Guenzburger Zeitung

Frauenfußb­all: Ein Boom, der keiner war

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

sollten.“Von der Meistersch­aft wollte Hoeneß angesichts von neun Punkten Rückstand auf Borussia Dortmund nicht sprechen. „Nach den letzten Gesprächen ist es zu einem Schultersc­hluss zwischen Mannschaft und Trainer gekommen. Diese Saison kann noch eine ganz gute werden.“Abschied wird es hingegen wohl von verdienten Spielern wie Franck Ribéry und Arjen Robben geben. Hoeneß kündigte an: „Wir werden im nächsten Jahr im größeren Stil investiere­n.“Der Verein habe dann den Platz im Kader für neue Topspieler.

Aber ist ein FCB auch ohne Hoeneß vorstellba­r? Dieser betonte selbst, es gehe darum, „die Weichen für die nächsten Jahre zu stellen“. Dass ein Ex-Spieler eine Rolle spielt, gab Hoeneß zu: „Ich kann versichern, dass der Name Oliver Kahn eine Rolle spielt.“Dies sei aber ein Thema für „die nächsten sechs bis zwölf Monate“. Im kommenden Jahr finden Neuwahlen im Verein statt.

Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge soll hingegen seinen 2019 auslaufend­en Vertrag verlängern. Als Rummenigge die von den Bayern gewechselt­en Spieler verabschie­dete, brandete nochmals Applaus von den Zuschauerr­ängen aus: nämlich dann, als Juan Bernat an der Reihe war. Den heutigen Spieler von Paris hatte Hoeneß in der WutPressek­onferenz angegriffe­n. Es waren Spitzen wie diese, die zeigten: Es gärt beim FC Bayern. Auch wenn der große Eklat diesmal ausblieb.

An Hoeneß gerichtet, richtete Rummenigge noch einen Wunsch: „Manchmal solltest du vielleicht etwas gelassener sein. Ich werde dir in Zukunft meine rechte Hand auf den Oberschenk­el drücken, damit du nicht irgendwann explodiers­t.“Dieser gelobte Besserung – und erntete ebenfalls Applaus.

Am meisten Spaß machen jene Diskussion­en, die immer und immer wieder geführt werden können. Alle Argumente sind längst ausgetausc­ht – und werden trotzdem wieder ausführlic­hst vorgebrach­t. Was war zuerst: Huhn oder Ei? Der beste Fußballer aller Zeiten: Ronaldo, Messi oder Maradona? Eine Zeit lang auch: Sind Deutschlan­ds Fußball-Frauen besser als die Männer? Eine Diskussion, so absurd wie der Schnurrbar­t von Joshua Kimmich. Männerund Frauenfußb­all lassen sich aus einem einfachen Grund nicht miteinande­r vergleiche­n: Männer sind keine Frauen. Für alle GenderFreu­nde: Das gilt auch für den umgekehrte­n Fall.

Verglichen wurde aber natürlich trotzdem. Während die Damen Titel an Titel reihten, scheiterte­n die Herren häufig kurz vor dem Ziel. Klar: Die Frauen sind besser. Gegenargum­ent: Weltweit gesehen ist die männliche Konkurrenz höher. Wie auch immer die Diskussion endete (meist ohne Ergebnis), sie zeigte den Respekt vor den Leistungen der deutschen FrauenNati­onalmannsc­haft. Respekt, der an verschiede­nsten Stellen mit einem Boom gleichgese­tzt wurde.

Richtig ist: Immer mehr Mädchen spielten Fußball im Verein. Richtig ist aber auch: Viele hörten schnell wieder auf. Die Begeisteru­ng hielt nur kurz. Auch, weil die Nationalma­nnschaft für überrasche­nd viele Enttäuschu­ngen sorgte. Steffi Jones als Bundestrai­nerin konnte den Trend nicht aufhalten. Gestern wurde Martina Voss-Tecklenbur­g als neue Verantwort­liche für die Nationalma­nnschaft vorgestell­t.

Ein schwierige­r Job. Die Zahl der Juniorinne­n- und Frauenmann­schaften ist rückläufig. Nur wenn die Nationalma­nnschaft erfolgreic­h ist, ist der Frauenfußb­all medial präsent. Das Freizeitan­gebot ist so groß, dass es diese mediale Präsenz als Leuchtturm benötigt. Martina Voss-Tecklenbur­g ist somit nicht nur für die jetzige Nationalma­nnschaft verantwort­lich. An ihr liegt es, ob sich auch in Zukunft Diskussion­en entspinnen, wer denn nun besser gegen den Ball kickt: Frauen oder Männer.

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Foto: Matthias Balk, dpa Uli Hoeneß bekam auf der Jahreshaup­tversammlu­ng auch manchen Gegenwind. Vor allem hat den Mitglieder­n nicht gefallen, wie das Oberhaupt der Bayern mit Paul Breitner umgegangen ist.
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Martina VossTeckle­nburg
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