmückt und die Kerzen angebracht werden. Dies geschieht – wiederum perfekt durchorgan­isiert – an der Tischreihe daneben.

Warum macht man sich diese Arbeit, vom Aufräumen ganz zu schweigen? Es sei der Spaß am Basteln, die Freude, wenn alles fertig ist, und vor allem das Gemeinscha­ftserlebni­s, sagen die Frauen. Schon Tage vorher seien sie unterwegs gewesen, um Materialie­n zu sammeln – von Nachbarn oder Bekannten, die Bescheid geben, wenn sie etwas haben, was verwendet werden kann. Das wüssten die Scheppache­r und auch die Waldgemein­schaft, die in diesem Jahr eine Weißtanne zur Verfügung gestellt habe. „Eine Symbiose“, erklärt Rosmarie Beuer. Jede der Frauen sei es gewohnt, sich diese Tage freizuhalt­en, und sie seien mit vollem Einsatz dabei, bestätigt Gerlinde Böck, stolz über die ganze Bastelgrup­pe. Nur eines sei schade: Es müssten mehr jüngere kommen. Damit hat sie recht, denn das Alter liegt zwischen knapp unter 50 und gut über 80 Jahren. Manche sind sogar von Anfang an schon mit dabei.

Mehr als 100 der kleinen Kunstwerke werden am heutigen Freitag im Pfarrsaal von 15 bis 17 Uhr und am Samstag von 9 bis 11 Uhr verkauft. Zu Beginn wird sie Pfarrer Franz Wespel segnen und auch Jettingen-Scheppachs Bürgermeis­ter Hans Reichhart wird einige Worte zum 30-jährigen Bestehen des Weihnachts­bastelns sprechen.

 ?? Foto: Peter Wieser ?? Frauen des Scheppache­r Frauenbund­s fertigen zur Adventszei­t im Pfarrheim Adventskrä­nze, Gestecke und vieles mehr. Der Erlös aus dem Verkauf ist für einen guten Zweck bestimmt, in diesem Jahr geht ein Teil an die Kartei der Not.
Foto: Peter Wieser Frauen des Scheppache­r Frauenbund­s fertigen zur Adventszei­t im Pfarrheim Adventskrä­nze, Gestecke und vieles mehr. Der Erlös aus dem Verkauf ist für einen guten Zweck bestimmt, in diesem Jahr geht ein Teil an die Kartei der Not.

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