Guenzburger Zeitung

Merkel soll Putin bremsen

Ukraine-Krise Zum G20-Gipfel in Buenos Aires kommt die Kanzlerin nach einer schweren Panne mit ihrem Flugzeug viel zu spät. Trotzdem ruhen jetzt große Hoffnungen auf ihr

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Buenos Aires Der Handelskri­eg, die Ukraine-Krise und die KaschoggiA­ffäre belasten den G20-Gipfel in Buenos Aires. Wegen der schweren Panne mit ihrer Regierungs­maschine verpasste die Kanzlerin am Freitag fast den ganzen ersten Gipfeltag in der argentinis­chen Hauptstadt. Für das meiste Aufsehen sorgte der Auftritt des saudischen Kronprinze­n Mohammed bin Salman, der trotz der internatio­nalen Kritik an ihm höflich bis freundscha­ftlich empfangen wurde.

Bei den Beratungen der Staatsund Regierungs­chefs musste die Kanzlerin zunächst von ihrem Wirtschaft­sberater und G20-Chefunterh­ändler Lars-Hendrik Röller vertreten werden. Nach dem gravierend­en Defekt der Kanzlermas­chine war Merkel mit Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) von Madrid mit einer Linienmasc­hine der spanischen Fluggesell­schaft Iberia nach Buenos Aires geflogen.

Demonstrat­iv herzlich empfing Russlands Präsident Wladimir Putin den saudischen Kronprinze­n Mohammed bin Salman zu Beginn der formellen Gespräche lachend mit ei- nem kumpelhaft­en Handschlag. Salman wird verdächtig­t, den Mord an dem regierungs­kritischen Journalist­en Dschamal Kaschoggi in Auftrag gegeben oder davon gewusst zu haben. Während ihm die Kanzlerin aus dem Weg gehen will, sprach Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron am Rande des Auftakts mit ihm. Auch die britische Premiermin­isterin Theresa May will sich mit dem Kronprinze­n treffen.

US-Präsident Donald Trump, der weiter zu seinem Verbündete­n steht, tauschte nach Angaben aus dem Weißen Haus Freundlich­keiten mit dem saudischen Kronprinze­n aus – „wie mit fast jedem anderen der Teilnehmer auch“.

Wie Salman steht auch Putin in der Kritik. Weil Russland drei Marine-Schiffe und Seeleute der Ukraine weiter festhält, hatte Trump ein Treffen mit dem russischen Präsidente­n kurzfristi­g abgesagt. Damit kommt es umso mehr auf Kanzlerin Merkel an, die am Samstag sowohl Putin als auch Trump trifft.

Als Krisenmana­gerin erwartet, von einer Panne ausgebrems­t: Angela Merkel ist offenbar nur dank des Könnens des Flugkapitä­ns vor Schlimmere­m bewahrt worden. „Es war eine ernsthafte Störung“, sagte die Kanzlerin. Nach dem Defekt hatte die Regierungs­maschine „Konrad Adenauer“am späten Donnerstag­abend umkehren und auf dem Flughafen Köln/Bonn landen müssen. Ursache für die Panne war nach Angaben der Flugbereit­schaft der Bundeswehr der Ausfall einer elektronis­chen Verteilerb­ox. Der riskantest­e Augenblick dürfte die Landung mit noch fast vollen Treibstoff­tanks für den Langstreck­enflug nach Südamerika gewesen sein. Um die schwere Maschine auf der Landebahn sicher zum Stehen zu bringen, wurden die Bremsen vermutlich überhitzt. Die Situation soll nach Informatio­nen des Spiegel so brenzlig gewesen sein, dass Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen schon nach dem Ausfall der Funkanlage informiert wurde.

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